Cover des Buches Die Spur des Medaillons (ISBN: 9783958240070)
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Rezension zu Die Spur des Medaillons von Tania Schlie

Die Dinge sind nie so, wie sie sind. Sie sind immer das, was man aus ihnen macht.

von Sick vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Sympathische und authentische Charaktere, spannende und atmosphärische Reise in die Vergangenheit, große Gefühle - alles dabei!

Rezension

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Sickvor 9 Jahren

Nina hat sich nach der Wende mit ihrer eigenen Goldschmiede selbstständig gemacht. Eines Tages kommt ein Amerikaner namens Benjamin in ihren Laden. Er gibt ihr ein Medaillon zur Reinigung und Reparatur. Nina glaubt ihren Augen nicht zu trauen: Genau so ein Schmuckstück hat auch sie Zuhause. Nach dem Tod ihrer Mutter hatte Ninas Vater es ihr überlassen. Die junge Frau beschließt ihrer Großmutter Natascha davon zu erzählen. Diese erzählt ihr daraufhin von ihrem bewegten Leben, das gleichzeitig eine Chronik des 20. Jahrhunderts ist. Geboren und aufgewachsen in Sankt Petersburg, flieht Natascha mit ihrem Mann Konstantin nach der Russischen Revolution nach Paris, das ihr mit seinem aufregenden Leben eine zweite Heimat wird. Wie das zweite Medaillon nach Berlin kam, wüsste Natascha allerdings auch gerne, denn dessen Besitzer war ihre große Liebe Mikhail, den sie nach dem Zweiten Weltkrieg das letzte Mal gesehen hatte...

Ehrlich gesagt, weiß ich gerade gar nicht, wo ich anfangen soll. Bei den unglaublich sympathischen und authentischen Charakteren? Bei der spannenden und atmosphärischen Reise in die Vergangenheit? Bei den großen Gefühlen oder den alltäglichen Empfindungen? Das alles gibt es nämlich in "Die Spur des Medaillons".

Der Leser begleitet sowohl Nina im Berlin nach der Wende, als auch Natascha, diese allerdings durch fünfzig Jahre ihres Lebens. Natascha ist schon über neunzig, als sie ihrer Enkelin ihre bewegte Lebens- und Liebesgeschichte erzählt. Und diese Abschnitte sind wirklich fesselnd geschrieben. Ich hatte wirklich das Gefühl Natascha bei ihren Erlebnissen zu begleiten. Durch eine trostlose Kindheit, weil der Vater viel reisen musste und die Mutter mit ihrer späten Verantwortung nichts anzufangen wusste. Durch eine junge Ehe, die schon beinahe überhastet geschlossen wurde, aber zunächst glücklich ist. Und durch die Flucht aus Russland ins ferne Paris, das Natascha so viele neue Möglichkeiten eröffnet. Besonders diese Ereignisse haben mir sehr gut gefallen, weil die Zwanziger Jahre ausgesprochen lebendig geschildert sind. Währenddessen hat man niemals den Eindruck, dass Stationen abgearbeitet werden, alles ist sehr flüssig und durchgängig lesbar und trotzdem nicht zu ausschweifend. Auch die gesellschaftlichen und politischen Begebenheiten werden beleuchtet und mit eingebunden.

Neben den Erzählungen ihrer Großmutter kommt Nina ihr eigenes Leben ziemlich farblos vor. Sie ist seit sieben Jahren mit Martin zusammen, allerdings eher aus Bequemlichkeit, wie sie sich selbst eingestehen muss. Abgesehen von ihrem Laden hat sie sonst nur ihre beste Freundin Malou, die das komplette Gegenteil von Nina ist. Auch ihrer Großmutter ist Nina nicht besonders ähnlich vom Charakter her, auch wenn sie sie sehr bewundert. Ich mochte alle drei gerne, was mir das Lesen noch leichter gemacht hat. Die Männer in der Geschichte sind zwar zahlreich vorhanden, allerdings eher am Rand. Auch sie sind sehr unterschiedlich und bei manchen hat es etwas länger gedauert, bis ich sie mochte. Das spricht sehr für die Figurenzeichnung, denn gerade diese Herrschaften konnten mich zuweilen überraschen. Die Liebesgeschichte(n) sind zwar für die Handlung wichtig, nehmen aber nicht zu viel Raum ein. Hauptaugenmerk liegt auf den Leben von Natascha und Nina.

Der Schluss war etwas anders, als ich erwartet hatte, aber trotzdem absolut schlüssig und passend zur Geschichte. Es bleiben keinerlei offene Fragen zurück.

Letzten Endes bleibt mir nichts anderes übrig, als "Die Spur des Medaillons" allen zu empfehlen, die sich gerne in die Vergangenheit entführen lassen.

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