Cover des Buches Ein Freund der Erde (ISBN: 9783423130530)
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Rezension zu Ein Freund der Erde von T. C. Boyle

T. C. Boyle in Hochform

von BluevanMeer vor 7 Jahren

Rezension

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BluevanMeervor 7 Jahren

Im Jahr 2025 sieht es mit der Erde ziemlich düster aus. Die meisten Säugetiere sind ausgestorben und das Klima ist ruiniert. In dieser finsteren Zukunft lässt Boyle seine Hauptfigur Ty Tierwater, seines Zeichens Tierpfleger, die vergangenen Jahre Revue passieren. Ty lebt auf der Farm eines alternden Popstars, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die hässlichen Tierarten zu retten, für die sich sonst niemand interessiert. Erdferkel zum Beispiel. Während eine Klimakatastrophe die nächste ablöst und Ty versucht, die Tiere zu retten, schweift sein Blick auch in seine eigene Vergangenheit. Und dann taucht unerwartet seine Exfrau auf.

Damals, in den 1980er Jahren, war Tierwater milianter Ökoaktivist der Gruppe Earth Forever!, der zusammen mit seiner damaligen Frau Andrea auch mal nackt im Urwald übernachtetet (Stichwort Adam+ Eva) um der Welt zu beweisen, dass sie in die falsche Richtung steuert. Dabei ist im auch das Gesetz relativ egal, er dient größeren Zielen und ist gleichzeitig doch auch nur in die Aktivistenszene hineingestolpert. Doch die Radikalisierung geht schnell. Bald geht es um nichts anderes als die Rettung der Welt und wenn seine Familie von Behördenwillkür bedroht wird, dann sieht Ty Rot. Die gemeinsame Tochter Sierra nimmt sich ihre Eltern zum Vorbild. Mit fatalen Folgen. Sie beschließt einen Mammutbaum zu besetzen, der gefällt werden soll und weigert sich, ihn zu verlassen. Egal, ob Papa oder Bagger kommen - sie bleibt stur.

Boyle beschreibt eine Welt am Abgrund. In urkomischen und gleichzeitig traurigen Szenen wird die Zerstörung der Natur und ein Familiendrama beschrieben, dass wie so oft bei Boyle, in einer sintflutartigen Katastrophe endet. Dabei entsteht die Spannung gerade dadurch, dass lange nicht klar ist, was genau mit Tys Tochter passiert ist. Auch der Wandel von Ty zu immer radikaleren Methoden, die anfänglich doch gar nicht radikal daher kommen, wird eindrücklich geschildert. Man weiß nur, dass Andrea, eine Journalistin im Schlepptau, die Geschichte ihrer Tochter wieder an die Öffentlichkeit bringen will...

Mir hat der Roman sehr gut gefallen, die Jahressprünge (1989 vs 2025) sorgen für Spannung und das Thema ist brandaktuell. Wie so oft bei Boyle kommt es zu großartigen, witzigen Szenen, wenn es darum geht, die wilden Tiere nach einem Unwetter in der Villa des Popstars wieder einzufangen. Ein rundum gelungenes Ökodrama, das, wie so oft bei Boyle, in gleichen Teilen tragisch und komisch ist.

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