Wie würdest Du die Autorin Tanya Carpenter beschreiben?
Das ist schwierig, aber ich versuch’s mal. Ich bin ein Workaholic und darüber hinaus Perfektionist und sehr ehrgeizig – aber auch sehr kritisch. Wirklich zufrieden bin ich nie, darum treibt es mich beständig weiter. Ich habe eine überschäumende Fantasie – die hatte ich schon als Kind. Glaube an das Undenkbare und spiele gerne mit allen Möglichkeiten, ziehe eigene Schlüsse, stelle eigene Thesen auf. Meine Gedanken stehen nie still, meine Sinne sind immer weit offen, denn überall könnte ein Reiz für eine neue Idee oder für die Szene in einem bestehenden Projekt lauern. Ich werde nie müde zu lernen, zu erfahren, meinen Horizont zu erweitern, zu denken und zu träumen.
Das Schreiben ist für mich ein Drang, eine Droge. Ich bin süchtig danach, Geschichten zu kreieren, kann das kaum kontrollieren, weil es beständig in mir arbeitet und heraus will. Wenn ich an einem Projekt sitze, tauche ich völlig ein in die Welten, die ich erschaffe, bin dann nur bedingt ansprechbar. Schreiben ist Magie und beides ein fester Bestandteil meines Lebens.
Ich brauche Freiheit, Luft zum Atmen, Ruhe, aber nicht unbedingt Stille. Passende Musik zur jeweiligen Schreibstimmung tut mir gut. Es lebe das Zeitalter der MP3s. Reinhören und bei gefallen Downloaden in Sekunden. Amazon freut’s. ;-) Und ich schaffe mir so auch über die Musik immer wieder neue Inspirationen.
Ich bin eher introvertiert, was man wohl vielen Autoren nachsagt, denn Schreiben ist nun mal ein einsamer Prozess. Wer ständig Menschen um sich herum braucht, wird sich in der Einsamkeit des Schreibens wohl verloren vorkommen. Ich hingegen genieße das.
Beim Schreiben selbst arbeite ich lieber aus dem Bauch heraus, schreibe daher auch nicht chronologisch, sondern die Szenen kreuz und quer und füge sie erst am Ende zusammen. Manchmal verschiebt sich die Reihenfolge dabei, manchmal muss etwas nachträglich anpassen, weil sich ein anderer Faden irgendwo herausgesponnen hat und dadurch neue – bessere – Ideen und Verwebungen entstanden sind.
Allzu starr halte ich meine Plots daher nicht. Eine gewisse Dynamik müssen sie behalten, sonst würde es mich einbremsen. Ein Gerüst zu erstellen und zu plotten ist etwas, dass ich erst nach und nach in den letzten Jahren gelernt habe. Vorher hatte ich nur die Idee und hab dann einfach losgelegt. Inzwischen funktioniert es mit dem Vorbereiten eines Exposés und der Erschaffung eines Rahmens, in dem ich dann arbeite, recht gut. Aber von vornherein alles bis ins Detail planen und dann abarbeiten wäre allerdings nach wie vor nichts für mich.
Da ich außerdem ein Mensch bin, der Abwechslung braucht, lege ich mich auch genremäßig nicht fest. Es gibt kaum ein Thema, das ich generell gar nicht bedienen würde und es macht Spaß, sich mit ganz verschiedenen Stilen und Themen zu beschäftigen.
Ich recherchiere ebenso gern Fakten, wie ich selbst kreiere. Die Mischung macht’s.
Als Ausgleich genieße ich stille Momente mit meinem Hund oder meinen Pferden in freier Natur. Durchatmen, Sammeln und danach wieder frisch ans Werk.
Welche Vorteile bietet für Dich das Internet und wie nutzt Du hier den Kontakt zum Leser, wie z.B. in einer Literaturcommunity wie LovelyBooks.de?
Das Internet ermöglicht es, schnell und breit gestreut mit den Lesern in Kontakt zu treten. Ob über Leserunden, Chats oder Plattformen. Ich nutze das gerne, denn der Austausch mit dem Leser ist mir wichtig. Das Internet frisst insgesamt weniger Zeit als Messen, denn bei letzteren ist meist ein ganzes Wochenende verplant, während der Kontakt übers Internet immer mal zwischendurch möglich ist. Dadurch ist er häufiger, flexibler und besser für mich zu integrieren in all die Pflichten, die meine Tage so mit sich bringen.
Ich halte einen regen Austausch mit den Lesern und liebe Leserunden.
Zum einen interessiert es mich, wie meine Charaktere und Geschichten auf die Leser wirken, zum anderen erfahre ich auch immer wieder, was erwartet und was vermisst wird. Woran Interesse besteht. Auch das lasse ich dann gerne in meine Plots einfließen. Ich vertrete generell die Meinung, dass ein gewisser Kontakt zu den Lesern für einen Autor wichtig ist, denn ohne sie wären wir nur Schreiberlinge.
Bei der Buchfrage können sich neuerdings Leser in Echtzeit über Autoren und ihre Bücher austauschen, damit ist ein weiterer Platz für Lob und Kritik geschaffen. Wie gehst Du damit um?
Jeglicher Ort für Lob und Kritik ist im Kern nützlich, sinnvoll und eine gute Sache. Solange es nicht missbraucht wird. Er gibt Anregungen, erste Infos, erleichtert die Entscheidung, ob ein Thema für einen selbst taugt oder nicht. Dazu ist es natürlich erforderlich, dass ein entsprechendes Niveau gewahrt bleibt, was leider nicht immer der Fall ist.
Ich finde so etwas im Grunde also sehr gut. Im Idealfall entsteht eine Mund-zu-Mund-Propaganda, die Werbung bringt. Sachlich geäußert kann auch eine negative Kritik das Interesse eines anderen wecken. Wenn ich sage, dass mir ein Buch in den Kampfszenen zu blutig war, mag es aus meiner Sicht eine Kritik sein, jemand anderer mag aber vielleicht genau solche Details und wird sich deshalb dafür interessieren.
Wichtig ist für mich immer, dass Kritik, wenn sie geäußert wird, konstruktiv erfolgt. Es kann nicht alles jedem gefallen und überall wird es immer Schwachpunkte geben. Was der eine gerade toll findet an einer Story, ist genau der Punkt, der einen anderen eher abstößt. Das ist normal und jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung. Man sollte nur sowohl positive als auch negative Kritik begründen können, dann wird es sachlich und macht nicht einfach nieder. Ich bin jemand, der sehr gut auch mit negativer Kritik umgehen kann, wenn jemand sagt, dies und jenes hat ihm aus dem oder dem Grund nicht gefallen oder hat er anderes erwartet. Das ist etwas, womit man dann auch als Autor weiterarbeiten kann. Erfolgt ähnliche Kritik von mehreren Seiten zur selben Sache, tut ein Autor gut daran, dies zu überdenken. Es hilft, sich weiterzuentwickeln.
Was leider immer mehr in Mode gerät, ist der Verriss ohne jeden Respekt vor der Leistung des Autors. Das finde ich schlimm. Es gibt auch Bücher, die mir weniger gefallen, dennoch würde ich sie niemals als Schund oder „ihr Geld nicht wert“ bezeichnen. Es hat dann einfach nicht meinen Geschmack getroffen. Und Aussagen wie: „Ich musste das Buch nach Seite 30 weglegen“ in einer Rezi/Kritik über ein Buch mit 200 und mehr Seiten finde ich schlichtweg unverschämt, unqualifiziert und auch absolut nicht aussagefähig, weil jemand etwas bewertet, das er genau genommen gar nicht kennt.
Welche Bücher oder Autoren liest Du selbst gern und wo suchst Du Empfehlungen für dein privates Bücherregal?
Ich lese allgemein gerne Fantasy, aber auch Historisches, Zeitreiseromane, Krimis, Thriller. Im Grunde querbeet. Die Highlandsaga von Gabaldon gehört immer noch zu meinen Alltime-Favourites. Die ersten Bücher von Anne Rice’ Chronik der Vampire und ihre Mayfair-Saga. Mary Higgins Clark, Dan Brown, Jonathan Stroud. Das ließe sich beliebig fortsetzen. Ich liebe Bücher über alles und bedauere manchmal sehr, dass einem als Autorin oft die Zeit zum Lesen fehlt, weil man für die nächste Deadline arbeitet.
Nach Empfehlungen schaue ich weniger und richte mich auch nicht danach. Spricht mich ein Titel oder Cover an, les ich den Buchumschlag. Klingt es interessant, kann es passieren, dass das Buch auf meinen Wunschzettel oder in den Einkaufskorb wandert.
Wo holst du dir Ideen und Inspirationen für Deine Bücher?
Von überall her. Ich nehme Dinge sehr intensiv wahr und filtere weniger als die meisten Menschen. Das kann manchmal sehr anstrengend sein und zu einem regelrechten Overload führen, vor allem, wenn sich aus den vielen Eindrücken dann die Fäden entspinnen und zu Ideen werden. Aber ich möchte das nicht missen.
Inspiration kann somit alles sein. Ein Duft, ein Gefühl, ein Bild, ein Ort, die Gesichtszüge oder Bewegungen einer Person, eine Atmosphäre, ein Satz den jemand sagt oder der mir einfach so in den Sinn kommt, eine Melodie, ein Gefühl, eine Szene die sich irgendwo abspielt. Letztlich taugt alles dazu, eine Inspiration zu sein, wenn man es nur zulässt.
Ich hab mich immer schon sehr stark mit allem auseinandergesetzt, was mir begegnet, habe es zerpflückt und neu verwoben, miteinander verglichen, gegeneinander aufgewogen. Das ist es letztlich, was Autoren tun. Dinge nehmen, zerstören und Neues daraus erschaffen. Natürlich nur sinnbildlich.
Was tust Du bei einer Schreibblockade?
Das Projekt wechseln. Es ist ein großer Vorteil, wenn man wie ich an mehreren Projekten gleichzeitig arbeiten kann, ohne durcheinander zu geraten. Hängt es irgendwo, lasse ich den Plot ruhen und widme mich einem anderen. So bleibt es gleichmäßig im Fluss. Allerdings habe ich erfreulich selten mit Schreibblockaden zu kämpfen. Manchmal genügt es auch schon, einfach eine Szene zu überspringen und bei einer anderen weiterzumachen. Die Fäden weben sich dann nach und nach von alleine. Zwang ist in meinen Augen immer der falsche Weg. Disziplin hingegen ist unerlässlich.
Dürfen wir in nächster Zeit weitere Bücher von Dir erwarten?
Im Mai erscheint mit „Erbin der Nacht“ der fünfte Band meiner „Ruf des Blutes“-Serie. Am 6. Band arbeite ich gerade. Der soll bis zum Sommer fertig sein. Wann der vom Verlag veröffentlicht wird, kann ich derzeit noch nicht sagen.
Darüber hinaus stehen wieder etliche Anthologien in der Pipeline und einige Romanprojekte werden aktuell von Verlagen geprüft. Dazu kann ich allerdings noch nichts konkretes sagen, solange es nicht spruchreif ist.
Welche Wünsche hast du im Bezug auf Deine Bücher und deine Arbeit im Jahr 2011?
Natürlich dass der Schritt in den Großverlag klappt. Das wäre ein Traum. Darüber hinaus, dass meine Geschichten weiterhin die Leser begeistern und fesseln können. Und dass meine Kreativität nie ins Stocken gerät, auch wenn ich jetzt schon sagen muss, dass ein Menschenleben vermutlich nicht reicht, um alle Ideen umzusetzen, die in mir reifen.