Cover des Buches Venuswurf (ISBN: 9783426662106)
Saralondes avatar
Rezension zu Venuswurf von Tanja Kinkel

Venuswurf

von Saralonde vor 10 Jahren

Rezension

Saralondes avatar
Saralondevor 10 Jahren

Rom, um Christi Geburt. Die Tage der alten Republik sind vorbei, Augustus ist der Alleinherrscher. Die junge, kleinwüchsige Tertia wird von Ihren Eltern in die Sklaverei verkauft. Das ist ihr gar nicht einmal so unrecht, denn sie sieht dies als einzigen Weg, dem Elend der zwar freien, aber völlig mittelosen Bauern zu entkommen. In der Hauptstadt wird sie zunächst an einen Freigelassenen verkauft, der sie in einer Gauklertruppe einsetzt. Doch es dauert nicht lange und Tertia, die sich nun Andromeda nennt, erregt die Aufmerksamkeit von Julilla, der Enkelin von Augustus…

Tanja Kinkel entführt uns in diesem historischen Roman in ein Zeitalter, das, wie ihr wisst, zu meinen Favoriten zählt – in die beginnende Kaiserzeit. Mir ist aufgefallen, dass das Buch auf den gängigen Portalen etwas schlechter bewertet wird als die anderen Bücher von Tanja Kinkel. Ich glaube, ich weiß auch, woran das liegt: Die Handlung spielt sich größtenteils auf der Gesprächs- und Gedankenebene ab. Wer also temporeiche Action erwartet, ist bei diesem Buch falsch. Allerdings muss man feststellen, dass das Thema etwas anderes auch gar nicht zulässt – und dass es auch Leser wie mich gibt, die das gar nicht brauchen oder möchten. Der Roman ist mehr ein Kammerspiel und hat mich durchaus öfter an die BBC-Serie “I, Claudius” denken lassen, obwohl diese natürlich aus einer komplett unterschiedlichen Perspektive erzählt wird. Die Geschichte der Julier – Augustus’ Familie – ist ein Gespinst von Intrigen und Verrat. Tanja Kinkel hat sich die Ereignisse um Augustus’ Enkelin Julilla herausgegriffen und erzählt sie uns aus der Perspektive ihrer kleinwüchsigen Sklavin Andromeda, einer ungewöhnlichen, aber sehr gewitzten Protagonistin, die schnell erkennt, welche Gefahr die politische Situation um Julilla, ihre Mutter Julia und ihren Bruder Postumus (die beide in der Verbannung leben) für sie selbst und den gesamten restlichen Haushalt birgt: Wenn Julilla sich nicht brav aus der Politik heraushalten und wie ihre Mutter unter einem Vorwand angeklagt werden sollte, würde das bedeuten, dass alle Sklaven gefoltert würden, denn – so grausam war das Alte Rom – die Aussage eines Sklaven war nur gültig, wenn er zuvor gefoltert wurde. Und hochrangige Personen wie Julilla nehmen auf diese Tatsache bei ihren Aktionen natürlich keine Rücksicht.

Auch wenn ich wusste, welches Schicksal Julilla erwartet, war ich sehr gespannt darauf, was Andromeda unternehmen würde, um sich und die anderen Sklaven, darunter den zwielichtigen Conopas, der andere kleinwüchsige Sklave Julillas, vor dem befürchteten Schicksal zu retten, und ob ihr das gelingen würde. Eingebaut ist die Handlung in ein buntes Panorama des alten Rom, das mich völlig in die Stadt und die Zeit abtauchen ließ, sämtliche Schilderungen der Bräuche, etwa des Thermen- oder Zirkusbesuchs haben mich völlig überzeugt, die Auflösung ist schlüssig, die Charaktere, insbesondere natürlich Andromeda, vielschichtig, das Leben der Sklaven ungeschönt. Kurz, das Buch ist nicht unbedingt mein Lieblingsbuch von Tanja Kinkel (das ist immer noch “Die Söhne der Wölfin”!), aber es hat mir sehr gut gefallen und ich habe es mit Genuss gelesen.

Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks