Liebe Leserinnen und Leser,
darf ich vorstellen? Hier kommt
Almuth. Almuth ist 60, seit 30 Jahren mit Günter verheiratet und Hausfrau aus Überzeugung. Ein Leben ohne Höhepunkte? Von wegen!
Almuth liebt nicht nur Kochbücher, sondern auch Fußball. Und ganz besonders den FC Barcelona, obwohl sie in Frankfurt wohnt und noch nie in Katalonien war. Die Kunst des schnellen Umschaltens beherrscht Almuth zumindest theoretisch: Wie Kurzpässe schwirren ihre Gedanken hin und her zwischen Rezepten, Fußballweisheiten und Lebenserfahrungen: „Abschiede sind wie Kartoffelklöße, irgendwas geht immer schief.“
Aber dann geht plötzlich etwas gut: Mit ihren Freundinnen Paula und Lilo fährt Almuth ein paar Tage in die Schweiz und erlebt dort ein unerwartetes Abenteuer – sie verbringt eine Nacht mit einem deutlich jüngeren Mann. Der heißt nicht nur Jens Lehmann – wie der berühmte Torwart – , sondern sieht auch noch genauso gut aus. Jens Lehmann findet: „Ich habe noch keine Hausfrau kennengelernt, die so ist wie Sie.“ Recht hat er. Und Almuth verlässt die eingespielten Laufwege ihres Lebens – was ihre Ehe auf eine völlig neue Probe stellt.
Ich habe Almuth erfunden, weil es schon so viele liebe- und humorvolle Romane gibt, in denen jüngere Frauen die Hauptrolle spielen. Ich finde, es ist Zeit für Almuth – und ich hoffe, Ihr findet das auch!
Auf zur Leserunde!
Deshalb lade ich Euch hiermit herzlich zur
Leserunde ein, die ich so aktiv wie möglich begleiten werde. Der Piper Verlag stellt
25 Freiexemplare zur Verfügung,
Bewerbungsschluss ist Sonntag, der 1. September. Schreibt mir einfach, warum Ihr Almuth gerne kennenlernen würdet. Im Buchladen ist sie übrigens ab dem 27. August zu haben.
Schöne Grüße & bis ganz bald,
Eure Tanja Kokoska
Zur Einstimmung gibt’s hier schon mal den Anfang: „Fotzelschnitten.“ Almuth stutzt. Sie dreht das Buch um: „Schweizer Spezialitäten“, steht auf dem Einband, „von Appenzeller bis Zürcher Geschnetzeltes“. Fotzelschnitten. Herrschaftszeiten, denkt Almuth. Das kann ja was werden. Sie blickt zu Günter hinüber. Männer, die auf dem Rücken liegen, schnarchen ja meistens, aber Günter nicht, ganz vorbildlich, lobt sie ihn in Gedanken. Er ist mal wieder maulfaul. Die neue, mit Herzen bestickte Schlafbrille – ein Geschenk von Almuth zu seinem einundsechzigsten Geburtstag, – ist ein Stück zur Seite gerutscht und bedeckt nur noch ein Auge vollständig. Sein Mund ist halb geöffnet. Almuth beugt sich noch weiter vor und lauscht. Leise, sehr leise ist gleichmäßiges Atmen zu hören, Günters Brustkorb hebt und senkt sich fast unmerklich. Man könnte glatt meinen, er sei tot, denkt Almuth.
„Mit altbackenem Brot bereiten Sie so köstliche Gerichte wie Fotzelschnitten. Brotreste machen Sie glücklich, denn Brotgerichte sind unwiderstehlich!“ Brotreste, denkt Almuth, das klingt irgendwie nach Krieg, das muss ja ein uraltes Rezept sein. Wann waren die Schweizer zuletzt kriegerisch unterwegs? Die Schweiz ist doch immer neutral. Gut, wenn man vorbereitet ist, denkt sie. Sonst fährt man ahnungslos da hin, und mir nichts, dir nichts will einem jemand eine Fotzelschnitte andrehen, und dann steht man blöd da. „Woher der Name stammt, weiß niemand so genau“, liest Almuth weiter. „Fotzel nennt man ein abgerissenes Stück Papier. In manchen Gegenden der Schweiz bedeutet es aber auch ,durchtriebener Hallodri’.“
Nicht nur, dass sie Papierfetzen fragwürdig benennen und noch wie im Krieg kochen, denkt Almuth, sie sind auch sprachlich über die fünfziger Jahre kaum hinausgekommen. Hallodri, kein Mensch sagt mehr Hallodri, außer den Schweizern offenbar. Hallodri, das ist wie Hopsala, und das sagt auch kein Mensch mehr. Andererseits hat das auch etwas Tröstliches, findet Almuth. Alles verändert sich, Schade heißt Rewe, im Fernsehen ist alles Englisch, und die Jugend redet sowieso wirres Zeug, da kann man sich etymologisch schon mal an einem Hallodri festhalten. Günter hält die Luft an. Drei, vier Sekunden vergehen. Almuth spürt, wie sich sein Körper spannt, wie er die Hüfte in Position schiebt. Dann erschallt, von der Bettdecke gedämpft, ein entschlossener Ton wie aus einem verstopften Jagdhorn. Günter atmet erleichtert aus und dreht sich auf die andere Seite. Besser so ein Lebenszeichen als gar keins, denkt Almuth.
Mehr zum Buch inkl. Video gibt's
hier.