Verzerrte Familienidylle
von gaby2707
Kurzmeinung: Eine aussergewöhnliche Familiengeschichte und ein junger Mann, der mich durch seine besondere Art beim Lesen gehalten hat.
Rezension
Dies war mein erstes Buch, das ich von Tana French gelesen habe. Und ich habe mich anfangs etwas schwer getan mit den verschachtelten Sätzen, mit endlosen Längen, die mich in der Geschichte nicht weitergebracht haben. Aber nach einer Weile war ich doch mitten drin im Geschehen.
Sehr gut finde ich, dass ich die einzelnen Familienmitglieder bzw. alle Protagonisten sehr deutlich und ausgefeilt auch mit ihren Gedanken beschrieben bekomme. Ich hatte schnell von jedem Einzelnen ein klares Bild vor Augen. Durch die zahlreichen Dialoge komme ich den einzelnen Familienmitgliedern noch näher. Ich leide mit Toby, der sich seiner absolut nicht sicher ist; bewundere Hugo und Susanne, dass sie das Augenscheinliche so gut verdrängen; und ich frage mich immer wieder, was die Nervosität bei Leon auslöst. Bis zu einem Punkt, wo sich das alles dreht und es für mich keinen Sympathieträger, ausser vielleicht Onkel Hugo, mehr gibt.
Genau so toll beschrieben finde ich den Garten des Efeuhauses, bei dem es mir in der Seele weh getan hat, als er total umgegraben und sogar ein alter Baum gefällt werden musste.
Genau so klar werden mir die verschiedenen Stimmungen im Haus durch die Autorin nahe gebracht.
Ich habe mich direkt in das Geheimnis, das der Baum zutage gebracht hat, reinziehen lassen. Hatte immer neue Ideen, was damals passiert sein könnte. Aber der Auflösung bin ich nicht sehr nahe gekommen.
Auch wenn der Roman anfangs einige Längen hat und mich erst ab ca. der Mitte fesseln konnte, hat sich das Lesen gelohnt. Ein interessanter Sprachstil, eine aussergewöhnliche Familiengeschichte und ein junger Mann, der mich durch seine Art beim Lesen gehalten hat.