Für mich ist es ein Rätsel, weshalb dieser Roman (bisher?) nicht in der Bestsellerliste war. Sehr klar und in kurzen Sätzen schildert die Autorin die Familien- und Dorfsituation. Sie wechselt da geschickt in den einzelnen Abschnitten jeweils den Ort und Blickwinkel. Man kann kaum aufhören, die Lebensgeschichten von Timon (dem kindlichen Aussenseiter, der eigentlich vor allem Zärtlichkeit und Vertrauen bräuchte), Antonia (mit der man mitleidet, sie aber oft wachschütteln möchte) oder Valentin (mit seinem „Geheimnis“ aus der Vergangenheit, das nicht vollständig aufgelöst wird) mitzuverfolgen. Ein packendes Debüt, das grosse Erwartungen weckt. Hoffentlich nicht zu hohe...!
Tabea Steiner
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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Neue Rezensionen zu Tabea Steiner
Rezension zu "Balg" von Tabea Steiner
Dieses Buch handelt von einem Jungen, der einfach nicht verstanden wird. Vermutlich liegt eine Störung wie ADHD oder so, aber niemand kümmert sich wirklich darum. Er wird einfach bestraft und nicht verstanden. Seine Mutter hat ähnliche Verhaltensmuster und früher auch ähnliche Problemen gehabt. Nur der Nachbar kümmert sich ein wenig um den Bub, und findet einen Draht zu ihm.
Das alles spielt sich in einem Dorf ab. Eigentlich eine schöne Umgebung für Kinder, aber nicht für Problemkinder, und auch nicht für die Mutter, die noch immer einen Geheimnis aus der Vergangenheit mit sich tragt.
So weit so gut. Aber alle Personagen mache keine Entwicklung durch. Vielleicht nur die Grossmutter und eventuell der Vater, aber auch nur sehr wenig. Es ist eine Kultur von wegschauen. Und genau das ist auch ok, aber irgendwann wird es langweilig und fragt man sich, wenn die Mutter endlich mal Hilfe sucht, oder wenn die Schule endlich mal etwas unternimmt, etc., etc.
Die Sprache war auch nicht überwältigend, und viel Originalität habe ich auch nicht angetroffen. Deswegen 3 Sternen, obwohl vielleicht 2 auch gereicht hatten.
Rezension zu "Balg" von Tabea Steiner
Der Roman beginnt mit der Geburt eines Jungen. Seine Eltern sind extra aufs Land gezogen, um ihr Kind in einer förderlichen Umgebung aufwachsen zu sehen. Ganz nach dem afrikanischen Sprichwort: Um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf. Die junge Familie lebt in einer kleinen Wohnung. Keinen Garten, kaum Kontakt zu den Nachbarn, ein gespanntes Verhältnis zur Grossmutter, die beste Freundin der jungen Mutter ist vor langer Zeit weggezogen. Der Junge entwickelt sich von Anfang an eigensinnig: Aus seiner Rückenlage heraus erobert er innerhalb von kurzer Zeit ein Maximum an Platz in der Welt. So verschlingt er beispielsweise, bevor er überhaupt laufen kann, die Pilze, die in einem Blumentopf in der Wohnung spriessen. Die Eltern sind schnell überfordert und trennen sich. Wo bleibt das Dorf, das nötig wäre, um das Kind aufzuziehen? Bis auf den alten Lehrer, selbst ein Aussenseiter, ist niemand da, der dem Jungen mit Duldsamkeit begegnet. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven in der Gegenwart erzählt. Dadurch entsteht beim Lesen ein unmittelbarer Sog, wie in einer Spirale steuert man auf die vermeintliche Katastrophe zu. Das Ende ist versöhnlich und lässt Raum für Hoffnung. Tabea Steiners Debut ist klug angelegt, in einer klaren Sprache geschrieben, weder anklagend noch kitschig, auf eine moderne Art berührend.
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