Erzählt wird die Handlung aus der Ich-Perspektive von Joel, der zumindest über das erste Viertel des Buches insbesondere mit seinem recht unterhaltsamen (Galgen)Humor punkten kann.
Eine zentrale Rolle spielen immer wieder auch Alltags-KIs, was ich besonders interessant fand, da der Roman bereits 2018 veröffentlicht wurde - lange vor ChatGPT. Einige Dinge, die zu diesem Zeitpunkt wohl eher fantasitsche Sci-Fi waren, sind damit aktuell in vermutlich greifbarere Nähe gerückt, als das zu erwarten gewesen wäre.
Anstrengend sind hauptsächlich zu Beginn allerdings die teilweise sehr umfangreichen theoretisch/technischen Erklärungen realer und fiktiver wissenschaflticher Konzepte in Fußnoten, die auch mal eine ganze Seite einnehmen können. Diese werden jedoch im Laufe der Erzählung deutlich weniger.
Die Idee der Geschichte, einen Menschen bei der Teleportation "versehentlich" zu klonen, fand ich sehr interessant umgesetzt. In der Handlung spiegelt sich das in einer gelungenen Mischung aus actionreichen Szenen und philosophisch-nachdenklichen Momenten.
Allerdings waren für mich nicht alle Entscheidungen des Protagonisten nachvollziehbar, sodass die Tiefgründigkeit letztendlich doch sehr häufig im hohen Erzähltempo unterging. Nachdenklich gemacht hat es mich aber trotzdem.
Die gewählte "Lösung" für das Problem der geklonten Person war vermutlich eine der elegantesten Ansätze, die man für einen Roman wählen kann, für mich aber auch irgendwie enttäuschend.
Insgesamt würde ich das Buch aufgrund der vielen komplexen und langen, aber notwendigen Fußnoten-Erklärungen eher für Naturwissenschafts-Nerds empfehlen, die sich auf ein Gedankenexperiment und das damit zusammenhängende "Was-wäre-wenn" einlassen wollen.
Tal M. Klein
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Der Zwillingseffekt
Der Zwillingseffekt
Der Zwillingseffekt
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Tal M. Klein entführt uns ins Jahr 2147. Teleportation ist dort völlig normal und das sicherste Transportmittel, das von Milliarden Menschen täglich genutzt wird. Bis Joel sich in die Fliterwochen zu seiner Frau Silvia teleportieren will und dabei versehentlich geklont wird. Joel muss sich nicht nur vor den Behörden retten sondern ahnt, dass die Teleportationsgegner gar nicht so unrecht haben, wie er immer dachte.
Ich habe Der Zwillingseffekt als Hörbuch gehört und war angenehm überrascht von Stefan Lehnens Stimme. Man hört ihm unglaublich gerne zu, auch wenn manche Charaktere sehr komisch vorgelesen wurden. Ich habe das Hörbuch immer auf dem Weg zur Arbeit und zurück gehört und so ist es nicht erstaunlich, dass ich bei über 11 Stunden Hörbuchzeit ein paar Tage für das Buch gebraucht habe. Wobei: Tatsächlich nicht nur deshalb. Ich muss gestehen, dass ich nicht immer nur überzeugt von dem Hörbuch war und somit nicht immer motiviert war weiterzuhören. Dazu aber später mehr.
Eigentlich ist Der Zwillingseffekt nämlich ziemlich toll. Thematisch geht Tal M. Kleins sehr tief, greift viele Punkte auf, hinterfragt viele Sachen. Und das auf ganz unterschiedlichen Ebenen: Technisch, kulturell, ethisch. Und das Ganze mit einer Menge Know-how, sodass ich mich häufig gefragt habe, wie viel Recherche er wohl in diesen Roman hineingesteckt haben muss. Auf jeden Fall regt es sehr zum Nachdenken an, was in Der Zwillingseffekt passiert. Na klar, die Handlung spielt über 100 Jahre in der Zukunft und ob es jemals zu solchen Technologien, wie den beschriebenen kommt ist fraglich. Dennoch kann man das, was im Buch passiert auch auf unsere Technologien übertragen und das funktioniert.
Ich finde außerdem, dass das Buch unglaublich gut und vor allen Dingen auch lustig geschrieben ist. Alles in allem also bisher schon mal ein tolles Gesamtpaket und dennoch möchte ich nicht sagen, dass mir Der Zwillingseffekt zu 100% gefallen hat.. Warum nicht? Das lag zum einen daran, dass die Handlung teils etwas langatmig war und sich in zu vielen Erklärungen und Verstrickungen verlor. Es hätte gut und gerne 2-3 Stunden heruntergekürzt werden können, ohne dass der Leser das Gefühl gehabt hätte, dass etwas fehlt. Auf der anderen Seite war es Joel, der Protagonist des Buches, der mich gestört hat. Er war mir unsympathisch und so machte es mir nicht den erhofften Spaß, ihm zu folgen und mit ihm mitzufiebern
Der Zwillingseffekt ist und gut durchdachter Sci-Fi-Roman, der sehr angenehm zu hören ist und meiner Meinung nach grandios von Stefan Lehnen gelesen wurde. Der Roman geht sehr tief und regt zum Nachdenken an. Kleine Kritikpunkte habe ich allerdings leider auch: Die Handlung war an manchen Stellen für meinen Geschmack zu lang und auch mit dem Protagonisten konnte ich nicht so recht sympathisieren. Solltet ihr aber auf Sci-Fi stehen, die sich besonders mit technologischen Neuheiten und der Ethik dahinter befasst, kann ich euch dieses Buch ans Herz legen.
Puh. Endlich geschafft. Leider war es eher ein Qual mit dem Buch fertig zu werden als ein Lesevergnügen.
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