Tanya Pyankova

 4,5 Sterne bei 8 Bewertungen

Lebenslauf

Tanya Pyankova wurde 1985 in der Region Iwano-Frankiwsk in der Ukraine geboren. Sie ist Autorin mehrerer Romane und Gedichtbände, die in ihrer Heimat zahlreiche Preise gewonnen haben, außerdem ist sie Leiterin der Literaturagentur Potion sowie Organisatorin einer Vielzahl von Literaturfestivals, Theateraufführungen und Poesieperformances.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Tanya Pyankova

Cover des Buches Das Zeitalter der Roten Ameisen (ISBN: 9783312013180)

Das Zeitalter der Roten Ameisen

(8)
Erschienen am 20.02.2024

Neue Rezensionen zu Tanya Pyankova

Cover des Buches Das Zeitalter der Roten Ameisen (ISBN: 9783312013180)
Elenchen_hs avatar

Rezension zu "Das Zeitalter der Roten Ameisen" von Tanya Pyankova

Elenchen_h
Das Zeitalter der roten Ameisen

In "Das Zeitalter der roten Ameisen" verarbeitet die Ukrainische Autorin Tanya Pyankova, in der Übersetzung von Beatrix Kersten, literarisch ein schreckliches Kapitel ukrainischer Geschichte: Das Holodomor, zu Deutsch "Tötung durch Hunger", einer durch Enteignung und Zwangskollektivierung in der Sowjetunion in den 1930er Jahren durch Stalin künstlich erzeugten Hungersnot, der mehr als 3 Millionen Menschen in der Ukraine zum Opfer fielen. Erzählt wird das Buch aus drei Perspektiven in dem fiktiven Dorf Matsuchy nahe Poltawa in der Zentralukraine. Zu Wort kommen Dusja, deren Familie zwangsenteignet wurde und die - wie viele andere Bauernfamilien, von den Oppressoren abfällig Kulaken genannt - an alles verzehrendem Hunger leidet, Solja, die als Frau des ortsansässigen Parteivorstehers Ljoscha eigentlich keinen Hunger leiden müsste, aufgrund einer Psychose aber esssüchtig ist und von ihrem Mann deshalb in ein Sanatorium nahe Matsuchy untergebracht wird, und Swyryd, Kommunalverwalter der Sowjets, der die Situation zu seinem persönlichen Vorteil ausnutzen will. Als vierter Protagonist fungiert der Hunger selbst, der die verschiedenen Figuren quält, um sie herum schleicht, auf ihren Tod lauert.


Tanya Pyankova schreibt in ihrem Roman über das Unaussprechliche, sie berichtet sprachgewaltig schonungslos darüber, was Menschen fähig sind, anderen Menschen anzutun und zeigt zugleich, wie wichtig es ist, die Vergangenheit zu kennen, um das Heute zu verstehen. Eine an keiner Stelle leichte Lektüre, die aufgrund ihrer dichten, eindringlichen Erzählweise jedoch noch lange bei mir nachhallen wird.

Cover des Buches Das Zeitalter der Roten Ameisen (ISBN: 9783753000770)
marilovesbooks2020s avatar

Rezension zu "Das Zeitalter der Roten Ameisen" von Tanya Pyankova

marilovesbooks2020

TW: Genozid, Völkermord, Gewalt


Was Tanya Pyankova hier in ihren #Roman schreibt, ist der wahr gewordene Albtraum, eine von Statten gegangene Horrorvorstellung, schlimmste Angst, lebensbedrohlich, entsetzlich, Grauen erregend, ergreifend, erschreckend, tödlich.


In den 1930ern, vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, besetzte die UdSSR die Ukraine und hungerte die Menschen dort aus. Es war eine künstlich erzeugte Hungersnot, wo alles streng rationiert wurde. Es gab nichts mehr zu essen. Nichts! Denn das, was es noch IRGENDWO (versteckt) gab, wurden räuberisch und gewaltsam von den Männern, die unter Stalin tätig waren, aus den Häusern gestohlen, geplündert. Die Menschen verhungerten auf furchtbarste Art, Frauen setzten ihre Neugeborenen aus, da sie sie nicht mehr ernähren konnten, Hunde und Katzen wurde gegessen, Leichten wurde gegessen. Ein Zustand, den ich mir gar nicht ausmalen kann. „Holodomor“ Tötung durch Hunger. Ein Trauma, das vermutlich nie vergehen wird! Ich hoffe, sie schmoren alle in der Hölle!


„Um mich herum gibt es immer weniger Menschen. Menschen verkümmern, Menschen verschwinden, lösen sich auf im Zwielicht, gehen hinein in ihre vier Wände, schließen die Tür hinter sich und kommen am nächsten Morgen nicht wieder heraus. Menschen verlassen mich, gehen ohne Abschied, verlöschen wie die Glut eines niedergebrannten Feuers, unbemerkt, spurlos, unwiderruflich.“ (S. 119)


Aus drei Erzählperspektiven spüren wir die Geschichte. Aus der Sicht von Swyryd, Dusja und Solja. Dusja und ihre Familie befinden sich in der Situation des Hungers; nicht mehr wissen wie sie sich noch nähren können, um irgendwie bei Kräften zu bleiben. Swyrid, Befehlsempfänger der Sowjets, der mit sich selbst und den zu durchführend Aufgaben hadert. Und als Dritte, Solja, die keinen Hunger „erleiden“ muss wie die anderen, aber dennoch hungert, weil sie zu den „wohl genährten“ zählt und durch ihr Trauma nie genug davon bekommen kann. So zwingt ihr Mann sie dazu, sich von den überflüssigen Pfunden zu befreien. Von all dem Leid um sie herum, bekommt Solja gar nichts mit, bis zum Tage x. 


„Wir können nicht mehr schlafen – wir suchen jetzt sofort das Glück. Wir beißen uns vor Hunger in die Fäuste, die Kerzen haben wir gegessen […]. Hunger, gib uns Brot!“ (S. 212)


Ein Buch, dass wie der Hammer von Thor, mit voller Wucht daherkommt. Bildgewaltig und schonungslos beschreibt die Autorin den Hunger, der die Menschen tötet und leiden lässt; treibt die Story voran; der die tiefsten Abgründe der menschlichen Psyche skizziert. Die Menschen so handeln lässt, dass sie bewusst Recht von Unrecht nicht mehr unterscheiden (wollen). Dinge nicht hinterfragen, sie einfach tun. Nur um selbst zu überleben? Und mit diesen Gedanken ihre Handlungen rechtfertigen? Ich möchte gerne wissen, was diese Menschen dachten, als sie solche Entscheidungen trafen!


Hunger ist hier ein stummer, leiser Tod, der schleichend umher und durch die Dörfer zieht, bis er sein nächstes Opfer holen kann. Und das ist alles von Menschenhand gemacht. Gräueltaten, die Menschen anderen Menschen zufüg(t)en. Unvorstellbar und dennoch so wichtig, dass Pyankova dies aufgreift, den Menschen ihre Stimme gibt und dies in einen aufwühlenden Roman verpackt, der einen würgend und unfassbar zurücklässt! #Leseempfehlung!

Cover des Buches Das Zeitalter der Roten Ameisen (ISBN: 9783753000770)
Farasts avatar

Rezension zu "Das Zeitalter der Roten Ameisen" von Tanya Pyankova

Farast
Erschütternde Geschichte

Über die Autorin:

Tanya Pyankova wurde 1985 in der Region Iwano-Frankiwsk in der Ukraine geboren. Sie ist Autorin mehrerer Romane und Gedichtbände, die in ihrer Heimat zahlreiche Preise gewonnen haben, außerdem ist sie Leiterin der Literaturagentur Potion sowie Organisatorin einer Vielzahl von Literaturfestivals, Theateraufführungen und Poesieperformances.

 

Übersetzung aus dem Ukrainischen:

Beatrix Kersten

 

Sprecherin des Hörbuches:

Lena Drieschner

 

 

Inhalt lt. Verlag:

Poltawa, Ukraine, 1932: Die junge Yavdokha versucht verzweifelt, sich und ihre Familie am Leben zu halten – doch der Hunger setzt nicht nur ihren Körpern zu, sondern immer mehr Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung greifen zu verzweifelten, unmenschlichen Maßnahmen im Kampf um das nackte Überleben. Nur wenige Kilometer von ihnen entfernt wird Solya, die wohlhabende Frau des ortsansässigen Parteivorsitzenden, von ihren eigenen, völlig unterschiedlichen Dämonen heimgesucht und scheitert daran, Gewicht zu verlieren – und Svyryd, ein Repräsentant der sowjetischen Kommunalverwaltung, nutzt seine Machtposition, um seine große Liebe Anna, Yavdokhas Mutter, zu manipulieren.

 

Mein Eindruck:

Mich hat dieses Hörbuch beeindruckt und erschüttert. Über den Holodomor wusste ich vorher nichts. Mir war nicht bewusst gewesen was da einem ganzen Volk angetan wurde. In diesem Buch werden Grausamkeiten geschildert, die fast nicht zu erfassen sind. Mir wurde bewusst was Hunger, was verhungern bedeutet. Was es mit einem Menschen macht. Wenn man verzweifelt versucht am Leben zu bleiben und seine Kinder durchzubringen. Wenn man zum äußersten Greifen muss, um einen weiteren Tag zu überleben.

 

Von drei Perspektiven aus wird die Geschichte erzählt und miteinander verflochten. Zum einen wäre da Yavdokha, genannt Dusja. Sie schildert all die Grausamkeiten, die sie in ihrem Umfeld sieht und erlebt. 

Solya, die Frau eines Repräsentanten, ist die zweite Erzählstimme. Bis fast zum Schluss weiß sie von nichts, versucht mit ihren persönlichen Problemen und Übergewicht fertig zu werden. In einem Sanatorium wird sie gezwungen abzunehmen. Das ist total verrückt, wenn die Insassen den Pferden Pfefferkuchen geben müssen und vor den Toren des Sanatoriums die Leute am Verhungern sind.

Die dritte Stimme ist Svyryd Sutschok, ein Helfershelfer, verliebt in die Mutter Dusjas. Er fürchtet sich vor der Deportation nach Sibirien. Beteiligt sich deshalb an alle Schrecklichkeiten und schweigt.

Und dann gibt es noch einen weiteren Protagonisten, den Hunger. Er tritt auf, verhöhnt und quält. 

 

Fazit:

Tanya Pyankova hat für das nicht begreifliche Worte gefunden. Das war teilweise schwer zu ertragen und doch wollte ich immer wissen was als nächstes noch passieren wird. 

In ihrem Nachwort wird Tanya Pyankova sehr deutlich was der Holodomor für ihr Volk und ihrer Familie bedeutet hat und zieht Vergleiche zur heutigen Zeit. 

Die Sprecherin des Hörbuches, Lena Drieschner, war die perfekte Wahl für das Buch. Sie verlieh den drei Protagonisten ihre jeweils eigene Stimme.

Gespräche aus der Community

Bisher gibt es noch keine Gespräche aus der Community zum Buch. Starte mit "Neu" die erste Leserunde, Buchverlosung oder das erste Thema.

Welche Genres erwarten dich?

Community-Statistik

in 20 Bibliotheken

auf 8 Merkzettel

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks