Rezension zu "Sylvie Blum Naked Beauty" von Sylvie Blum
Dieser Satz stammt aus dem Vorwort zu diesem Bildband, das von Anne Wilckes Tucker geschrieben wurde. Mich faszinieren solche Texte ungemein, denn fast jedes Mal lerne ich aus ihnen ein Verständnis oder eine Sichtweise kennen, auf die ich durch bloßes Ansehen der entsprechenden Bilder niemals gekommen wäre. Offenbar gibt es Kunstwerke, die jeder sofort versteht, und solche, in die man erst eingeführt werden muss.
Sylvie Blum zeigt uns in diesem Band eingeölte und teilweise metallisch glänzende Frauen in verschiedenen unnatürlichen Verschlingungen oder anstrengenden athletischen Posen. Rein technisch gesehen zeugen alle Fotografien von einer hohen Professionalität der Autorin. Sie arbeitet gekonnt mit Licht und Raumaufteilung. Um Erotik scheint es hier allerdings nicht zu gehen, denn die meisten Bilder besitzen allenfalls die Ausstrahlungskraft von Porzellanfiguren.
Vielleicht wollte uns die Autorin eine besondere Sichtweise auf die Schönheit des weiblichen Körpers vermitteln. So wie eine Frau dies sieht. Das hätte ich gerne geglaubt, wenn da nicht einige wenige in diesem Zusammenhang gewöhnungsbedürftige Ablichtungen in dieses Buch geraten wären. So bleibt der an Frauen interessierte männliche Betrachter dieser Fotografien wahrscheinlich meistens etwas ratlos zurück. Immerhin überzeugen die meisten Werke aus diesem Band tatsächlich durch Ästhetik, selbst dann noch, wenn sie etwas gekünstelt oder zu gewollt wirken.
"Sylvie Blums Arbeiten basieren auf ... (einer) deutschen Tradition der 1920er Jahre. Ihre Frauen sind körperlich fit, keine zarten Wesen. Sie sind auf ihren athletischen Körperbau stolz, sie zeigen Gleichgewicht und Kontrolle über ihre außerordentlich beweglichen Körper." Diese Beschreibung aus dem Vorwort trifft die Idee ziemlich genau, wenngleich ich mir nicht bei allen Damen bezüglich der Athletik oder mangelnder Zartheit so ganz sicher wäre.
Wie immer bei diesem Verlag ist auch dieser Band hochwertig produziert.