Tamara Guidolin
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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Der erste und letzte Song
Der erste und letzte Song
Jeder Schmerz, den wir fühlen
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Rezension zu "Der erste und letzte Song" von Tamara Guidolin
Schreibstil
"Der erste und letzte Song" ist das Erstlingswerk von Tamara Guidolin und natürlich war ich sehr neugierig darauf, als sie es mir anbot und ich gelesen habe, dass es das Thema Asexualität behandelt. Die Autorin tastet sich in ihrem Debüt recht langsam voran und es wird schnell klar, dass sie noch auf der Suche nach ihrem ganz eigenen Stil ist, der aber, das muss ich an dieser Stelle positiv hervorheben, immer wieder durchblitzt.
Dennoch fiel mir das Lesen am Anfang ein wenig schwer, denn einige Stellen wirken etwas holperig, einige Dialoge nicht so fließend und die Charaktere hätten für meinen Geschmack ein wenig tiefgründiger beschrieben sein können. Irgendwann hatte ich mich dann aber hineingefunden und muss auch hier noch einmal lobend erwähnen, wie sehr sich der Stil der Autorin im Laufe der Geschichte weiterentwickelt.
Charaktere
Julian
Vom Gefühl her überwiegen die Abschnitte aus Julians Sicht in diesem Buch. Er ist der typische Rockstar, der gerne Frauen aufreißt und nach außen hin keine Gefühle zeigt. Zu Begin der Geschichte muss er so einige private Rückschläge einstecken und es wird schnell klar, dass er mit eigenen Dämonen kämpft.
Ich mochte seine Leidenschaft für die Musik, aber weniger mochte ich das Bild, das er in der Öffentlichkeit von sich erschaffen hat. Auch sein Innerstes blieb mir größtenteils verborgen, auch wenn es in seinen Abschnitten tatsächlich einige starke Momente gab. Ich konnte nicht direkt zu ihm durchdringen und fand seine Art teilweise echt ätzend.
Elena
Auf der anderen Seite steht Elena, mit der ich mich an dieser Stelle sehr gut identifizieren konnte. Sie ist noch immer auf der Suche nach sich selbst und probiert gerade, ein paar Rollen in Filmen zu bekommen. Dabei übersieht sie, dass sie vielleicht auch selbst schon viel zu lange eine Maske trägt ...
Bei Elena hatte ich das Gefühl, wirklich tief in ihre Gedanken einzudringen und so konnte ich ihre innere Zerrissenheit, ihre Zweifel, aber auch ihre Hoffnungen spüren. Ich habe ihre Abschnitte wirklich gerne gelesen, auch wenn mir einige Entwicklungen zu schnell abliefen ...
Meine Meinung
Bücher über Homosexualität gibt es mittlerweile zur Genüge, doch das Thema Asexualität wird nur selten aufgegriffen. Warum eigentlich? Ist es das fehlende Verständnis? Oder die Tatsache, dass alles was nicht der Norm entspricht, gerne einmal unter den Teppich gekehrt wird? Ich bin froh, dass sich Tamara Guidolin in ihrem Erstlingswerk diesem Thema angenommen hat und ich hoffe, dass dies tatsächlich einige Wellen schlagen und für mehr Akzeptanz sorgen wird.
Kommen wir aber nun zu der Geschichte. Ich muss gestehen, dass ich mich am Anfang etwas schwerer damit getan habe, in das Buch hineinzufinden. Es beginnt zwar mit einem ganz persönlichen Rückschlag aus Julians Sicht, doch sämtliche Nebencharaktere, wie beispielsweise die Bandmitglieder, das Team oder auch Elena und ihre Familie blieben mir zu sehr im Hintergrund.
Viele Personen waren beim Lesen nur Namen, sie hatten keine Geschichte und deswegen lief für mich ein gewisses tragisches Ereignis recht emotionslos ab. Mir fehlte einfach der Bezug und so musste ich mich tatsächlich erst einmal hineinfinden und eben akzeptieren, dass hier eine gewisse Distanz gegeben ist.
Ab der Hälfte wird das Buch aber besser und auch intensiver. "Der erste und letzte Song" ist hierbei aber keine Liebesgeschichte. Der Klappentext, der recht viel preisgibt, verrät schon, dass es hier nicht um die große Liebe, sondern um Selbstfindung geht. Dabei wirken hier beide Charaktere recht verloren und wissen eigentlich gar nicht so wirklich, wer sie sind. Hier gibt es einige starke Momente, aber auch einige, die den Leser wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Die Mischung ist ausgewogen und so symbolisiert das Buch gut das echte und manchmal viel zu unfaire Leben!
Ich finde es toll, dass die Autorin realistisch geblieben ist und hier keine kitschige Liebesgeschichte zusammengeschustert hat. Für meinen Geschmack hätte sie sich allerdings noch etwas behutsamer an das Thema Asexualität herantasten und näher auf Elenas Entwicklung eingehen können. Auch Julian konnte ich ab einen gewissen Punkt leider nicht mehr so recht verstehen, denn seine Worte und sein Handeln wirken doch recht widersprüchlich.
Auch wenn mir persönlich Julians Entwicklung besonders auf den letzten Seiten nicht gefallen hat, so muss ich doch sagen, dass "Der erste und letzte Song" einen guten Blick auf ein Thema besitzt, dass viel zu oft gar nicht Ernst genommen wird. Ich hoffe, dass die Autorin sich vom Stil her noch weiterentwickeln wird und bin schon gespannt auf weitere Werke aus ihrer Feder.
Fazit
"Der erste und letzte Song" ist keine Liebesgeschichte, sondern ein sehr realitätsnaher Einblick in das Thema Asexualität. Es geht um zwei Menschen, die sich erst einmal selbst finden müssen, um wirklich glücklich werden zu können. Trotz einiger Schwächen empfehle ich das Buch dennoch gerne weiter und hoffe, noch mehr von der Autorin zu hören!
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