Leseprobe:
Diese kurze Passage, charakterisiert Grace optimal:
Das aufregende Erlebnis im Domizil Lanarkshire, das alles ins Rollen brachte, hinterließ bei Grace einen nachhaltigen Eindruck. Es wühlte sie auf, dass in ihr die Neigung für bizarren Sex schlummerte. Sie hatte sich nach ihrer Rückkehr mit dem Thema BDSM im Internet auseinandergesetzt. Eine typische Herangehensweise für Grace, die jegliches Unbekannte genau ergründete. Die unterschiedlichen Praktiken lösten gemischte Gefühle in ihr aus. Während des überraschenden Aufenthalts in dem Bizarrhotel hatte sie einige Spielarten beobachten können und das Prickeln überwog.
Tyler hörte geduldig zu, wenn sie ihre Erkenntnisse analysierte, und antwortete bereitwillig. Das Gespräch nahm Züge eines Interviews für eine Reportage an.
»Ich habe gelesen, dass ein Mann eine Frau tatsächlich zum …« Sie stockte, da es ihr unangenehm war, die Frage zu formulieren. Anderseits brannte sie auf die Antwort, wie sie hoffte aus erster Hand. »… also, ähm … zum Abspritzen bringt.« Eine leichte Röte durchzog ihr Gesicht und sie ergänzte, um nicht ungebildet zu erscheinen: »Ich habe natürlich Genaueres nachgelesen.«
»Natürlich.« Seine blauen Augen hatten belustigt gefunkelt und um seine Mundwinkel zuckte es.
»Warum grinst du?«
»Weil ich es süß finde, wie du alles genauestens unter die Lupe nimmst.« Das Grinsen wurde breiter.
»Was ist so falsch daran?« Sie hatte sich ausgelacht gefühlt. »Ich muss doch im Bilde sein, was mich erwartet.«
»Ja, es ist immer gut, zu wissen, worauf man sich einlässt.« Es klang im Gegensatz zu seinem Gesichtsausdruck ernsthaft. »Die Frage beantworte ich dir gern in der Praxis.«
Mit dem Satz brachte er Grace vollends durcheinander.
Ihre Unsicherheit, ob die bizarren Neigungen wirklich real sind:
Bei dem letzten gemeinsamen Restaurantbesuch vor ihrer Verabredung in Grace' Wohnung rückte sie mit der Sprache heraus. »Ich bin mir nicht sicher, ob das was für mich ist. Es könnte ja sein, dass an jenem Abend nur die außergewöhnliche Atmosphäre dazu beigetragen hat …«
»Grace!« Tyler hatte ihre Hand genommen. Das spitzbübische Lächeln war verschwunden. »Ich möchte, dass du es fließen lässt. Es ist kein Projekt, das du steuern kannst.«
Sie hatte gespürt, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss.
»Es ist ein Spiel der Lust, etwas, was man gemeinsam erlebt und genießt.«
»Was aber, wenn ich es nicht mag?« Sie kam sich in der Sekunde unreif vor.
»Ich bin überzeugt, du wirst es mögen!« Dabei hatte er sie durchdringend angesehen.
Durch Grace rauschte wieder einmal eine heiße Welle. Seine Gegenwart wirkte auf sie wie ein Brandbeschleuniger.
»Ich werde dich, wenn du es zulässt, in diese Welt mitnehmen.«
»Schöne Worte«, murmelte sie und umklammerte Tylers Hand. »Ich weiß, dass ich mich auf dich verlassen kann, das hast du an unserem ersten Abend bewiesen.«
»Ohne Vertrauen wird es nicht funktionieren«, fuhr er fort.
»Ja.« Sie seufzte leise. »Der Gedanke, mich fallen zu lassen und nicht bestimmen zu können, was mit mir passiert, ist seltsam.«
»Grace, es ist mir bewusst, dass es dir schwerfällt die Kontrolle abzugeben. Das ist gegen dein Naturell.«
»Aber ich will es versuchen.« Sie schaute ihn an und ein Kloß hatte sich in ihrem Hals gebildet. Kaum hörbar ergänzte sie: »Dir zuliebe.« Die zwei geflüsterten Worte kamen einer Liebeserklärung gleich.
»Du bist eine wundervolle Frau.«
Grace blickte ihn überrascht an und in ihrem Bauch flatterten viele Schmetterlinge.