Cover des Buches Im Schatten der Königin (ISBN: 9783426636312)
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Rezension zu Im Schatten der Königin von Tanja Kinkel

Der Schatten der Königin

von Windflug vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Etwas zäh und hölzern - schade, das Thema versprach so viel. Vielleicht sind Krimis, auch historische, einfach nicht Frau Kinkels Stärke ...

Rezension

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Windflugvor 10 Jahren
Als Amy Dudley, geborene Robsart, durch einen Sturz von der Treppe ums Leben kommt, hält halb England die Luft an. Denn Amy ist die Ehefrau von Robert Dudley, dem Favoriten der frischgebackenen Königin Elizabeth I., und nun fragen sich alle, ob er sie umgebracht hat oder ob womöglich gar die Königin ihre Hand im Spiel hatte, damit der Weg frei für eine Hochzeit der beiden ist ... Nun ist es an Roberts Vertrautem und Vetter Tom Blount, die Wahrheit über Amys Tod herauszufinden. Und noch jemand stellt eigene Nachforschungen darüber an, was wirklich geschehen ist: Kat Ashley, die Gouvernante der Königin ...


Früher war ich mal ein regelrechter Fan von Tanja Kinkel. Als Teenager habe ich ihre Romane geliebt - und auf lange Sicht gesehen ist vermutlich sie über Umwege Schuld daran, dass ich Geschichte studiert habe.

Es ist allerdings nicht so, dass ich alles von ihr gelesen habe - ich war da schon immer wählerisch. Wenn mir das Setting oder das Thema nicht zusagt, dann lese ich das jeweilige Buch auch dann nicht, wenn es von einem Lieblingsautor oder einer Lieblingsautorin verfasst wurde.

Dieses hier war aber schon länger auf meiner Leseliste, auch wenn ich mich inzwischen längst nicht mehr als Fan von Frau Kinkel bezeichnen würde - dazu habe ich inzwischen zu viel andere Leseerfahrungen gesammelt, da wird man anspruchsvoller.
Aber in der Regel schreibt sie nach wie vor solide, gut zu lesende Romane, und bei diesem fand ich das Thema sogar ausgesprochen interessant.

Und jetzt muss ich leider sagen, dass ich einigermaßen enttäuscht bin. Das hat mehrere Gründe.

Vor allem die erste Hälfte, wenn nicht sogar noch länger, zog sich alles hin wie Kaugummi. Jeder, aber auch wirklich jeder Dialog, der in sich spannend hätte sein können, wird durch Gedanken Blounts unterbrochen, aus dessen Ich-Perspektive größtenteils erzählt wird, und zwar oft so lange Absätze von Gedanken über frühere Ereignisse oder über Politik, dass ich immer wieder nochmal die Augen auf der Seite nach oben wandern lassen musste, um mich wieder daran zu erinnern, auf was danach geantwortet wurde und worum das Gespräch sich überhaupt drehte.
Dazu kam noch, dass diese Gedanken und andere Textstellen unheimlich viel historische Information transportierten. Nun habe ich ja nix gegen historische Informationen, aber hier traten sie derart gehäuft auf, dass sie die Romanhandlung ausbremsten und außerdem verhinderten, dass mir die handelnden Personen nahe kamen. Ehrlich, nicht eine davon, und es waren beileibe nicht wenige, hat mich wirklich tangiert. Die einzige, die wenigstens interessant und witzig war, war Edith Odingsell, und die ist eigentlich doch eher eine Nebenfigur. Alle anderen blieben für mich austauschbare Pappkameraden.

Dazu trug auch bei, dass die Dialoge auf mich oft, wenn auch glücklicherweise nicht immer, irgendwie unnatürlich wirkten und die Gesprächspartner aufeinander reagierten, ohne dass ich die Gründe dafür in der vorherigen Unterhaltung erkennen konnte. So ist Blount einmal total genervt von seinem Gesprächspartner, dem Herrn des Hauses, in dem Amy zum Zeitpunkt ihres Todes zu Besuch war, offenbar, weil der ihm seine Unschuld beteuert - dabei ist das nur zu verständlich, und Blounts Reaktion trug wiederum nicht gerade dazu bei, dass ich ihn ins Herz schließen konnte.

Dann ist mir auch im Nachhinein noch nicht klar, was der Handlungsstrang mit Kat Ashley da zu suchen hatte. Außer eben der Möglichkeit, auch die Sicht von Elizabeth darstellen zu können. Ansonsten tut die Frau über den Großteil des Romanes in ihren Teilen eigentlich nichts Interessantes, und ich wartete vergeblich darauf, dass sich ihre und Blounts Handlungen irgendwann wirklich kreuzten.

Und zu guter Letzt haben mich auch ein paar historische Ungereimtheiten gestört - die Glaubenssätze der anglikanischen Kirche hätten sich durch eine kurze Wikipedia-Recherche klären lassen ...

Etwa nach der Hälfte des Romans, jedenfalls im letzten Drittel, wurde es dann doch noch richtig spannend, und ich wollte natürlich auch wissen, wie die Sache ausging. Aber das tröstet mich eben auch nur zu einem Drittel über den eher enttäuschenden Rest des Buches hinweg.

Es ist ganz sicher kein schlechter Roman, immerhin ist die Geschichte an sich wirklich interessant, und die Figuren sind auch nicht die üblichen Verdächtigen - schließlich ist Tom Blount über vierzig, zweifacher Vater und graumeliert auf dem Kopf und Kat Ashley gar über sechzig (allerdings wurde mir das erst spät im Roman klar, als ich nämlich Wikipedia nach den Figuren befragte, woran man erkennen kann, wie wenig die Figuren letztlich vorgestellt und charakterisiert wurden). Aber für mich funktionierte der Roman leider einfach größtenteils nicht so gut, wie ich es mir erhofft hatte.
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