Der deutsche Titel von Tara Westovers Biografie trifft es nicht ganz. „Educated“, also „gebildet“, vermittelt den Inhalt dieser Memoiren deutlich besser.
Tara Westover, 1986 als jüngstes von sieben Kindern in eine tief religiöse, ja religiös- fundamentalistische Mormonen- Familie hineingeboren, die ihre Kinder von öffentlichen Schulen und anderen Bildungseinrichtungen fernhielt und einer Art patriarchalisch geprägter Gehirnwäsche unterzog, erinnert sich an ihren langen Kampf um Selbstbestimmung.
Alles wird in dieser Familie im tiefsten Idaho dem fanatischen Glauben untergeordnet. Arztbesuche sind tabu, eher übersteht man beinahe tödliche Unfälle oder Krankheiten mittels Gebeten und Kräutertinkturen. Aber auch in dieser abgeschotteten Welt bahnt sich der Wunsch nach Teilnahme am Leben, nach Lernen und Bildung seinen Weg.
Tara macht, ohne je die vorbereitenden Schulen besucht zu haben, ihren College - Abschluss und promoviert schließlich sogar an der Harvard Universität. Ihren Weg dahin beschreibt sie eindrucksvoll und berührend in ihrem Buch.
Schockierend die Details über ihre religiös- fanatischen Eltern, ihren gewalttätigen Bruder, die unfassbare Unterdrückung der Frauen im Namen des Mormonentums.
Leider ist das Buch besonders gegen Ende oft redundant und arg spröde. Es ist, als fiele es Tara Westover bis heute schwer, Lebensfreude zu empfinden.
Wie irregeleitet Angehörige sektiererischen Glaubens sind, konnte man gerade beim Sturm auf das Kapitol in Washington sehen. Wer wissen will, auf welchem Geist der TrumpIsmus oder der Glaube der Querdenker basiert, der sollte dieses Buch lesen!