Rezension
M
M.Lehmann-Papevor 9 Jahren
Fremde Welten
„Die halbe Stadt wird mit Dieselgeneratoren betrieben, und Nigeria ist einer der führenden Rohölproduzenten weltweit. Die Unterversorgung ist völlig unerklärlich“.
Wie auch so manches andere von dem, was der Mann in seiner ursprünglichen Heimat erlebt.
„Bei Dunkelheit schweifen die Gedanken weiter ab als am Tag“ und nicht selten streift er bei Dunkelheit durch Lagos, die pulsierende, gefährliche, rückstündige, weitsichtige, von Menschen und deren Geschichten durchzogene Stadt.
Will er ganz zurückkehren? New York hinter sich lassen, sich dieser Welt zwischen Moderne („Wir haben gute Banken“) und Rückständigkeit („Wir haben schlechte Krankenhäuser“) wieder ganz stellen? Lebendig auf jeden Fall ist das, was ihm begegnet. Voller Energie, voller innerer Erlebniswelten sind die Menschen und deren Geschichten du Gedanken, neben einer dennoch öffentlichen Lethargie, in der wenig wirklich gut oder effizient funktioniert in Stadt und Land.
„Die kleine Straße mit ihrer offenen Kanalisation und den durchgerosteten Dächern besitzt eine Würde….die Anwohner dienen schlicht dem Leben“.
Mit solche klaren und einfachen Sätzen durchzogen bietet Teju Cole einen ungeschminkten Blick auf Vordergrund und Hintergrund der Gegenwart in Nigeria. Auf die offenkundigen Schwächen des technischen Standes des Landes und der öffentlichen Verwaltung, die weitgehend nur aus Korruption zu bestehen scheint (was von der ersten Seite an klar wird) und daneben auf die Individuen, die Kraft des Lebens in oft misslichen Umständen. Menschen, die ihren Tag bestehen und überstehen wollen und Sehnsüchte in sich tragen, die im Buch stets im Hintergrund und nicht selten ausgespro9chen vordergründig mitschwingen.
Und dennoch, Seite für Seite mehr ersteht vor dem Leser das Bild eines Landes und von Menschen, deren Kräfte zu verpuffen scheinen. Gewalt, Mangel, das Verrotten des Landes und seiner an sich bereits kaum mehr vorhandenen Infrastruktur, dieses „Jeder ist sich selbst (allein) der Nächste“ und versucht, seinen kleinen Dollar auf jede erdenkliche Art (vor allem mit der Drohung von Gewalt) zu ergattern.
Eine mangelnde Würde, ein nicht vorhandener sozialer Zusammenhalt „im Großen“, den Cole nüchtern und klar konstatiert. Dessen Kontraste er in der Person seiner Hauptfigur scharf gegeneinander abgrenzt.
Der Mann, der in New York lebt, im Grunde „klare zivilisierte Verhältnisse“ kennt und schätzt und der nun täglich sich an der „inneren Heimat“ bricht.
In klarer Sprache, mit einem faszinierenden Blick für das kleine Detail und die Erstellung einer dichten Atmosphäre führt Cole in diesem schmalen Roman den Leser mühelos in eine „archaische Gegenwart“, die den Blick öffnet und die Probleme der „dritten Welt“ (nicht nur Nigerias) präzise und emotional treffend offen legt. Und das nicht ohne die Kraft und mögliche Schönheit durch einzelne Menschen zu unterschlagen.
„Die halbe Stadt wird mit Dieselgeneratoren betrieben, und Nigeria ist einer der führenden Rohölproduzenten weltweit. Die Unterversorgung ist völlig unerklärlich“.
Wie auch so manches andere von dem, was der Mann in seiner ursprünglichen Heimat erlebt.
„Bei Dunkelheit schweifen die Gedanken weiter ab als am Tag“ und nicht selten streift er bei Dunkelheit durch Lagos, die pulsierende, gefährliche, rückstündige, weitsichtige, von Menschen und deren Geschichten durchzogene Stadt.
Will er ganz zurückkehren? New York hinter sich lassen, sich dieser Welt zwischen Moderne („Wir haben gute Banken“) und Rückständigkeit („Wir haben schlechte Krankenhäuser“) wieder ganz stellen? Lebendig auf jeden Fall ist das, was ihm begegnet. Voller Energie, voller innerer Erlebniswelten sind die Menschen und deren Geschichten du Gedanken, neben einer dennoch öffentlichen Lethargie, in der wenig wirklich gut oder effizient funktioniert in Stadt und Land.
„Die kleine Straße mit ihrer offenen Kanalisation und den durchgerosteten Dächern besitzt eine Würde….die Anwohner dienen schlicht dem Leben“.
Mit solche klaren und einfachen Sätzen durchzogen bietet Teju Cole einen ungeschminkten Blick auf Vordergrund und Hintergrund der Gegenwart in Nigeria. Auf die offenkundigen Schwächen des technischen Standes des Landes und der öffentlichen Verwaltung, die weitgehend nur aus Korruption zu bestehen scheint (was von der ersten Seite an klar wird) und daneben auf die Individuen, die Kraft des Lebens in oft misslichen Umständen. Menschen, die ihren Tag bestehen und überstehen wollen und Sehnsüchte in sich tragen, die im Buch stets im Hintergrund und nicht selten ausgespro9chen vordergründig mitschwingen.
Und dennoch, Seite für Seite mehr ersteht vor dem Leser das Bild eines Landes und von Menschen, deren Kräfte zu verpuffen scheinen. Gewalt, Mangel, das Verrotten des Landes und seiner an sich bereits kaum mehr vorhandenen Infrastruktur, dieses „Jeder ist sich selbst (allein) der Nächste“ und versucht, seinen kleinen Dollar auf jede erdenkliche Art (vor allem mit der Drohung von Gewalt) zu ergattern.
Eine mangelnde Würde, ein nicht vorhandener sozialer Zusammenhalt „im Großen“, den Cole nüchtern und klar konstatiert. Dessen Kontraste er in der Person seiner Hauptfigur scharf gegeneinander abgrenzt.
Der Mann, der in New York lebt, im Grunde „klare zivilisierte Verhältnisse“ kennt und schätzt und der nun täglich sich an der „inneren Heimat“ bricht.
In klarer Sprache, mit einem faszinierenden Blick für das kleine Detail und die Erstellung einer dichten Atmosphäre führt Cole in diesem schmalen Roman den Leser mühelos in eine „archaische Gegenwart“, die den Blick öffnet und die Probleme der „dritten Welt“ (nicht nur Nigerias) präzise und emotional treffend offen legt. Und das nicht ohne die Kraft und mögliche Schönheit durch einzelne Menschen zu unterschlagen.