Cover des Buches Grimms Morde (ISBN: 9783426281017)
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Rezension zu Grimms Morde von Tanja Kinkel

Sittengemälde des 19. Jahrhunderts

von nirak03 vor 6 Jahren

Rezension

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nirak03vor 6 Jahren

Es war einmal alte Mätresse, die
gewaltsam zu Tode kam. Dies trug sich zu, im Jahre 1821 in der Stadt
Kassel. So oder so ähnlich könnte eines der Märchen der Brüder
Grimm auch beginnen. Aber hier wird kein Märchen erzählt, sonder
die Geschichte einer Frau, die ermordet wurde und mit diesem Mord
Wilhelm und Jacob Grimm in Verdacht bringt. Die Art und Weise, wie
sie starb, haben diese zwei nämlich gerade ausführlich in ihrer so
eben erschienen Märchensammlung veröffentlicht. Die Polizei ist
auch nicht gerade hilfreich bei der Lösung des Falles. Dann aber
treten die Schwestern Droste-Hülshoff auf den Plan. Jenny und
Annette haben einige Geschichten zu der Sammlung beigetragen.
Ausgerechnet ein Zitat aus ihrem Märchen wurde bei der Leiche
gefunden. Die Schwestern sehen sich genötigt den Grimms zur Hilfe zu
eilen.


Der neue Roman von Tanja Kinkel ist
alles andere als ein Märchen der Brüder Grimm, auch wenn es
zunächst den Anschein hat. Die Geschichte beginnt mit einem Mord,
der natürlich aufgeklärt werden will, aber im Vordergrund steht
mehr das Leben von Jacob und Wilhelm Grimm und ihrer Familie.


Kinkel hat hier nicht einfach nur einen
Krimi geschrieben, sondern erzählt viel mehr aus dem Leben dieser
Zeit. Aus der Zeit als die Besatzer, nämlich Napoleon, Kassel
verlassen haben. Wie die Menschen sich damals fühlten, was sie
bewegte und antrieb. Ihr ist hier gelungen, die Zeit von 1821
einzufangen. Lebhaft und authentisch hat sie Bilder in meinem Kopf
entstehen lassen. Ich fühlte mich regelrecht in die Zeit
zurückversetzt. Sicherlich war der Einstieg in diesen Roman nicht
ganz einfach. Tanja Kinkel hat sich für einen etwas sperrig lesenden
Erzählstil entschieden, aber nachdem die ersten ca. 50 Seiten
gelesen waren, konnte ich kaum noch aufhören, das Buch einfach nicht
zur Seite legen. Aber nicht weil der Fall so spannend war (der Krimi
ist auch spannend aber eben nicht nur), sondern weil die
Lebensgeschichte der Brüder Grimm und das Aufeinandertreffen mit den
Schwestern so gelungen erzählt wurde. Für mich war der Mord und
alles, was damit zusammenhing, irgendwie nur Beiwerk für einen
tollen historischen Roman, über eine Epoche, zu der ich noch nicht
so viel gelesen habe.


Ein Personenregister zu Beginn sorgt
direkt dafür, dass man den Überblick über die Protagonisten nicht
verliert. In einem Nachwort zum Schluss, klärt die Autorin Fiktion
und Wahrheit, es war aufschlussreich. Eine Bibliografie verrät
einiges darüber, wo der Leser Wissenswertes zu der Geschichte der
Brüder Grimm oder den Droste-Hülshoff-Schwestern nachlesen kann.


„Grimms Morde“ war für mich einer
der besten historischen Romane, die ich dieses Jahr gelesen habe. Der
Erzählstil zeugt von hoher Erzählkunst und hat einfach nur Spaß
gemacht. Die Geschichte selbst war facettenreich und bildhaft und hat
mich nicht mehr losgelassen.

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