Cover des Buches Otherland - Meer des silbernen Lichts (ISBN: 9783453532182)
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Rezension zu Otherland - Meer des silbernen Lichts von Tad Williams

Rezension zu "Otherland 4: Meer des silbernen Lichts" von Tad Williams

von rallus vor 12 Jahren

Rezension

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rallusvor 12 Jahren
Nach 4000 Seiten geht die Reise zu Ende, wer nach dem dritten Buch gedacht hatte, Williams kann nichts mehr drauflegen, das meiste wurde gelöst, hat sich getäuscht. Zwar ist der letzte Band um mindestens 400 Seiten zu lang, unsere Freunde werden wieder getrennt, Otherland wird durchforstet; nichts Neues also. Auch ist das Ende dann fast abrupt und hastig aber Williams hat dann doch noch ein paar wirklich überraschende Erklärungen parat. Ein Saga mit vielen eindringlichen und empathisch handelnden Hauptfiguren und hunderten von Nebenfiguren in denen man aber nie den Überblick und Williams nie den Faden verliert, obwohl er, um den Spannungsbogen zu halten, viel mit Cliffhangern arbeitet. Doch ist dies nicht nur eine Fantasyartige Geschichte die in einer Science Fiction Umgebung spielt - und somit eines der besten Beispiele beide Genres zu verbinden - nein Williams geht noch weiter. Sein Soziogramm, oder Dystopie, verbindet den heutigen Stand der Gesellschaft und führt diesen unter Bewahrung der bestehenden Parameter logisch in die Zukunft. Wenn man sich die letzten 200 Jahre der Zivilisation vor Augen führt, hat die Technik die Sozialisierung überholt. Der Mensch versteht es nicht mehr den Fortschritt in seine Lebensweise zu integrieren, alle drängenden Fragen zu beantworten. In Otherland wird auch wenig gelacht, die Jungen verlieren ihr Wissen; was muss ich wissen was oder wo Kansas ist, wenn ich mich im Netz bewege und mir Welten erschaffen kann, was kümmert mich die reale Welt. Jahrhundertlange eher gemächliche aber integrative Lebensweise haben uns vor dem Kollaps bewahrt, doch die letzten rasenden 150 Jahre zeigen uns im Menschsein unsere Grenzen. Gerade in der Interaktion mit allen künstlichen Wesen im Otherland werfen Fragen auf wie: Hat künstliche Intelligenz eine Seele, oder ein demokratisches Bürgerrecht? Diese gerechneten Welten in denen sich unsere Helden bewegen sind von der Realität nicht mehr zu unterscheiden, die Wesen zwar Maschinenwesen, aber auch sie zeigen Gefühle, reagieren menschlich, ja die Beziehungen sind teilweise symbiotisch, Sind sie Menschen? Hat Gott so etwas gewollt? Und dabei sind wir zur Zeit gar nicht mal so weit weg von dem Szenario in Otherland, auch die Essays vor jedem Kapitel zeigen eine ratlose Welt. !Xabbu zeigt uns dass wir unsere Menschlichkeit bewahren, erhalten müssen um dies ansatzweise zu verstehen. Der Mensch braucht seine Wurzeln! Ein epochales Werk das seinesgleichen sucht - ein warnender Hinweis wohin die Reise gehen kann und die Parameter sind schon heute gegeben: stärkere Monopolisierung der Konzerne, eine kleine Minderheit beutet die große Mehrheit aus, Technisierung um den Preis der Ethik und noch viele Kleinigkeiten die das Buch trotz der Fiction so unangenehm Real machen.
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