"Goldstaub und Ruinen" ist mittlerweile der dritte geistige Auswurf von Sybille Lengauer. Hier sei schon einmal gleich gesagt, dass "Goldstaub" ihr (bisher) bestes Werk ist.
Vor gerade einmal drei Jahren ( 2008 ) beglückte sie uns mit "Hirnwichsen", welches eine Sammlung von Gedichten und Kurzgeschichten ist und schon dort musste man sich fragen was im Kopf dieser Autorin nur vor sich gehen mag. Es versprühte zwar eine (eigenwilligen) Humor, aber hatte man es durchgelesen, war man alles andere als lustig drauf. Wenn man jetzt wissen will warum dem so ist, liest man sich meine Review zu "Hirnwichsen" durch oder am besten das Buch selber. Weil es ist ein Trip auf dem man sich (als Leser) einfach einmal begeben haben muss. Gerade mal ein Jahr später folgte schon das moderne österreichische Märchen "Hospitalistische Liebeslieder" - auch dies ist ein Erlebnis, welches dem von "Hirnwichsen" in nichts nachsteht. Man muss ich nur drauf einlassen...
Wie man vielleicht auch schon mitbekommen hat, ist "Hirnwichsen" mein Nucleus, der umrundet und verehrt wird. Aber jetzt haben wir hier "Goldstaub" was auch eine Ansammlung von Gedichten und Kurzgeschichten ist. Also muss es sich auf dem direkten Vergleich mit "Hirnwichsen" stellen. Was einem dann auffällt ist, dass "Goldstaub" mehr Kurzgeschichten enthält und das es mehrere Gedichte in englisch gibt. Sollte man jetzt dem Englischen nicht so mächtig sein, ist das keine große Sache, denn es ist nur eine kleine handvoll an englischsprachigen Gedichten und sollte man dennoch 2-3 Wörter nachschlagen müssen, kommt man schnell auf die Kernaussage. Also braucht man sich dort keine Gedanken machen.
Dies beschränkt sich aber nur auf das Erscheinungsbild. Was hier eigentlich zählt ist der Inhalt. Während man die Gedichte und Kurzgeschichten liest, begibt man sich wieder auf eine Reise deren Ziel bisher unbekannt bleibt. Zu Anfang wird einem wieder ins Bewusstsein gerufen, dass wir alle letztlich nur Menschen sind und das ganze Drumherum vollkommen egal ist, aber gerade dieses Drumherum führt bei uns Menschen zu Konflikten. So zeichnet Sybille erst ein Bild vom Menschen um dann zu zeigen wie hässlich, aber auch zerbrechlich ein Mensch sein kann. Dies kennt man schon in ähnlicher Form aus "Hirnwichsen", aber hier geht es noch weiter. Es ist in "Goldstaub" alles etwas morbider, wenn nicht sogar schon etwas nekrophil - und es weiß zu gefallen. Dennoch kommt der Humor nicht zu kurz, aber dennoch muss man sich fragen, darf man hier noch gelacht werden!? Kommt wohl ganz darauf an welchen (eigenartigen) Humor man hat.
Eigentlich kaum zu glauben, aber "Goldstaub" ist dabei "Hirnwichsen" seinen Rang mehr als nur streitig zu machen. Weil es ist im Gesamten besser als "Hirnwichsen", obwohl dies schon sehr gut ist. Die Gedichte haben aber noch mehr Tiefgang, regen noch mehr zum Denken an und man kann sich auch schon schneller in ihnen verlieren. oder die Kurzgeschichten sind noch gewitzter und wenn man einen kleinen Hang zum Horror hat, wird man noch mehr Gefallen an ihnen finden. Stellenweise stellte sich dieses seelige Gefühl einer "Tales of the Crypt"-Geschichte ein, weil die (bitterböse) 'Auflösung' erst am Ende der Geschichte kommt. Und Sybille hält sich da auch nicht zurück - es kommt zu Splatter und Gore. Wenn man dazu auch eine kleine Neigung hat, ist das schon ein netter Bonus. Aber auch hier gilt es wie bei den Filmen - wer es nur darauf anlegt, wird nicht mit glücklich, denn sein Hirn sollte man schon eingeschaltet lassen. Weil im anderen Fall wird man den Intentionen der Geschichten bzw. Gedichte nicht folgen können.
Nährt man sich dann dem Ende von "Goldstaub" gibt es noch einmal eine kleine Auflockerung bzw. wird es humoristischer, aber damit wird man nicht entlassen. Am Ende erwischt es den Menschen doch noch einmal. Dies ist aber gut und es macht Spaß und Lust auf mehr. Demnach darf man auch gespannt sein, mit was uns Sybille in Zukunft beglücken wird. Ihre Entwicklung geht stetig voran und ihre Kopfgeburten haben nichts von ihrer Qualität verloren.
Wer die anderen beiden Werke der bezaubernden Sybille Lengauer kennt und mag, wird auch sehr viel Gefallen an "Goldstaub und Ruinen" finden. Da führt einfach kein Weg dran vorbei. Wer sich dieses Erlebnis bis jetzt hat entgehen lassen, sollte das spätestens jetzt ändern. Vorallem da "Goldstaub und Ruinen" denen zugänglicher sein sollte, die sich von dem Titel "Hirnwichsen" haben abstrecken lassen.