Tabea Hertzog

 4 Sterne bei 19 Bewertungen

Lebenslauf

Tabea Hertzog, geboren 1986, studierte Kunstgeschichte, Germanistik und Psychologie in Berlin sowie Literarisches Schreiben in Hildesheim. 2013 war sie für den Retzhofer Dramapreis nominiert, 2015 Stipendiatin der NES Artist Residency in Island. 2016 nahm sie an der Schreibwerkstatt der Jürgen Ponto-Stiftung teil. Sie arbeitet zudem als Fotografin.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Tabea Hertzog

Neue Rezensionen zu Tabea Hertzog

Lässt mich kalt.

Eine Krankengeschichte. Die Protagonistin braucht eine Organtransplantation. Und bekommt sie auch. Der Vater spendet eine seiner Nieren. Ein neues Leben ist möglich.

Der Prozess des Krankeitsverlaufs und des Heilungsverlaufs wird nachvollziehbar und auch recht liebevoll erzählt. Dabei geht die Autorin manchmal auch assoziativ vor, hier eine Erinnerung, dort ein wenig Krankenkollegen, etwas Familiengeschichte, Freunde, Gedanken, Pläne und Alltag. Bleibt aber weitgehend bei sich. Mit dem Problem der Organspende an sich befasst sie sich höchstens am Rande "es ist eine emotionale Sache". So what?

Dumm ist, dass mich die Erzählerin nicht die Bohne interessiert. Die Protagonistin schlüsselt ihre chaotische Familiengeschichte nicht auf. Die Eltern haben sich früh getrennt, den Vater hat sie seit fünfzehn Jahren nicht gesehen, die Mutter hat einen anderen Lebensgefährten, die Schwester hatte Krebs. Hallo! Das sind Dramen über Dramen. Das macht doch etwas mit einem. Doch im Buch werden diese Dinge nur in Nebensätzen erwähnt und Basta. Da es die Autorin nicht schafft, ihre besondere Krankengeschichte (sicher sind wir empathisch, aber hier handelt es sich um einen Roman und nicht um ein Kaffeekränzchen unter Freunden) ins Allgemeine zu holen, bleibe ich desinteressiert.

Fazit: Normale Krankengeschichte, die sicherlich von Interesse ist für diejenigen, die eine ähnliche Krankheit haben. Doch die Autorin vermochte es nicht, mich entweder für sich selber als Betroffene zu erwärmen, noch mir ganz allgemein die Problematik des Wartens auf eine Organspende näher zu bringen. 

 

Kategorie: Unterhaltung. Erfahrungsbericht.
Verlag: Berlinverlag, 2019

 

Cover des Buches Wenn man den Himmel umdreht, ist er ein Meer (ISBN: 9783827013903)
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Rezension zu "Wenn man den Himmel umdreht, ist er ein Meer" von Tabea Hertzog

buecherwurm1310
Wenn man den Himmel umdreht, ist er ein Meer

Wenn man Ende zwanzig ist, dann liegt das Leben noch vor einem, glaubt man. Aber es kann auch ganz anders kommen. Das erfährt Tabea wenige Tage vor ihrem dreißigsten Geburtstag. Da erhält sie nämlich eine dramatische Diagnose: Chronische Niereninsuffizienz. Das wirft ihre Pläne über den Haufen. Sie muss sich neu sortieren. Doch dann kommt die nächste schlechte Nachricht. Ihre Werte werden schlechter. Erst einmal benötigt sie regelmäßige Dialyse und zudem eine Spenderniere.

Die Autorin Tabea Herzog erzählt in diesem Buch ihre eigene Geschichte. Das macht sie auf eine beeindruckende distanzierte Art. Obwohl die traurigen Seiten auch ihren Platz haben, blitzt auch immer wieder Humor auf.

Man erfährt sehr viel darüber, wie es ist mit der Dialyse zu leben, die einen überlesen lässt, aber auch mit vielen Einschränkungen verbunden ist. Man spürt die Zweifel, wenn es um die Spende der Niere geht – nicht nur beim Spender, sondern auch bei der Person, deren leben von dieser Spende abhängt. Es ist eine sehr intime Geschichte, die einen zum Nachdenken bringt.

Rückblicke in die Vergangenheit machen verständlicher, warum manches so läuft, wie es gerade geschieht.

Tabea ist bei ihrer Mutter aufgewachsen. Zum Vater hat sie viele Jahre keinen Kontakt, erst kurz zuvor gab es eine vorsichtige Annäherung, dennoch ist ihr der Mann noch fremd. Als es dann um eine Nierenspende geht, ist der Vater trotz Ängsten bereit zu spenden. Ihre Mutter hält sich fern und ist sehr auf sich selbst fixiert. In diesem Moment, in dem Tabea Unterstützung braucht, ist sie ziemlich auf sich alleine gestellt. Aber sie ist auch ein Mensch der nicht sehr nahbar ist, das ändert sich erst mit der Zeit. Ich hatte mit ihr meine Schwierigkeiten. Als Person kam sie mir nicht so nahe, obwohl ich natürlich mit ihr gefühlt habe. Niemand möchte so etwas durchmachen müssen. Tabea ist auf jeden Fall eine starke Frau, die darum kämpft, ihr Leben wieder unbeschwert leben zu können.

Eine sehr emotionale Geschichte, die nachdenklich stimmt.

Mehr davon versprochen

Kurz vor ihrem 30. Geburtstag erhält die Autorin die Diagnose Niereninsuffizienz, deren Folgen sie in diesem Buch dem Leser näher bringen will.

Man wird direkt in die Situation geworfen, ohne zu erfahren, wie es dazu gekommen ist, was das Verständnis erschwert.
Die Sätze sind kurz, abgehackt, nüchtern und sehr sachlich. Dazwischen werden ab und zu einige medizinische Informationen gestreut. Manchmal entsteht für mich so der Eindruck, ein Sachbuch und keines mit autobiografischem Hintergrund zu lesen.

Erschwerend kommt hinzu, tatsächliches Geschehen von Rückblenden oder Fantasien zu unterscheiden, da sich die Absätze ohne Einschub aneinander reihen. Ebenso sind die gelegentlich eingeschobenen Fragmente von SMS oder Dialogen wie aus einem Drehbuch weder förderlich für den Lesefluss noch das Verständnis der Handlung oder Personen.

Die Emotionen kommen bei einem solchen Schicksal eindeutig zu kurz. Die Hauptfigur lebt wie in einer Kapsel, lässt niemanden an sich heran und scheint für mich zu Gefühlen nicht fähig. Selbst ihren Vater, der ihr eine Niere spendet, scheint sie links liegen zu lassen.

Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass so ein Schicksal spurlos an einem vorbeigeht. Es muss sicher nicht in gefühlsduseliges Schreiben ausarten, aber etwas mehr hätte ich mir schon erhofft.
Da es mir so unmöglich war, Zugang zu ihr zu finden, hat mich dieses Buch wider Erwarten weder berührt noch bewegt.

Gespräche aus der Community

»Guten Tag, Leben!«

Eine junge Frau erhält kurz vor ihrem dreißigsten Geburtstag eine Diagnose, die alles verändert: Chronische Niereninsuffizienz. Alle Zukunftspläne sind plötzlich hinfällig. Dann verschlechtern sich die Nierenwerte, sodass sie dreimal pro Woche zur Dialyse muss. Bald wird klar: Ein neues Organ muss her. Krankheit und Spendersuche werfen sie auf ihre Familie und Vergangenheit zurück. Bei der Mutter aufgewachsen hat sie zum Vater erst seit Kurzem vorsichtigen Kontakt. Im Krankenhaus treffen alle erstmals wieder aufeinander. Während die Mutter sich entzieht, ist der Vater sofort zur Spende bereit. – Tabea Hertzogs eigene, wahre Geschichte, ihre Beobachtungen aus der Welt der Kranken und der der Gesunden sind voller Empathie und Tragik, Lakonie und Humor und fügen sich zu einem ganz besonderen literarischen Debüt.

»Von einem Schicksalsschlag mit dieser schönen Leichtigkeit zu erzählen! Tabea Hertzog hat mich ganz zart und fast fröhlich mitgenommen in so einen großen existenziellen Moment – und auch in das Glück eines wiedergeschenkten Lebens.« 
Moritz Rinke
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