Rezension zu "Und heute fällt der erste Schnee" von Tara Riedman
Inhalt:
Sam lebt in einem schottischen Dorf und besucht ihre Oma Josephine nur selten in Köln. Dass bald der letzte Besuch ansteht ahnt sie noch nicht, denn im Oktober stirbt Josephine. Sie hinterlässt ihren beiden Kindern das Haus samt Ladengeschäft im Erdgeschoss, wohl wissend, dass Ria und Norman als Geschwister seit nunmehr 20 Jahren zerstritten sind. Deren Kinder Sam und Marc werden zur Testamentseröffnung geschickt und Josephine hat es sich auch nach ihrem Tod nicht nehmen lassen, weiter die Fäden zu spinnen. Zum einen, um endlich ihre Kinder zu versöhnen. Zum einen damit sich Sam endlich durchsetzt, ihren langgehegten Traum eines Buchcafés in die Tat umzusetzen. Gewissen Klauseln im Erbe sind ihr nun behilflich. Und natürlich Sams netter und gutaussehender Cousin Marc…
Schreibstil und meine Einschätzung:
Man wird erst einmal mit Flugangst von Sam in die Geschichte hineingeworfen. Die ersten Seiten sind etwas verworren, doch ab dem Tod von Josephine wird zumindest die Grundhandlung deutlicher. Leider kann man das von der Familienkonstellation nicht behaupten. Ria wird für Sam gleich zu Beginn mal als Ria, Mutter oder Stiefmutter bezeichnet. Ob die Schwester Marian nun die richtige Schwester ist und wie der Bruder Scott dazu gehört, kann man lange Zeit gar nicht richtig einordnen. Sams Vater ist tot, ihre Mutter weiß ich gar nicht mehr. Bei dem rasanten Tempo der Story kann ich auch gar nicht sagen, warum vor Marc und seinem Vater so ein Geheimnis darum gemacht wurde, dass Sam nicht blutsverwandt ist. Behandelt wird sie aber glücklicherweise so.
Die Briefe, die den Zwist zwischen Ria und ihrem Bruder Norman vor 20 Jahren endgültig besiegelten, werden immer nur angedeutet, ebenso einige Briefe von Josephine. Man erfährt als Leser wenig Details dazu. Auch die Geheimniskrämerei von Rosella nahm irgendwann überhand.
Die Idee von Sam mit ihrem Buchcafé hat mich sofort begeistert. Da würde ich gleich mit einsteigen. Dass Norman so schnell aufgibt, hat mich schon gewundert. An der Stelle hat man eigentlich noch einen richtigen Krieg zwischen ihm und Ria erwartet, weil man als Leser eben nicht in die Hintergründe eingebunden wird. Dass er sich so schnell zurückzieht, ist an dieser Stelle nicht zu verstehen, erst am Ende. Zudem ist die „Auflösung“ des ganzen Streites am Ende sehr banal erklärt wurden. Für mich war das wenig zufriedenstellend.
An sich eine sehr gute Grundidee. Aber das rasante Tempo der Handlungsentwicklung hat mich den Blick für´s Detail verlieren lassen. Die plötzliche Entschlossenheit von Sam ihren Traum umzusetzen, war nicht nachvollziehbar. Warum nicht schon früher? Dann hätte man mehr Zeit mit der Oma noch nutzen können. Warum diese Geheimnisse in der Familie um die Zugehörigkeit? Der Streit von Ria und Norman ist für mich nicht optimal dargestellt, die Auflösung am Ende zu schwach. Und bis auf Josephines romantische Gedanken zum ersten Schnee, war nichts Winterliches an der Story. Man hätte das alles auch in den Frühling stecken können.