Cover des Buches Superkontinent (ISBN: 9783888975264)
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Rezension zu Superkontinent von Ted Nield

Rezension zu "Superkontinent" von Ted Nield

von Stadtbuecherei_Wuerzburg vor 15 Jahren

Rezension

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Stadtbuecherei_Wuerzburgvor 15 Jahren
Erst seit 1912 besitzt die Geologie genauere Kenntnisse über den gewaltigsten Kreislauf der Natur – den Superkontinentzyklus der Landmassen unseres Planeten. Unsere Erde verfügt über ein „bewegtes“ Innenleben, dessen Hitze im Erdkern einen Langzeitzyklus plattentektonischer Aktivität mit sich bringt. Dieses Verschmelzen und Auseinanderbrechen geschieht in einem relativ konstanten Zyklus. Einst, als die Dinosaurier lebten, gab es den letzten Superkontinent, den die Wissenschaft als „Pangäa“ bezeichnet; und in etwa 250 Millionen Jahren, für die Geologie ein relativ kurzer Zeitraum, werden die driftenden Kontinente erneut zu einem einzigen gigantischen Superkontinent verschmelzen (Die Geschwindigkeit mit der sich die Kontinente aufeinander zu bewegen, vergleicht der Autor mit dem Tempo unserer nachwachsenden Fuß– und Zehennägel). Natürlich wird bis dahin hier auf der Erde nichts mehr so sein wie es einmal war: das Mittelmeer wird ausgetrocknet sein und der Zusammenprall der Eurasischen Platte mit der Australischen wird eine riesige Gebirgskette entstehen lassen. Auch wenn bis dahin mit ziemlicher Sicherheit der Mensch mit seinen Hinterlassenschaften spurlos von der Erde verschwunden sein wird (angeblich werden die einzigen Zeugen menschlicher Zivilisation die zurückgebliebenen Fahrzeuge und Landefähren auf dem Mond sein), gibt es doch bereits einen Namen für diesen Superkontinent, nämlich Neopangäa! Neben diesen neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen lässt der Autor Ted Nield vor allem aber auch die Visionäre, wagemutigen Entdecker und Wissenschaftler zu Wort kommen, die zur Aufklärung der Erdgeschichte beitrugen bzw. bis heute beitragen. Aber auch skurrile wissenschaftliche Außenseiter, die Anfang des 19. Jahrhunderts noch den Visionen um unentdeckte oder gar untergegangene Kontinente nachhingen, um ähnliche Tier- und Pflanzenarten auf weit entfernten Landmassen zu erklären, werden hier mitbehandelt. So entstanden die Legenden von „Lemuria“ im Indischen Ozean, von „Atlantis“ im Atlantik und von dem mythischen Kontinent „Mu“ im Pazifik. Sehr unterhaltsam, anschaulich und auch humorvoll taucht der Autor in das Denken früherer Jahrhunderte ein, analysiert aktuelle Messungen und Computerdarstellungen und beschreibt, was unserem blauen Planeten in Jahrmillionen bevorstehen wird. Denn heute verfügen wir über die modernsten Techniken, um uraltem Gestein und den tiefen Spalten auf dem Meeresboden Informationen zu entlocken. So kann man das hochkomplexe System unseres Erdklimas, die Effekte des nicht gleichmäßigen, elliptischen Umlaufs unserer Erde um die Sonne und die Entstehung des Lebens auf der Erde, vor 3,5 Milliarden Jahren nachvollziehen. Das Universum, zum Vergleich, so wissen wir heute ziemlich genau, entstand bereits vor 13,7 Milliarden Jahren. Ted Nield zeigt aber auch das Dilemma der Wissenschaften auf, nämlich die Tatsache, dass der Mensch mit seinem Gehirn zwar in der Lage ist, diese grandiosen Zusammenhänge zu erkennen, dennoch aber ein kleiner, eigentlich unbedeutender Teil dieser Erdgeschichte ist, aus der wir hervorgegangen sind. Denn nicht die Erde ist Teil unserer Geschichte, sondern wir sind ein Teil der Erdgeschichte. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger! Kunstmann Verlag € 19,90 Frank Paulus / Stadtbücherei Würzburg
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