Cover des Buches Männerbande (ISBN: 9783864434761)
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Rezension zu Männerbande von Sylvia Pranga

Ruhiger Gay Romance mit sympathischen Charakteren

von Koriko vor 9 Jahren

Rezension

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Korikovor 9 Jahren

Story:
Seit der Collegezeit ist John Walker in seinen besten Freund Calum verliebt, fand jedoch nie den Mut es diesem zu gestehen, da Calum ein echter Weiberheld ist und kein Mädchen von der Bettkante stößt. An diesem Zustand hat sich 25 Jahre später nichts geändert – die beiden sind beste Freunde, wohnen nebeneinander und sehen sich täglich. Doch während John ein introvertierter Single ist, hat Calum eine Frau und zwei Söhne. Als eines Tages überraschend die offenherzige Julie in Johns Leben stolpert und ihn zu einer gemeinsamen Wette überredet, wandelt sich Johns Leben. Beide müssen binnen eines halben Jahres versuchen einen Partner zu finden und sich gegenseitig über ihre Versuche informieren. Calum, der seinen Freund ebenfalls glücklich sehen will, bietet dabei seine volle Unterstützung an.

John beginnt nach und nach aus seinem Schneckenhaus zu kriechen, neue Männer kennenzulernen und sich in seinem Leben neu zu positionieren. Doch auch Calum ändert sich im Laufe der Zeit, da es mit seiner Ehe zusehends bergab geht und er schon länger ein Geheimnis mit sich herumträgt, das er nicht einmal John anvertraut hat.

Eigene Meinung:
Mit dem Roman „Männerbande“ von Sylvia Pranga erschien ein weiterer Gay Romance im Sieben Verlag. Auf 350 Seiten erzählt die Autorin die Geschichte von John und Calum, und verzichtet dabei größtenteils auf Erotik, so dass sich das Buch angenehm von „Gefährlicher Geliebter“ abhebt, bei dem Sex eine größere Rolle spielte. Stattdessen geht Sylvia Pranga sehr gefühlvoll und behutsam an die Sache heran. Sie lässt ihren Charakteren Zeit, sich zu entwickeln, gibt ihnen genug Raum sich zu ändern und schafft damit eine realistische Atmosphäre. Bis auf einige kleinere Ungenauigkeiten und Logiklücken, die sich aus den Enthüllungen der Geheimnisse ergeben, ist das Buch angenehm logisch und gut nachvollziehbar aufgebaut. Das merkt man ganz besonders in Calums Charakterisierung und seinem Geheimnis, das am Ende nur teilweise überzeugen kann. So schön das happy End auch ist und so gefühlvoll Sylvia Pranga die große Aussprache in Szene setzt, man nimmt Calum seine Offenbarung einfach nicht ab. Dazu gab es zu wenig Hinweise im Laufe der Geschichte, keinerlei Anzeichen dafür, dass Calum ebenfalls mehr für John empfindet. Er wirkt bis kurz vor Schluss weder schwul noch bisexuell, was der Entwicklung am Ende einen unglaubwürdigen Touch verleiht.

Nichtsdestotrotz macht die Geschichte Spaß, was vorwiegend an den sympathischen, gut ausgearbeiteten Figuren liegt. Man schließt sowohl den ruhigen, schüchtern John, als auch den spritzigen, lebensfrohen Calum ins Herz. Beide sind sehr authentisch und gut nachvollziehbar, man lernt ihre jeweiligen Eigenheiten und Spleens kennen und schätzen, und kann sich sowohl in John, als auch in Calum gut hineinversetzen. Man merkt, dass die Autorin Spaß an der Geschichte und ihren Charakteren hatte, was sich auch auf den Leser überträgt.
Das beweisen auch die Nebenfiguren, die man im Laufe der Zeit ebenfalls näher kennenlernt – seien es Calums Söhne Andy und Reuben, die schwulen Zwillinge, die John während seiner Partnersuche kennenlernt, Julie oder Calums Golden Retriever Sammy – die Figuren sind liebenswert und ansprechend in Szene gesetzt. Einzig die Tatsache, dass Calums Frau Diane so extrem unsympathisch daherkommt ist ein wenig übertrieben – sie ist von Anfang an so etwas wie der Antagonist, an dem es wenig Positives zu finden gibt.

Stilistisch kann Sylvia Pranga ebenfalls punkten – sie hat einen angenehm lesbaren, sicheren Schreibstil. Man ist bereits nach wenigen Seiten in der Handlung und obwohl diese langsam voranschreitet, langweilt man sich nicht oder neigt dazu Seiten zu überspringen. Es ist sogar ganz angenehm, dass sich die Autorin Zeit mit ihren Protagonisten lässt, wenngleich man sich fragt, warum die beiden 25 Jahre dafür gebraucht haben! Das liegt vor allem daran, dass sich Sylvia Pranga nicht nur auf Johns Partnersuche und Calums Eheprobleme konzentriert, sondern auch das Leben der beiden beschreibt, wenngleich John hierbei im Zentrum steht. Von ihm erfährt man einfach mehr – man lernt seine Familie kennen, erfährt von seinen Problemen und seiner Arbeit. Im Gegensatz dazu wird Calums Leben nur grob beleuchtet, bestenfalls angeschnitten.
Nichtsdestotrotz lernt man beide Männer gut kennen und Sylvia Prangas gefühlvollen Schreibstil schätzen.

Fazit:
„Männerbande“ ist ein gut geschriebener Gay Romance, der mit sympathischen Charakteren und einer ruhigen, gefühlvollen Atmosphäre punkten kann. Sylvia Pranga lässt den beiden Protagonisten und dem Leser Zeit sich in die Handlung einzufinden, was sich positiv auf die Gesamtgeschichte auswirkt. Zwar gibt es einige Lögiklöcher, doch die sind nicht weiter tragisch und hemmen nicht den Lesespaß. Wer auf der Suche nach gefühlvollen Gay Romance Büchern ist, bei dem die Figuren nicht nach 30 Seiten miteinander ins Bett fallen, ist mit „Männerbande“ gut beraten. Es lohnt sich.

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