Der zweite Teil der Bündnistrilogie ... nach "Der Tod und die Diebin" geht es endlich weiter mit den Geheimnissen der Wiedergeborenen.
Ich lade euch herzlich zu dieser Leserunde "Aus Feuer und Licht" ein.
Verlost werden 10 eBooks an diejenigen von euch, die mir in einem Satz schreiben, was "Engel" für sie bedeuten.
Weitere Teilnahmebedingungen (außer dem Verfassen einer Rezension auf LovelyBooks und Amazon, gerne aber auch zusätzlich auf anderen Plattformen oder Blogs): die Runde wird von jedem von uns bis zum Schluss begleitet und die Kapitel werden zeitnah und mit den anderen Lesern mehr oder weniger gemeinsam gelesen.
Ich freue mich über eine rege Teilnahme und ausgiebige Diskussionen.
Sollte einer von euch Band 1 bereits gelesen oder sogar an der Leserunde zu "Der Tod und die Diebin" teilgenommen haben, wäre das prima.
Leseprobe ...
Die Schellen aus gehärtetem Silber reflektierten das Sonnenlicht. Unerträglich hell stachen die gebrochenen Strahlen in Shemhazais Augen. Er wischte über sein Gesicht. Verteilte dabei nicht nur Tränen, sondern auch das Blut des Gebundenen.
»Hab Erbarmen, Heerführer!« Caym reckte seine Hände zu ihm hinauf. Die silbernen Fesseln klirrten.
»Erbarmen?« Für die Tochter des Ziegenhirten kam jegliches Erbarmen zu spät. Die Reste ihres Körpers lagen aufgebahrt inmitten ihrer trauernden Familie und warteten auf die Flammen. »Du vergehst dich an ihren Frauen und ignorierst, dass sie zerbrechlich und sterblich sind.«
»Wir sind hier, um sie zu knechten«, brüllte Caym. »Um ihre Seelen für die Geflügelten gefügig zu machen. Deswegen plagen wir uns mit ihrer Dummheit und ihrem Gestank.« Der Geifer rann ihm aus dem Mund. Camael musste umnachtet gewesen sein, als er Caym in das Heer der Grigori befohlen hatte. Trotz seiner Hülle aus Fleisch und Knochen glich er viel eher einem der verbannten Dämonen aus den Schattenreichen als einem Grigori des zehnten Chores.
Sie waren zweihundert. Ein Stoßtrupp, mehr nicht. Die Triaden rechneten mit keinem ernst zu nehmenden Widerstand. Sie gingen davon aus, dass allein die beeindruckende Größe und Vollkommenheit der Krieger den Menschen Respekt einflößte.
Shemhazai zügelte seine Verachtung, um dem Verurteilten nicht sofort den Kopf abzuschlagen und ihn als haltlosen Geist in dieser Welt zurückzulassen. Ein Blick zu Kepheqiah half ihm dabei. Wie immer blieb sein Freund gelassen und zeigte das mit einer beinahe arroganten Miene. Ungewöhnlich für einen Grigori. Keph hielt sich in vielen Dingen abseits.
»Eine Ziege gibt bessere Milch, wenn man sie krault, statt sie zu schlagen.« Hoch aufgerichtet ging Keph mit geschmeidigen Schritten um den Gefangenen herum und betrachtete die tiefen Wunden. Er steckte sich dabei eine Strähne zurück in den Haarknoten, als sähe er derlei täglich. »Was dir geschieht, hast du dir selbst zuzuschreiben. Shemhazai ist verpflichtet, Vergehen wie deine aufs Härteste zu bestrafen.« Gemächlich schlenderte er zu ihm zurück. »Ich könnte es nicht«, flüsterte er. »Es ist widerlich, wenn mir Blut ins Gesicht spritzt.« Er tippte an die Seite seiner Nase, um Shem zu zeigen, dass dort offenbar ein Fleck war. Shem wischte mit dem Ärmel darüber.
Ihr Auftrag lautete lernen und lehren. Bis die Menschen die nötige Reife und das Vertrauen erlangten, um ihnen ihre Seelen zu überlassen. Die Triaden wollten Sklaven. Die dritte weniger, die erste und zweite mehr. Um sie zu bekommen, mussten die Grigori die Welt aus Feuer und Licht verlassen, um im Schatten grober Körper nach brauchbarem Material zu suchen. Sie gehörten zum zehnten Engels-Chor und standen damit abseits der Triaden-Hierarchie.
Söldner. Effizient, doch für die Vielgeflügelten nicht wertvoll genug, um sich über ihr Leben Gedanken zu machen. Der Widerwille gegen das starre System dreigeteilter Macht stieß ihm bitter auf. Alle, von den Seraphim bis hinab zu den Engeln des neunten Chores, blickten mit Hochmut auf sie. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie die Kraft und den Mut der Grigori benötigten. Shem schüttelte den Kopf und die Gedanken an eine Heimat, die ihre Liebe ungerecht an ihre Kinder verteilte, flog mit den Schweißtropfen in die glutheiße Luft. »Du hätschelst sie!« Caym spukte Blut. Es gerann, bevor es im glühenden Sand versickerte. »Warum hat Camael dich als Heerführer ernannt und nicht Asasel? Der wäre mit diesem Pack schneller fertig geworden.«
Ein Disput mit einem Büßer? »Du vergisst dich.« Asasel gehörte in die Riege der zwölf Anführer. Für einen Waffenschmied war das eine Ehre.
Shem massierte sein Handgelenk. Weitere fünf Hiebe standen ihm bevor.
»Hätte Asasel für die Handschellen nicht schlichtes Erz schmieden können?« Kepheqiah rümpfte die Nase. »So wie das Silber glänzt, hat er Licht zwischen die Schichten gebannt.« Er reichte ihm ein Tuch. »Wisch dich ab. Das Blut dieses Mistkerls klebt immer noch an dir.«
»Er prahlt mit seiner Kunst.« Der Schmied lockte Feuerfunken in Schwertklingen und Sonnenlicht in Geschmeide. »Wenn es nach ihm ginge, wäre auch die Schaufel aus Gold, mit der wir unseren Dreck im Sand vergraben.«
Kepheqiah lachte. »Arroganter Fatzke. Kein Wunder, dass die Triaden ihm misstrauen.«
»Sie misstrauen jedem von uns.« Die oberen Chöre hielten sie für renitent. Was sie auch waren. »Sie nutzen unsere Stärke für ihre Zwecke und danken uns mit einem huldvollen Kopfnicken.« Shem spuckte aus. Der bittere Geschmack im Mund blieb.
»Nicht nur.« Keph drehte sich mit ausgestreckten Armen einmal im Kreis. »Diesmal bekommen wir wenigstens eine Aufwandsentschädigung. Auch wenn das Land nicht viel hergibt, es gehört nun uns.«
Es gab viel her – Licht, Hitze, ein rotes Glühen am Abend, ein silbernes Leuchten, bevor die Sonne aufging.
»Mein Diener nennt es die Ebene von Ninive.« Keph wies zu einem alten Mann, der mit finsterer Miene unter den Schaulustigen stand. »Er sagt, sein Urgroßvater hätte es seiner jüngsten Tochter geschenkt. Damals gehörte es niemand anderem. Wenn ich ihm erkläre, dass sich das jetzt geändert hat, spuckt er mir vor die Füße.« Seinem Lachen nach störte ihn die Bockigkeit seines Dieners nicht.
Ninive. Ein schöner Name für ein Mädchen. Er passte zu der Ebene. »Hier sind wir Herrscher, Shem. Keine Geächteten. Solange wir Sklaven liefern, lassen sie uns freie Hand.«
»Sie wussten, dass außer uns kein Chor bereit wäre, sich in diese Welt zu stürzen.« Macht ging nicht zwingend mit Mut Hand in Hand.
Shem wischte sich den nie versiegenden Schweiß ab. Dass ein materieller Körper aus sämtlichen Öffnungen leckte, war schlimm genug. Musste ihm das Wasser auch noch aus den Poren dringen?
Keph nahm mit vor Ekel verzogenem Mund das Tuch zurück. »Du bist stolz darauf, ein Grigori zu sein. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass du die Frauen der Menschen vögelst. Von deinem Status als Heerführer abgesehen, was unterscheidet dich von Caym?«
»Ich frage vorher.« Außerdem wälzte er sich nach dem Akt nicht in ihrem Blut. Caym war besessen von dem roten Körpersaft. Seine eigenen Leute hielten ihn für wahnsinnig und gingen ihm aus dem Weg.
»Und wenn deine Auserwählte dankend ablehnt?«
»Keine Ahnung.« Das war ihm bisher nie passiert. Frauen waren bezaubernd. Sie schmiegten sich an, dufteten. Wenn sie ihre Schenkel für ihn spreizten und er in eine Welt aus Gefühl und Sinnlichkeit eintauchte, vergaß er seine wahre Existenz.
Zwischen Kepheqiahs Brauen wuchs eine tiefe Falte. »Unsere Körper sind uns ausschließlich zu diplomatischen und im Notfall kämpferischen Zwecken überlassen worden. Das weißt du.«
»Sie taugen zu mehr. Probiere es aus.«
Keph zuckte zusammen, als hätte ihn die Geißel gestreift. »Niemals werde ich so tief sinken.«
»Ich sinke gerne tief.« Jede Nacht erneut. »Und ich schätze diesen Körper.« Vor allem, wenn er sich zuckend in einem Schoß ergoss. Kaum zu ertragende Empfindungen erschütterten und entzückten ihn immer wieder aufs Neue.
»Du bist vernarrt in den Haufen aus Fleisch und Knochen, weil du ihn durch deine hellen Augen begaffen kannst.« Kephs Mund verzog sich zu einem Spottgrinsen. »Die Menschen nennen dich hinter deinem Rücken Nebelmann.«
»Ich bilde mir nicht nur etwas auf meine Augen ein.« Auch wenn Anath das helle Grau faszinierte. Sie behauptete, die Wolken des Himmels spiegelten sich in ihnen.
Anath fiel es leicht, ihm zu schmeicheln. Sie kannte den Dank dafür und verlangte ihn oft.
Lust.
Seit er sie in einem weichen Frauenkörper gekostet hatte, wichen er und seine Männer vom Plan ab. Sie sollten Licht in die Finsternis der Menschen bringen. Das hatten sie getan. Bis in die dunklen Schöße der Frauen hinein. Und damit verstießen sie gegen den obersten Befehl – keine intimen Kontakte zu dem zu unterwerfenden Volk.
Ein Frevel, gefolgt von einem Schwur, ihn gemeinsam zu begehen. Bis auf Kepheqiah hatte ihn jeder Krieger seines Heeres geleistet. Eine Verschwörung der aufsässigen Grigori gegen ihre geflügelten Brüder. Shem lachte. Brüder. In den Augen der ersten Triade waren sie kaum wertvoller als die Menschen dieser heißen, steinigen Welt.
Der Verrat kümmerte ihn nicht. Reue? Wenn, vergaß er sie zwischen Anaths Schenkeln.
In seiner Heimat existierte keine Lust. Eine Welt aus Licht und Feuer brauchte dieses Gefühl nicht, das dem Fleisch und Blut und damit den Menschen gehörte. Jetzt, da er die Sinnenreize kannte und genoss, konnte er nicht mehr auf sie verzichten.
Doch das bedeutete nicht, dass Vergewaltigung und Mord ungesühnt blieben.
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