Manche Geschichten in diesem Buch sind reichlich mysteriös, andere nicht ganz einfach zu verstehen, wenn man sich noch nie mit dem Buddhismus befasst hat, der – wie jede Glaubensrichtung – reich an verschiedenen Schulen ist. Buddha selbst hatte mit Gott oder Religionen wenig am Hut. Aber natürlich gab es zur Zeit seines Lebens zahlreiche Glaubensrichtungen in Indien. Sie haben mit dem eigentlichen Kern der Lehren Buddhas jedoch nichts zu tun, sondern sind allenfalls historisches Beiwerk, das man vergessen kann.
Man muss allerdings schon eine Weile in diesem Buch lesen, bis man zu den Grundprinzipien der buddhistischen Sichtweise auf die Welt vorstößt. Besonders eingängig erklärt wird man sie leider nicht finden. Zwar schreibt Tenzin Priyadarshi, dass wir Westler sie meistens missverstehen, weil wir sie durch unser Wertesystem und unsere Kategorien filtern und ihnen dadurch ihren eigentlichen Sinn nehmen, bevor der überhaupt eine Chance gehabt hätte, zu uns vorzudringen.
Einen großen Platz nimmt in diesem Buch die Lebensgeschichte des Autors ein. Was mich ein wenig verwirrte, sind seine mystischen Erlebnisse in der Kindheit. Im Traum erschien ihm ein weiser alter Mann, der ihn zu sich rief. In der Folge floh Priyadarshi im Alter von zehn Jahren aus seinem Internat, um diesen Weisen zu suchen. Er fuhr zum Bahnhof, setzte sich in den Zug der gerade da stand und vollzog dasselbe Ritual auf dem Busbahnhof, auf den er am Ende seiner Zugfahrt stieß. Dann wanderte er los und kam in ein buddhistisches Kloster, das von dem inzwischen verstorbenen Meister aus Priyadarshis Traum gegründet worden war. Ein wenig märchenhaft, aber so soll es gewesen sein.
Eine ähnliche Geschichte folgt dann etwas später. Wie auch immer – Priyadarshi wollte ein buddhistischer Mönch werden, was seiner hinduistische Brahmanenfamilie nicht gefallen konnte, denn er war der älteste Sohn und einer anderen Bestimmung unterworfen. Doch Priyadarshi setzte sich mit einer unglaublichen Hartnäckigkeit durch. Wenn man bisher nicht an die Wiedergeburt glauben konnte – der Mann hat das Zeug dazu, einen davon zu überzeugen, denn sein Drang kann man vielleicht nur so erklären. Schließlich hatte er keine Kenntnisse über den Buddhismus, noch andere kulturelle Einflüsse, die ihn mit zehn Jahren in diese Richtung trieben, die er dann mit aller Kraft verteidigte.
Für unsere Verhältnisse suggeriert der Titel des Buches einen nicht zutreffenden Inhalt, der sich allerdings auf Priyadarshis Werdegang bezogen völlig rechtfertigt. Oder anders gesagt: Das ist kein Lebenshilfebuch, sondern eines, dass sich mit der Suche nach Wahrheit und Erkenntnissen eines buddhistischen Mönches befasst, der heute am MIT in Boston lehrt und gelegentlich auch anderswo.
"Es ist leicht, den Kern dieser Geschichten zu verfehlen"