Nichts rein - nichts raus
von FrauSchafski
Kurzmeinung: Interessante Zukunftsvision mit leider ziemlich enttäuschendem unrundem Ende
Rezension
Erzählt wir die Handlung von drei unterschiedlichen Personen, zwei in, eine außerhalb der Ecosphere, sodass der Leser die Ereignisse einerseits innerhalb der hermetisch abgeriegelten Glaskuppel erlebt, aber ebenso von einer außenstehenden Sicht beleuchtet bekommt. Dadurch baut sich tatsächlich ein ziemlich realistisches Bild des gesamten Projekts auf. Der Leser steht dabei vor denselben sozialen, gesellschaftlichen und insbesondere moralischen bzw. ethischen Fragestellungen wie die Figuren hinter Glas - nur leider gelingt ausgerechnet das T.C. Boyle nicht so richtig.
Zunächst einmal sind die drei Erzählperspektiven, obwohl es sich um völlig unterschiedlichen Charaktere handelt, ziemlich indifferent ausgestaltet. Zeitweise hatte ich tatsächlich vergessen, welche der drei Personen gerade berichtet, so ähnlich ist ihre Sprache, ihr Denken und natürlich das Themenspektrum. Was mich im Laufe des Lesens dann immer mehr gestört und zum Schluss sogar geradezu genervt hat, waren die dauernden Verweise auf zukünftiges Geschehen à la „Sie wissen ja, wie es ausgegangen ist“. Das führte leider dazu, dass zu viele Ereignisse nur angedeutet und dann nicht zuende erzählt wurden, sodass ich mich irgendwann gefragt habe, was diese „Appetithäppchen“ eigentlich bewirken sollen. Am meisten hat mich allerdings das Ende enttäuscht. Normalerweise bin ich ein großer Fan von offenen Enden und mag den gedanklichen Spielraum, den ein Autor dem Leser dadurch lässt, aber dieser Roman endet einfach nur völlig unbefriedigend. Und das ist letztlich auch mein Eindruck, der nach der Lektüre übrig bleibt: Sie war unbefriedigend.
Fazit: Insgesamt konnte mich der Roman leider nicht überzeugen. Die vielen spannenden Ansätze, die meiner Ansicht nach enthalten sind, werden letztlich nicht zuende gedacht. Das eigentliche Experiment geht in zwischenmenschlichen Beziehungen verloren und bleibt dadurch eher oberflächlich. Insofern ist der Roman wie die darin beschriebene Ecosphere: Der Leser kommt nicht richtig rein - und langfristig kommt auch nichts dabei raus.