Rezension zu "Erwachen und Erlösung" von Sylvia Wetzel
Zusammengedacht
„Gottvertrauen“ und, oder „Vertrauen in die Buddha-„Natur“, Silvia Wetzel denkt in ihrer Person und auch in diesem Buch am Ende beides zusammen. Was für den Leser, so er Wert auf scharfe, begriffliche Trennungen legt, ein wenig verwaschen zunächst daherkommen mag, im Verlauf der Lektüre aber wird die Tiefe der Gedankenwelt Wetzels Seite für Seite spürbar und es passt tatsächlich zusammen. Vielleicht nicht die Auseinandersetzung, sollte sie auf einer dogmatisch-theologischen Ebene geführt werden, aber die Grundtendenz der beiden Religionen, ihr Ziel der Versöhnung des Menschen mit sich, der Welt und dem Universum, da ist es überzeugend und einsichtig, wenn die „Atmosphären“ der beiden religiösen Haltungen zusammengedacht werden und die großen Symbole und Bilder des Christentums auch buddhistisch ausgelegt werden.
Gott, Schöpfer, Christus, der heilige Geist, Reinigung und Umkehr („Erleuchtung“), Gericht und Erlösung, an insgesamt zwölf zentralen Bereichen des Christentums (mitsamt der „lebendigen Kirche“ und der „Bibel“ als zentral begründende heilige Schrift) legt Wetzel ihre Gedanken und praktisch-religiösen Erfahrungen offen. Wobei sie ebenso nicht in der Theorie stehen bleibt, sondern dem Leser handfeste Übungen an die Seite stellt, eigene Erfahrungen mit der „inneren Welt des Reiches Gottes“ oder der „Meditation gestalten zu können.
Erklärtes Ziel der Autorin ist es dabei, das „Staunen über die Schönheit des Lebens und der Welt“ in sich zu bewahren, so es verloren ging, wiederzufinden und neu zu entfachen. Als „Gegenkraft“ gegen die Fülle negativer Nachrichten, Krisen, Gefährdungen, gegen den allein „technokratischen Menschen“, der die Zerstörung dieses Schönen nicht nur billigend in Kauf nimmt, sondern aktiv vorantreibt.
In beiden religiösen Gestaltungen sieht Wetzel dabei die gleichen Erfahrungen und inneren Kräfte und Sehnsüchte des Menschen mit Wirken. Dass sich „nicht letztgültig erklären können“ dieser Schönheit des Universums und des Lebens, die Ahnung, dass dahinter Energien, Kräfte, Mächte stehen könnten, die die menschliche Verstandeskraft bei weitem überragen und die Erfahrung, dass mit bestimmten Bildern und inneren Übungen und Haltungen der Mensch doch echte Erfahrungen mit dem machen kann, was „Gott“ oder „Buddha“ genannt wird.
Dabei geht es, und hier liegt der Schlüssel für das Verständnis vom Christentum der Autorin, vorrangig um die „Arbeit an sich selbst“, die „Selbsterkenntnis“, die ebenso von den innerlichen Methoden des Buddhismus angestrebt werden, wie auch vom „Buß-Ruf“ des Christentums.
In der Sprache für den „nicht-spirituellen“ Leser eher gewöhnungsbedürftig und an sich eher als ein spezielles Thema für interessierte Leser zu verstehen, macht die Herangehensweise Wetzels in sich logisch Sinn und führt zu einer anderen Art der Betrachtung des tradierten Christentums und des Buddhismus, die für jeden Leser interessante Anstöße in sich trägt, um vielleicht doch den Blick einmal auf sich selbst und seine „inneren Möglichkeiten“ zu richten, statt sich allein „im Außen“ zu erschöpfen.