Rezension zu "Der Zwillingseffekt" von Tal M. Klein
Erzählt wird die Handlung aus der Ich-Perspektive von Joel, der zumindest über das erste Viertel des Buches insbesondere mit seinem recht unterhaltsamen (Galgen)Humor punkten kann.
Eine zentrale Rolle spielen immer wieder auch Alltags-KIs, was ich besonders interessant fand, da der Roman bereits 2018 veröffentlicht wurde - lange vor ChatGPT. Einige Dinge, die zu diesem Zeitpunkt wohl eher fantasitsche Sci-Fi waren, sind damit aktuell in vermutlich greifbarere Nähe gerückt, als das zu erwarten gewesen wäre.
Anstrengend sind hauptsächlich zu Beginn allerdings die teilweise sehr umfangreichen theoretisch/technischen Erklärungen realer und fiktiver wissenschaflticher Konzepte in Fußnoten, die auch mal eine ganze Seite einnehmen können. Diese werden jedoch im Laufe der Erzählung deutlich weniger.
Die Idee der Geschichte, einen Menschen bei der Teleportation "versehentlich" zu klonen, fand ich sehr interessant umgesetzt. In der Handlung spiegelt sich das in einer gelungenen Mischung aus actionreichen Szenen und philosophisch-nachdenklichen Momenten.
Allerdings waren für mich nicht alle Entscheidungen des Protagonisten nachvollziehbar, sodass die Tiefgründigkeit letztendlich doch sehr häufig im hohen Erzähltempo unterging. Nachdenklich gemacht hat es mich aber trotzdem.
Die gewählte "Lösung" für das Problem der geklonten Person war vermutlich eine der elegantesten Ansätze, die man für einen Roman wählen kann, für mich aber auch irgendwie enttäuschend.
Insgesamt würde ich das Buch aufgrund der vielen komplexen und langen, aber notwendigen Fußnoten-Erklärungen eher für Naturwissenschafts-Nerds empfehlen, die sich auf ein Gedankenexperiment und das damit zusammenhängende "Was-wäre-wenn" einlassen wollen.