Cover des Buches Equal Rites [EQUAL RITES] [Mass Market Paperback] (ISBN: B001SRSO84)
Rezension zu Equal Rites [EQUAL RITES] [Mass Market Paperback] von Terry Pratchett

Männer und Frauen

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 11 Jahren

Kurzmeinung: Pratchett hat eine Heldin erschaffen, die Alice, Ronja und Hermine in sich vereint

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 11 Jahren
Die Welt ist eine Scheibe. Zumindest Terry Pratchetts Welt, und da liegt es nah, sie auch Scheibenwelt zu nennen. 39 Romane hat der britische Autor bis jetzt auf dieser Scheibe angesiedelt, die von vier Elefanten getragen wird, die wiederum auf dem Rücken der riesigen Schildkröte Groß-A'Tuin ihre Runden drehen, während die Schildkröte durch das All schwimmt. Neulingen in dieser Welt sei geraten, mit dem ersten Teil, The Colour of Magic, zu beginnen. Anschließend darf gerne kreuz und quer gelesen werden, und Equal Rites sollte auf keinen Fall fehlen.

Es ist ja so, dass Zauberer in der Regel nicht heiraten oder auch außerehelich Kinder zeugen würden, denen sie ihr magisches Talent vererben könnten. Ganz besonders in der Scheibenwelt sind Zauberer komische Käuze, die sich in den Sälen der Unseen University Duelle liefern, oder aber, wenn es sich um Rincewind handelt, mit Touristen ans Ende der Welt fahren. Die einzige Rolle, die Frauen in diesem Leben spielen, ist die der Haushälterin. Hexen gibt es zwar auch in der Scheibenwelt, doch die verabscheuen Zauberer, während die ihnen mit gutmütiger Herablassung begegnen („Witchcraft is nature’s way of allowing women access to the magical fluxes, but you must remember it is not high magic.”).
Zauberer vererben ihr Talent also auf andere Weise: kurz vor ihrem Tod übergeben sie ihren Zauberstab an den achten Sohn eines achten Sohnes. Aus diesem Grund findet sich der Zauberer Drum Billet kurz vor seinem Tod in dem kleinen Dorf Bad Ass mitten in den Bergen wieder. Die Frau des Dorfschmiedes liegt dort gerade mit ihrem achten Kind in den Wehen – sieben Söhne hat das Paar bereits. Mit seinen letzten Atemzügen spricht Drum Billet die nötigen Worte und die Geschichte nimmt ihren Lauf. Das achte Kind des Schmiedes ist nämlich ein Mädchen: Eskarina. Doch als der Fehler auffällt weilt Drum Billet schon nicht mehr unter den Lebenden.

Die Dorfhexe, Granny Weatherwax, empfiehlt, die Sache auf sich beruhen zu lassen und zu hoffen, dass der Zauberspruch des alten Drum Billet bei einem Mädchen vielleicht keine Wirkung zeigt. Mädchen werden schließlich nur Hexen – wer hat denn schon einmal von einem weiblichen Zauberer gehört? Oder, Gott bewahre, von einer männlichen Hexe? Die Geschlechtergrenzen sind klar gezogen, und der Schmied folgt Grannys Rat. Der Zauberstab steht in einer dunklen Ecke in der Schmiede und einige Jahre lang scheint es so, als wäre der Zauberspruch tatsächlich an Eskarina abgeperlt.

Dem ist natürlich nicht so. Beunruhigt beobachtet Granny, dass Eskarina doch magisches Talent besitzt – und zwar eine ganze Menge. Sie beschließt, das Mädchen zur Hexe auszubilden, um sicherzustellen, dass Eskarina ihr Talent auf richtige Art und Weise nutzt und nicht wie ein Zauberer. Bald jedoch stößt sie an ihre Grenzen und muss einsehen, dass der einzig richtige Ort für Eskarina die Unseen University ist, wo man sie zur Zauberin ausbilden müsste. Auch wenn sie keine Ahnung hat, wo die Universität liegt, macht Granny sich mit dem Mädchen auf den Weg. Dabei geraten die beiden in eine Vielzahl von kniffligen Situationen – einem Mädchen mit Zauberstab wird nämlich in der Scheibenwelt mit viel Misstrauen begegnet. Außerdem kommt noch erschwerend hinzu, dass Eskarina weder ihr Talent noch ihren Zauberstab völlig unter Kontrolle hat, und beides sich immer mal wieder verselbstständigt („She wasn’t doing magic, it was just happening around her.“).

Pratchett nimmt Geschlechterklischees beider Seiten aufs Korn und bietet dabei gewohnt große Unterhaltung. Zugleich hat er eine Heldin erschaffen, die Alice, Ronja und Hermine in sich vereint und die man auf ihrem Weg durch die Scheibenwelt am liebsten an die Hand nehmen möchte.

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