Teresa Bücker

 4,4 Sterne bei 59 Bewertungen
Autor*in von Alle_Zeit und Alle_Zeit.

Lebenslauf

Teresa Bücker, geboren 1984, ist Publizistin und Vordenkerin im Bereich Feminismus, Arbeit und Gesellschaft. Seit 2019 ist sie Kolumnistin des SZ-Magazins. Von 2014 bis 2019 war sie Chefredakteurin des feministischen Onlinemagazins EDITION F. Als Expertin wird sie regelmäßig zu Konferenzen und in politische Talk-Sendungen geladen. https://teresabuecker.de/

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Teresa Bücker

Cover des Buches Alle_Zeit (ISBN: 9783550201721)

Alle_Zeit

 (52)
Erschienen am 19.10.2022
Cover des Buches Alle_Zeit (ISBN: 9783844932546)

Alle_Zeit

 (7)
Erschienen am 19.10.2022

Neue Rezensionen zu Teresa Bücker

Cover des Buches Alle_Zeit (ISBN: 9783550201721)
wandablues avatar

Rezension zu "Alle_Zeit" von Teresa Bücker

Wir brauchen Utopien
wandabluevor 2 Monaten

Wir brauchen Utopien, sagt Teresa Bücker. Denn wenn man keine Utopien hat, hat man keine Träume und ohne politische Träume, verändert sich nichts. Und sie sagt auch, dass das Private politisch sei und sein müsse und … ach ja, sie sagt Vieles. Und alles ist lesenswert. Wenn man die Zeit dazu hat, es zu lesen.
Zeitgerechtigkeit, Zeitverteilung, Zeitkultur, Zeitwahrnehmung, Zeitpolitik, Zeitknappheit, Begriffe, die mir um die Ohren wirbeln. Womit man sich alles beschäftigen kann, wenn man Zeit hat. Scherz beiseite, die Autorin meint es ernst.


Man kann nur etwas verändern, wenn man sich zusammenschließt. So kann mein Leserbrief an Markus Lanz/ZDF, dass ich mir Geschlechterausgewogenheit bei seinen Gästen, die ja irgendwie auch meine sind, in meinem Wohnzimmer, wünsche, nichts bewirken. Er wird gar nicht gelesen. Aber die Leserbriefe von euch allen! könnten es. Würden es. Wir müssen irgendwo anfangen. Warum nicht damit? Und wir wünschen uns nicht nur die Geschlechtergerechtigkeit bei Markus Lanz (und allen anderen politischen Talkshows), wir fordern sie geradezu. Das wäre Zeitausgleich! Die Aufforderung, einen Leserbrief zur gerechten GesprächsZeitverteilung zu schreiben, meine ich durchaus ernst. Die Hälfte der Gäste plus Eins muss weiblich sein. Plus eins, weil der Moderator männlich ist.


Zurück zum Buch: Teresa Bücker beklagt nicht nur das erwerbsarbeitszeitzentrierte Gesellschaftsmodell, sondern auch den Freizeitsbeschäftigungszwang durch Social Media.


 „Social Media setzt unter Druck“. Denn das Ideal des Beschäftigtseins aus der Erwerbsarbeit schwappt in Social Media und das Freizeitverhalten hinein; nur wer etwas „macht“ und das ständig und abwechlungsreich, erreicht Status. Aber Beschäftigtsein als Statussymbol erzeugt gestresste Menschen. „Die ideale Freizeit erfüllt nicht mit Zufriedenheit, sondern sie erfüllt kulturelle Normen“. So sollte es nicht sein! 


 Carezeiten gehen in der Regel zu Lasten der Frauen. Dies wurde durch die Corona-Pandemie eindeutig demonstriert. Wir sind nicht so weit, wie wir gedacht haben, dass wir es wären. Schlagwort: Gender-Care-Gap. Und auch sonst: Männer müssen generell anfangen, weniger zu arbeiten und sich mehr an der CareArbeit beteiligen. Schließlich haben nicht nur Frauen Kinder und sind auch Männer Kinder (ihrer Eltern!). Denn erstaunlich und erschreckend ist es, dass Männer sich sogar in ihrer Freizeit viel mehr um sich selber kümmern können (Hobbies, Sport, Politik) als Frauen es tun können (Kinder, Pflege der Angehörigen, Haushalt). Männer, die durch Stress mit Herzinfarkt am Arbeitsplatz zusammenbrechen, sind übrigens uncool.


Erwerbsarbeit muss überhaupt anders gedacht werden, eigentlich Erwerbszeit. „Wenn wir den Fokus auf die Erwerbsarbeit legen, stärken wir die Maßstäbe, die auf männlichen und kapitalistischen Lebensentwürfen basieren und versäumen, eigene (andere) Ideen vom guten Leben zu entwickeln“, sagt die Autorin vom Feminismus und auch „Der Reichtum der oberen Einkommensgruppen wächst um ein Vielfaches schneller als der von mittleren und unteren Einkommensgruppen, ohne dass diese Menschen mehr oder härter dafür arbeiten würden.“ Und jeder sollte seinen eigenen Dreck wegräumen. Denn sich Zeit zu erkaufen durch die schlecht bezahlte Arbeit von Carepersonal und Haushaltspersonal ist auch nichts anderes als Ausbeutung. 


Der Kommentar: 
Es geht um gesellschaftliches Umdenken. Wer sollte Zeit haben für Politik? Alle doch. Oder? Es geht um Macht, um Geld und um Werte. Fast alles, was Teresa Bücker sagt, unterstütze ich. Nur das Gendern in ihren Texten müsste nicht sein, weil es nicht nur ungewohnt ist, sondern das Lesen erschwert. Und die Zeit, die man braucht, um sich eine qualifizierte Ausbildung anzueignen, hat sie nicht mit berücksichtigt.


Gesellschaftliches Umdenken geht langsam, aber es ist nicht unmöglich. Es erfordert eine Lobby. Aber es ist keine Utopie. Wir könnten mit einem Leserbrief an Markus Lanz anfangen: wir fordern mehr öffentliche Gesprächszeit für Frauen. Eine Quote. Da Lanz schon ein Mann ist und unheimlich viel Redezeit selbst vereinnahmt, müssen mehr Frauen als Männer in die Runden kommen, damit ihre Stimmen mehr gehört werden als bisher, denn wer führt denn Kriege? Frauen nicht!


Fazit: Gesellschaftliches Umdenken ist möglich und wünschenswert. Wo fangen wir an? Auch kleine Schritte wie Leserbriefe können helfen. 


Kategorie: Sachbuch. Gesellschaft. Feminismus.
Verlag: Ullstein, 2022

Kommentare: 1
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Cover des Buches Alle_Zeit (ISBN: 9783550201721)
skiaddict7s avatar

Rezension zu "Alle_Zeit" von Teresa Bücker

Unglaublich wichtiges, reflektiertes Buch, das ich jedem nur empfehlen kann!
skiaddict7vor 4 Monaten

Wie hängt Zeit mit Geld zusammen? Freizeit? Arbeit? Privilegien? Wie steht es mit Zeit und Feminismus? Wer hat Zeit, sich politisch zu engagieren? Wieso haben Frauen, die Care Arbeit leisten, keine Zeit mehr für ihre Hobbies? Wieso machen Männer keine oder deutlich weinger Care Arbeit als Frauen und was sind die Folgen?


Teresa Bücker argumentiert in "Alle_Zeit", dass Zeit eine zentrale Ressource unserer Gesellschaft ist, die (wie Geld) ungleich verteilt ist und was dies für Folgen hat. Es geht um Arbeitszeit, Care-Zeit, Freizeit, Macht, Privilegien, Politik und Feminismus. Bückers Argumente sind  ausnahmslos gut recherchiert, klug und reflektiert. Das Buch ist keineswegs eins, was nur Frauen etwas angeht, nein, das Buch sollte von ausnahmslos JEDEM gelesen werden. Für mich DAS Buch des Jahres 2022, von mir gibt es fünf Sterne.

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Cover des Buches Alle_Zeit (ISBN: 9783550201721)
Janine_Napircas avatar

Rezension zu "Alle_Zeit" von Teresa Bücker

Sollten Politiker*innen lesen
Janine_Napircavor 7 Monaten

Alle Zeit - Eine Frage von Macht und Freiheit von Teresa Bücker beschäftigt sich mit dem Thema Gerechtigkeit von Zeit. 


Obwohl allen Menschen 24 Stunden am Tag an Zeit zur Verfügung stehen, also im Grunde eigentlich alle gleich viel Zeit haben, ist das Verhältnis, wie man über Zeit verfügen kann, nicht gerecht - solange Care Arbeit nicht entlohnt wird und Menschen 40 Stunden pro Woche arbeiten müssen, damit es zum Leben reicht. Denn wenige verdienen so viel, dass beispielsweise eine Person Vollzeit arbeiten und die andere sich um Haushalt, Kindererziehung und -betreuung und/oder die Pflege Angehöriger kümmern kann. Und selbst wenn das finanziell stemmst wäre, würde die entsprechende Person bei der Rente dann ziemlich dumm aus der Wäsche gucken. 


Die Realität sieht vielmehr so aus, dass zu den 8 Stunden Erwerbsarbeit noch einige Stunden an unbezahlter Arbeit on top kommen, keine Zeit für Me-Time und Freund*innen oder Hobbies bleibt und es auch sehr oft keine 8 Stunden Schlaf gibt. 


Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Das Hamsterrad erinnert mich sehr gut an die grauen Männer aus Momo, die die Zeit stehlen, auch mir geht es nach einem Arbeitstag so, dass ich froh bin, wenn ich wenigstens ein paar Punkte der To Do Liste abhaken kann - der Rest wird dann selbstverständlich aufs Wochenende geschoben. Erholung? Ist nicht. Fände es toll, wenn die Politik da was klar machen könnte, glaube aber ehrlich gesagt noch nicht wirklich dran. Trotzdem war die Lektüre sehr aufschlussreich und sollte insbesondere von „Machtmenschen“ gelesen werden.

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