Cover des Buches Das Zeitenmedaillon – Die Auserwählte (ISBN: 9782919800865)
Rezension zu Das Zeitenmedaillon – Die Auserwählte von Tanja Neise

Es braucht von allem einfach mehr

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Die Bindung zu den Charakteren wollte sich einfach nicht einstellen, Mitfiebern war fast unmöglich und auch sonst fehlt die Tiefe.

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 6 Jahren
Zeitreise gepaart mit einer Lovestory, da hat mein Leserherz gleich höher geschlagen, auch wenn ich bisher noch kein anderes Buch der Autorin gelesen habe. Erwartet habe ich demnach ein historisches Setting, in welches ich vollkommen eintauchen kann und eine emotional mitreißende Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen, die die Hürden der doch recht unterschiedlichen sozialen Gepflogenheiten überwinden müssen. Das Sich-erst-nicht-ausstehen-können und Sich-ordentlich-kabbeln am Anfang ist etwas, von dem ich nie genug bekommen kann. Da kommt das Knistern irgendwie intensiver rüber.
Konnten meine Erwartungen also erfüllt werden?
Das Reinkommen in die Geschichte gestaltete sich zumindest schon einmal als ziemlich schwierig. Isabelle befindet sich zu diesem Zeitpunkt noch in ihrer eigentlichen Zeit und sie hat gerade erfahren, dass ihr Freund sie mit ihrer besten Freundin betrogen hat. Eine ziemlich miese Situation, bei der man sich der Hauptfigur eigentlich gleich näher verbunden fühlen sollte. Bei mir wollte sich das nicht so richtig einstellen. Das Ganze wird leider relativ trocken zwischen Alltäglichkeiten abgehandelt, was mir die Möglichkeit genommen hat, mich emotional an Isabelle zu binden, etwas, dass in diesem Anfangsstadium sehr wichtig ist, meiner Ansicht nach. Geändert hat sich das dann traurigerweise auch im weiteren Verlauf der Geschichte nicht.
Den Hauptgrund dafür sehe ich in den Figuren an sich, die doch sehr flach erscheinen. Man erfährt nur oberflächlich etwas über sie. Damit könnte so gut wie fast jeder gemeint sein. Das macht es echt schwer, mit den Charakteren mitzufühlen. Mir fehlen die Details und die Tiefe, die die Figuren einzigartig machen.
Auf dem einen Problem, bauen sich natürlich weitere auf.
Wenn man nicht mit den Charakteren mitfühlen kann, wie soll dann die Lovestory gut rüberkommen. Ich bin ja dafür, dass eine Geschichte auf den Punkt kommt, aber sie sollte nicht über die einzelnen Ereignisse hinwegpreschen. Ich hätte mir gewünscht, dass man sich einfach für alles mehr Zeit genommen hätte. Wie bei den Figuren wird an der Oberfläche gekratzt aber nicht in die Tiefe gegangen. Man hätte da so viel mehr aus der Story herausholen können. Stattdessen plätschert sie so vor sich hin, ohne dass ich sonderlich mitgerissen werden konnte.
Ich hätte so gern die Zeit, in der Isabelle gelandet ist, näher erforscht. Davon bekommt man aber lediglich am Rande etwas mit, sehr schade. Da Isabelle Geschichte studiert hat, hatte sie auch kaum bis gar keine Probleme, sich an die „neue“ Umgebung anzupassen. Auch ist Hilfe nie weit entfernt, kommt wie zufällig herbei. Nun, das lässt sich vermutlich durch die Zeitreisethematik entschuldigen.
Dem Zeitreisemedaillon habe ich zu Anfang auch mehr Bedeutung zugemessen, einfach weil es der Titel des Buches ist. So spektakulär ist das Kleinod dann aber gar nicht. Da hätte man auch viel mehr mit machen können. Stattdessen liegt der Fokus auf der Liebesgeschichte, mit der ich, aus den zuvor genannten Gründen, nicht allzu viel anzufangen wusste. Es ist ein Teufelskreis, der sich durch das gesamte Buch zieht.
Der Schreibstil an sich liest sich recht flüssig. Es wird einfache Sprache verwendet. Ganz gut fand ich, dass sich die Figuren aus der Vergangenheit auch leicht anders ausgedrückt haben, sodass man zumindest daran erkannt hat, dass es sich um eine andere Zeitperiode handelt. Ob sich die Leute da tatsächlich so ausgedrückt haben, kann ich nicht beurteilen, aber als Signal hat es funktioniert. Einzig gestolpert bin ich über die Spitznamen. „Dinchen“ für Nadine. Nun ja, das ist vielleicht auch Geschmackssache. „Belle“ für Isabelle; den finde ich jetzt nicht schlimm, erinnert an „Die Schöne und das Biest“, es kam nur merkwürdig, dass sie, fast sofort als sie ihre neue „Familie“ kennenlernt, dann schon einen Spitznamen verpasst bekommt. Ein richtiger Dorn im Auge war mir allerdings „Dark Lord“. So hat Isabelle Henri in Gedanken getauft. Ich musste da ständig an einen gewissen anderen Dunklen Lord denken.
An dem Happyend hat mir gefallen, dass nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen war, sondern ein paar Abstriche gemacht worden sind. So wirkt es einfach realistischer.

Alles in allem hatte ich mir etwas anderes von dem Buch versprochen als ich dann tatsächlich vorfand. Die Tiefe fehlt an allen Ecken und Enden, wodurch ich einfach nicht richtig mitfiebern und in die Geschichte eintauchen konnte. Deswegen tue ich mich mit einer Empfehlung auch schwer. Verschenken würde ich das Buch zumindest nicht, tut mir wirklich sehr Leid.
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