Cover des Buches Auf den Pfaden des Luchses (ISBN: 9783941485242)
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Rezension zu Auf den Pfaden des Luchses von Tanja Mikschi

Spannender, gut recherchierter Indianerroman

von mabuerele vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Beeindruckender und sehr realistisch geschriebener Roman über die Geschichte der Cheyenne!

Rezension

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mabuerelevor 9 Jahren

„...Die Weißen halten sich nicht an ihre eigenen Worte und nicht an die Worte ihres Gottes...Was zählen Verhandlungen und Abmachungen mit einem, dem sein eigenes Wort nichts wert ist?...“

Es ist um das Jahr 1830. In St. Peter in Amerika werden zwei Jungen geboren: Silas, Sohn des Trappers Elias und seiner Frau Winonah, einer Indianerin aus dem Stamme der Ojibwe, und David Sattler, Sohn eines Kaufmanns.

Während Silas am Rande des Dorfes aufwächst und bestenfalls geduldet wird, gehört Davids Familie zu den geachteten im Ort. Zwischen den beiden Jungen entwickelt sich nach und nach eine Freundschaft, die auch durch Krisen tragen wird.

Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Das Buch hat mich schnell in seien Bann gezogen. Dazu haben die abwechslungsreiche Handlung, der ausgereifte Schriftstil und die gut recherchierten historischen Fakten beigetragen.

Während anfangs das Spannungsverhältnis im Ort die Handlung dominierte, trennen sich später die Wege der beiden. Dadurch spaltet sich das Geschehen in zwei Handlungsstränge auf. Silas, der einen Sommer im Dorf seiner Mutter verbringt, dort seine Wurzeln findet und in kurzer Zeit zu einem Mann reift, wird nach der Rückkehr durch neue Umstände gezwungen, aus St. Peter zu fliehen. Er muss sich eine neue Heimat suchen. David bleibt im Dorf.

Der Schriftstil hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Autorin erzählt die Geschichte sehr behutsam. Als Leser darf ich Silas` Leben Schritt für Schritt begleiten. Dadurch werden die Emotionen der Protagonisten deutlich herausgearbeitet. Für Heimweh und Sehnsucht, Schmerz und Leid, aber auch Freude und Geborgenheit findet die Autorin treffende Metapher. Emotional berührende Szenen wechseln mit ruhigem Erzählstil. Bittere historische Wahrheiten werden nicht verschwiegen. Detailgenau wird nicht nur die Landschaft, sondern auch das Leben der Protagonisten unter unterschiedlichsten Verhältnissen beschrieben. Inhaltsreiche Gespräche verdeutlichen, dass die Völker in einer Zeit des Veränderung leben und die Zukunft ungewiss ist. Einer der vielen Höhepunkte war für mich das Gespräch von Silas mit dem jungen Indianer Kiniu. Er legte die Finger auf die Wunde und hielt dem weißen Mann in seine Worten den Spiegel vor. Obiges Zitat stammt von ihm.

Ausführlich wird beleuchtet, dass jeder Indianerstamm seine eigene Sprache, eigene Rituale und Regeln hat. Das kriegerische Wesen der Cheyenne unterscheidet sich in vielen Punkten von dem friedlichen Miteinander der Stämme an den großen Seen. Grundlegende Fakten über das Leben der Indianer wurden geschickt in die Handlung integriert. Gleichzeitig wird veranschaulicht, dass das Leben der Siedler kaum Recht und Gesetz kannte. Selbstjustiz war an der Tagesordnung.

Im Epilog geht die Autorin nicht nur auf historische Tatsachen ein, sondern zeigt auf, dass die Indianer auch im modernen Amerika bestenfalls Menschen zweiter Klasse sind.

Das Cover in den zurückhaltenden Farbton mit dem Jungen, der mich als Leser mit seinen blauen Augen ernst ansieht, weckt Interesse.

Die Kapitelnummern werden von zwei stilisierten Federn eingerahmt.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Auf überzeugende Weise hat die Autorin in einer fesselnden Handlung dargestellt, wie Gier, Machtanspruch und das Recht des Stärkeren Leid und Trauer über die Völker Amerikas gebracht haben. Es gibt viele Szenen in der Geschichte, die uns auch heute eine Mahnung sein können, sei es im Umgang miteinander, aber auch mit der uns umgebenden Natur.

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