Cover des Buches Die Chronik von Stahl und Feder / Die Klauen des Seedrachens (ISBN: 9783737540230)
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Rezension zu Die Chronik von Stahl und Feder / Die Klauen des Seedrachens von Tädeus M. Fivaz

gelungener Auftakt einer Saga

von phantastische_fluchten vor 6 Jahren

Kurzmeinung: sehr gut ausgearbeitete Welten mit ambivalenten Charakteren

Rezension

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phantastische_fluchtenvor 6 Jahren
Wenn die Heimat von einem Tyrannen regiert wird, die Abgaben immer höher werden, so dass kaum etwas zum Überleben bleibt und die Meinung des Volkes autoritär unterdrückt wird, dann bleibt nur ein Weg: Das Land zu verlassen und sich auf die Suche nach einer neuen Heimat und etwas Glück zu begeben. Die Siedler, mit ihrem Anführer Evarn, verlassen das Grünsteppenreich, ziehen über das Gebirge und finden einen Flecken Land, das ihnen geeignet erscheint. Nach eine langen Odyssee sind sie am Ende ihrer Kräfte und sie beschließen sich dort anzusiedeln. Doch sie sind nicht die ersten Bewohner dieser Gegend. Die Yärii sind ein einfaches Volk, das fest mit der Natur verbunden ist. Sie sind Bewohner des Waldes und leben vom Tauschhandel, Geld hat für sie keine wirkliche Bedeutung. Ihre Gemeinschaft besteht aus unterschiedlichen Stämmen , doch sie halten immer Kontakt zueinander. Die Yehinern hingegen sind ein Piratenvolk und ganz auf Profit ausgerichtet. Sie erkennen schnell, dass das Land über reichlich Bodenschätze verfügt und ihr Ziel ist es, sich diese anzueignen. Sie treiben regen Tauschhandel mit den Yärii und nutzen deren Naivität schamlos aus. Dritte Partei im Land sind die sogenannten Wolfsfrauen, die sich selbst Walküren nennen. Die Frauen sind das starke Geschlecht und üben sich in der Waffenkunst. Sie sind ausgebildete Kämpferinnen und im Gefecht jedem Gegner gewachsen. Schon einmal haben sie die Yehiner besiegt, als diese zu unverfroren in das Gebiet der Walküren vorgedrungen sind. Die Siedler stehen mit dem Rücken zur Wand und möchten bleiben, somit ist ein Krieg unvermeidbar. Während die Walküren sich auf die Seite Evarns und seiner Gefolgsleute schlagen, sind die Yärii zwiegespalten. Einige erkennen durchaus, dass sie von den Yehinern ausgebeutet werden, andere hoffen hingegen, dass die Yehiner sie als gleichberechtigte Handelspartner akzeptieren werden und ihnen Macht und Reichtum bringen. Eine trügerische Hoffnung. Vier Völker im Kampf um ein Land, wer wird die Oberhand gewinnen? Kommentar: Vieles an der Geschichte erinnert an die Vergangenheit der Europäer, die sich aufgemacht haben, Azteken, Inkas, Mayas, Afrikaner oder auch Indianer auszubeuten und zu vernichten. Die Yehiner sind sich ihrer Stärke bewusst. Ihre Kultur ist fortschrittlich, sie sind gebildet und durch ihre große Flotte sind sie in der Lage fremde Länder zu bereisen. Im Gegenzug für die Bodenschätz erhalten die Eingeborenen nur billigen Tand. Die Yärii, die mit der Natur eins sind und ihre Häuser auf Bäumen errichten, kennen nicht den Wert ihrer Güter. Sie werden schamlos ausgebeutet, letztendlich auch ihres Lebensraums beraubt, da die Yehiner das Holz für ihren Schiffsbau benötigen und beginnen, die Wälder zu roden. Evarn und sein Volk hingegen suchen ein Land, in dem sie nach ihren Vorstellungen leben können. Sie nennen ihre neue Siedlung Asgard und beginnen, diese zu einer Stadt auszubauen. Der Stammesführer wird demokratisch gewählt und es gibt einen Rat, der aus Mitgliedern der einzelnen Zünfte besteht. Evarn ist nicht unbedingt ein Sympathieträger. Er trägt die Verantwortung für die Menschen, die ihm folgen. Er ist kompromisslos, teilweise sogar grausam. Er weiß, dass nur die Stärksten überleben können und so verabscheut er seinen kleinen Sohn, den er für einen Schwächling hält. Doch er ist ein guter Stratege und Taktiker, ein harter Mann wie er in harten Zeiten benötigt wird. Er trägt die Verantwortung für seine Entscheidungen, die seinem Volk das Überleben sichern oder es in den Untergang führen werden. Die Walküren haben sich neben den Yärii schon hunderte Jahre in diesem harten Land behauptet. Ihre Höfe sind regelrechte Festungen an denen sich die Yehiner bisher die Zähne ausgebissen haben. Als Evarn auf die Walküren trifft, erkennt er, dass sein Volk mit diesen Frauen an der Seite den Kampf gegen die Feinde gewinnen könnte. Die Walküren wissen, wie sehr die Yehiner das Land schädigen und die Eingeborenen ausbeuten. Sie schicken eine Abordnung zu der neuen Siedlung von Evarn, damit diese das Volk im Kampf unterweist und die neuen Siedler in jeder Hinsicht unterstützt. So gibt es ein Patt, das Zünglein in der Waage sind die Yärii, die nun zwischen Pest oder Cholera wählen können. Denn egal, wie sie sich entscheiden, es ist abzusehen, dass sich ihr Leben von Grund auf ändern wird. Die Frage ist, ob sie sich der Illusion von Macht und Reichtum hingeben werden oder ob sie die einfache Lebensweise der neuen Siedler wählen werden. Dies ist der erste Band der Chronik von Stahl und Feder, das ich gelesen habe. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen. Auch wenn die Chronik auf viele Bände ausgelegt ist, kann jedes Buch für sich stehen. Die Sprache ist klar, flüssig und fesselnd. Die Kampfszenen sind sehr drastisch geschildert, ich muss zugeben, dass es mir gegen Ende zu viel geworden ist und ich einige Seiten überblättert habe. Aber das ist rein subjektiv. Um den Willen und den Überlebenskampf der Siedler zu verstehen, sind die Schilderungen der Kämpfe sicherlich notwendig. In einer unwirtlichen und fremden Umgebung ist es hart, sich ein neues Leben aufzubauen. Die Siedler können nicht mehr zurück und sie sind nicht bereit, noch weiter zu ziehen. Daher müssen sie sich hier dem Kampf stellen. Ihre Ausweglosigkeit macht sie härter, sie kämpfen um ihre Zukunft während ihre Gegner für Reichtum kämpfen. Man fragt sich, welche Motivation größer ist. Mitleid hat man mit Cayandar und den Stämmen, die sich plötzlich in einem Krieg befinden, den sie weder verstehen noch gewollt haben. Ihre ganze Lebensart ist bedroht und sie erkennen nach und nach, dass sie sich ändern müssen um zu überleben. Es ist tragisch, diese Entwicklung als Leser zu verfolgen, denn die Parallelen zur Realität sind unübersehbar. Obwohl es sich um einen Fantasyroman handelt finden sich hier wenige Elemente der Fantasy. Das ist allerdings eine Besonderheit des Romans, denn eine spannende Geschichte ohne Magie, fremde Wesen oder andere Aspekte der Fantasy zu schreiben, die den Leser trotzdem zu fesseln vermag ist schon eine Kunst. Obwohl das Cover durchaus beeindruckend und ein echter Hingucker ist, habe zwischen Cover und Buch keinen Bezug gefunden. Vielleicht erschließt sich die Bedeutung, wenn man den ganzen Zyklus kennt. Es passt nicht zu der geradlinigen, einfachen Geschichte, die sich auf Asgard und Umgebung beschränkt, auch wenn Cayandar die Hauptstadt der Piraten besuchen darf. Die Qualität des Buches ist hervorragend, obwohl ich das Buch nicht unbedingt vorsichtig behandelt habe, entstanden keine Leserillen und keine Knicke. Die Innengestaltung ist sehr schön, es gibt eine kleine Karte, die Überschriften der Kapitel sind optisch abgesetzt und die Seitzenzahlen sind mit einem kleinen Muster verziert. Alles in allem ein schönes Buch und die Autoren haben sich wirklich Mühe gegeben, ihre Geschichte ansprechend zu gestalten. Soweit ich das richtig interpretiert habe, stammt dieser Band aus der Feder von Tädeus M. Fivaz. Ich bin nun neugierig, ob sein Freund und Kollege Peter Segmüller das gleiche Level erreicht.
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