Rezension zu "Geteilt durch Null" von Ted Chiang
Beim Lesen des Buches habe ich mich immer wieder geärgert. Wieso bin ich diesem Autor nicht bereits vorher begegnet?
Die titelgebende Geschichte ist ein Beispiel. Es gibt einen Trick nachzuweisen, dass 1=2 ist. Man muss nur im Beweis die nicht definierte Teilung durch Null vornehmen. Was hätte das für Folgen, wenn ein Mensch, hier eine Mathematikerin, die Entdeckung macht, dass es ohne Trick geht? Die gesamte Mathematik und hier das Weltbild der Entdeckerin verlören jede Sicherheit.
REM hat sich mit Losing My Religion dem Thema gewidmet, in Liebesgeschichten gibt es die Variante der Erkenntnis des Bösen im Liebesobjeht. Ted Chiang geht weniger dramatisc damit um. Bei langsamen Lesen wird das Unglück umso stärker deutlich.
So gelingt zweierlei: Er konstruiert die Idee einer Geschichte konsequent und logisch durch und es gelingt ihm die psychologischen Folgen klar zu machen. Es zeigt die Umwelteinflüsse auf Einstellungen und offenes Verhalten. Die ist begleitet von den Gedanken der handelnden Personen. Die Tragödien und Komödien werden so realistisch.
Das Buch ist also nicht für Leute, die dem Berliner Kinoan- und ausspruch aus den 1920er Jahren für sich reklamieren: Für fuffzich Pfennige erwarte ich, dass an meine niedasten Inschtinkte appelliert wird. Es ist für Leute, die an der SF die logisch konstruierte Welt lieben. Die werden es in ihrem Bücherschrank schätzen und sich an seinem Anblick freuen.
Handwerklich nehme ich beide Bände gerne in die Hand. Saubere Arbeit!