Cover des Buches Die Terranauten (ISBN: 9783446253865)
Rezension zu Die Terranauten von T. C. Boyle

"Terranauten" von T. C. Boyle

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 7 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 7 Jahren
Autor: T. C. Boyle
Titel: Terranauten
Gattung: Roman, Erzählung, Abenteuerroman
Erschienen: 2016
Gelesene Ausgabe: Hanser, 2017
ISBN: 978-3-446-25386-5
Gelesen auf: Deutsch (Englisch)
Gelesen im: Februar 2017

Zum Buch:
Boyle, das fast siebzig Jahre alte Punkerkind der amerikanischen Literatur legte Anfang des Jahres mit einem neuen Roman nach. Zwar bleibt er wie üblich gesellschaftskritisch, doch diesmal etwas sanfter als in seinen vorherigen Büchern. Die Handlung in Terranauten ist angelehnt an ein Nasaexperiment "Biosphere 2"aus den 90er Jahren, das in Arizona stattfand. Dabei wurde eine fiktive Welt unter einer Glaskuppel erschaffen, die von acht Menschen, vier davon sind weiblich, vier männlich bewohnt wird. Die Regeln sind einfach: "Nichts kommt rein, nichts darf raus". In der Einschlussperiode, die zwei Jahre dauert, gibt es den Kontakt zur Außenwelt nur über ein gemeinsames Telefon, die Welt draußen kann die Terranauten sehen, das Freizeitprogramm wird gestellt und Liebesbeziehungen sind nicht gewünscht. Schnell rückt der wissenschaftliche Aspekt bei so viel Big Brother in den Hintergrund. "Terranauten" erzählt die Geschichte des zweiten Einschlusses. Mit in dieser Missionsgruppe sind zwei der Erzähler: Dawn (Eos, E), Nutztieranwärterin und Ramsey (Vaj), Kommunikator.
Die dritte Erzählerin ist Linday Ryu, welche knapp nicht für die zweite Mission ausgewählt wird und auf ihre Chance bei dem dritten Einschluss wartet. Durch ihre nicht wahr ist ihre Welt zusammengebrochen und sie ist von Neid und Hass zerfressen. Angewidert betrachtet sie das Treiben der Gruppe von außen und sät Intrigen, wo sie nur kann.
Schnell nimmt das Experiment auch innerhalb der Kuppel an Fahrt auf, denn die Nahrung der Eingeschlossenen wird immer knapper. Der Sauerstoffgehalt sinkt unaufhaltbar, die Terranauten fangen an zu streiten. Intrigen werden gesponnen, Liebesaffären beginnen und enden und die sektenähnliche Hierarchie beginnt schnell zu wanken. Gerade durch den persönlichen Erzählstil blickt der Leser schnell in die Abgründe der menschlichen Seele.
Leider erscheint Boyle neuster Roman etwas oberflächlich, gerade im Vergleich mit seinen eigentlich sehr gesellschaftskritischen Themen. Dafür leistet er psychologisch feinste Arbeit in seinen Beobachtungen über das menschliche Verhalten.
Dem Roman hätte zwar etwas kürzen sehr gut getan, dennoch ist er spannend, selbst die Beschreibungen über den Tagesabläufe der Terranauten habe ich gerne gelesen. Leider werde ich das Gefühl nicht los, das - gerade bei Boyle - mehr drin gewesen wäre.

Eine der Lieblingsstellen
Zitat: "Bis jetzt war ich machtlos, machtlos und zurückgestellt, bloß eine Fußnote in der Geschichte der Terranauten, aber jetzt habe ich etwas, auf dem ich aufbauen, aus dem ich vielleicht Kapital schlagen kann."[1]

Stil und Sprache: Kraftvoll, beschreibend und doch relativ schörkellos.
Zitat: "Er ist zu neunzig Prozent damit beschäftigt, die Presse mit Informationen zu versorgen, und wenn nicht – oder selbst dann -, sieht man, dass sich in seinen Augen Langeweile auftürmt wie Sand in einem Stundenglas."[2]

Schlüssigkeit der Handlung: Drei Erzählperspektiven. Chronologisch.

Das hat mir gefallen: Die Sprache.
Das hat mir nicht gefallen: Die fehlende Tiefe.

In One Sentence: Spannender, aber leider etwas oberflächlicher Boyle. Dennoch sehr lesbar.
Sterne: 4


[1] S.163
[2]
S.485

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