Cover des Buches Die Frauen meiner Familie (ISBN: 9783426304617)
Rezension zu Die Frauen meiner Familie von Tanja Weber

Mon amour

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 8 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 8 Jahren
Elsa ist Ende 30, arbeitet als Kunsthistorikerin für eine Versicherung und führt ein relativ unspektakuläres Leben. Eines Tages landet ein Fall auf ihrem Schreibtisch, der sie persönlich betrifft. Ein Bild namens „Mon amour“ wurde als gestohlen gemeldet und nach einem Blick darauf erinnert sich Elsa daran, dass genau dieses Gemälde in der Wohnung ihrer Großeltern hing, als sie ein kleines Kind war. Sie dachte immer, dass die Frau auf dem expressionistischen Gemälde ihre eigene Urgroßmutter Anneli gewesen ist und dass es deswegen im Besitz ihrer Familie war. Doch was geschah mit dem Bild, als ihre Großeltern gestorben sind? Wie kam es zu dem Sammler und in die Galerie, wo es jetzt gestohlen wurde? Elsa nimmt diesen Auftrag sehr persönlich und macht sich auf die Suche, nicht nur nach dem Bild, sondern nach der Geschichte ihrer Familie.

Die Handlung wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen geht es um Elsa in der Gegenwart, wir begleiten sie bei ihren Nachforschungen, aber auch bei den privaten Veränderungen, die sich in ihrem Leben ergeben, als sie zum einen die eingefahrene Fernbeziehung zu ihrem Langzeit-Lover Hajo zu überdenken beginnt und sich zum anderen intensiv mit ihrer Familie, vor allem ihren Eltern auseinandersetzt.

Zum anderen spielt die Handlung in München vor dem Ersten Weltkrieg. Dort lernen wir die junge Anneli kennen, die in einem wohlhabenden und liberalen Elternhaus aufwächst.
Wunderbar wird die Atmosphäre der Stadt damals dargestellt, man fühlt sich als Leser regelrecht ins damalige München hineinversetzt, geht mit Anneli und ihren Freundinnen in die Cafés und Lokale der damaligen Zeit, begegnet den Künstlern des „Blauen Reiters“ und erlebt diese spannende Zeit vor dem großen Krieg.

Doch wo ist die Verbindung zwischen Anneli und dem Gemälde „Mon amour“? Wie ist es entstanden und was ist dann damit geschehen? In Anbetracht dessen, was man als heutiger Leser über den Umgang der Nazis mit expressionistischer und somit „entarteter“ Kunst weiß, kommen einem bald unheilvolle Gedanken. Elsa muss sich damit auseinandersetzen, dass es in ihrer Familie so einige Lügen und dunkle Flecken gibt und gegeben hat.

Mir haben beide Handlungsstränge gut gefallen, obwohl mir beide Frauen nicht wirklich ans Herz gewachsen sind. Meist mag ich in solchen Romanen die Vergangenheitshandlung mehr. Auch hier gefiel mir, wie schon geschrieben, die Darstellung des historischen Münchens besonders gut, aber dennoch empfand ich Elsa als interessanter und vielschichtiger als Anneli.

Insgesamt ergibt sich aber eine runde und in sich stimmige Geschichte, die mich sehr gefesselt hat. Am Ende geht es fast ein bisschen schnell und es wird auch nicht alles bis ins letzte Detail erklärt, ich mag das aber, so kann man sich als Leser selbst noch ein paar Gedanken machen und die Geschichte nach eigenem Belieben weiterspinnen oder enden lassen.
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