Rezension zu "In guten wie in schlechten Tagen" von Tayari Jones
Celestial und Roy sind jung, erfolgreich und verliebt. Sie beschließen, ihr Leben gemeinsam zu gestalten und heiraten. Das frische Glück wird aber bereits nach etwas mehr als einem Jahr auf eine harte Probe gestellt - denn Roy muss für eine Tat, die er nicht begangen hat, für 12 Jahre ins Gefängnis...
Wie viel kann eine Ehe aushalten? Was übersteht eine leidenschaftliche Liebe, die doch so fragil ist? Tayari Jones zieht in ihrem Roman "In guten wie in schlechten Tagen", übersetzt von Britt Somann-Jung, einen Faden nach dem anderen aus dem Geflecht der Liebe zwischen Roy und Celestial - befeuert von Rassismus, Polizeigewalt und Willkür in der Justiz.
Der Roman ist in mehrere Teile aufgeteilt. Im ersten nähern wir uns dem Unglück, die Figuren werden eingeführt, die Lesenden erfahren Details über ein aufstrebendes afroamerikanisches Ehepaar der Mittelschicht in den 10er Jahren des 21. Jahrhunderts. Der zweite Teil besteht zu großen Teilen aus einem Briefwechsel zwischen Roy und Celestial - aus dem Gefängnis heraus. Gerade dieser zweite Teil war eine Wucht für mich! Der dritte Teil beschäftigt sich mit der Zeit danach - hierzu möchte ich nichts verraten. Durch die verschiedenen Perspektiven, Zeitebenen und auch Stile wird das Buch sehr abwechslungsreich und flüssig zu lesen.
Angenehm war die Geschichte jedoch zu keinem Zeitpunkt. Tayari Jones arbeitet in "In guten wie in schlechten Tagen" mit den Zwischentönen von Beziehungen - und diese sind bei Roy und Celestial mehr als schrill und misstönend. Aber auch die Protagonist*innen selbst sind mir extrem unsympathisch gewesen. Die Geschichte ist durchzogen von traditionellen und veralteten Rollenbildern, vor allem Roy klammert sich an die Vorstellung des "Mannes" in der Ehe - und die damit einhergehenden Pflichten von Celestial als Ehefrau. Zugleich zeigt die Autorin aber auch einen Gegenentwurf dieser starren Rollen, diesem Zwang der Kernfamilie auf - in Form von Freund*innenschaften und Passion im kreativen Schaffen.
Ich bin letztlich nicht mit dem Buch warm geworden. Eine Empfehlung ist es mir aber dennoch wert - denn die Autorin schreibt von einer in der Literatur immer noch viel zu selten beleuchtete Lebensrealität: Zweier Schwarzer Menschen im Amerika der Mittelschicht - verbunden durch eine höchst zerbrechliche Liebe.