Cover des Buches Kultur (ISBN: 9783550081705)
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Rezension zu Kultur von Terry Eagleton

Äußerst schwer lesbar

von frenx1 vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Ansammlung von essayistischen Ausführungen, die schwer zu lesen sind und keinen roten Faden haben

Rezension

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frenx1vor 6 Jahren

Was ist Kultur? Was soll Kultur sein? Wie entwickelt sie sich? Terry Eagleton geht in seinem Buch „Kultur“ diesen Fragen nach. Ich muss zugeben: ich habe mir etwas anderes von diesem Buch erwartet. Eine Streitschrift, ein Plädoyer. Doch „Kultur“ ist nichts anderes als eine essayistisch verfasste wissenschaftliche Abhandlung, die zudem äußerst schwer lesbar ist.

Bräsig kommt sie an vielen Stellen daher. Die vielen flapsigen Beispiele, die Eagleton, teilweise wohl um zu provozieren, anführt, machen das Buch nur an wenigen Stellen lesenswerter. Was fehlt, ist eine rote Linie, die durch das Buch führt. Es gibt allenfalls Stichwortverknüpfungen an manchen Stellen, eine ausgefuchste Argumentation ist Fehlanzeige. Bei all den Ausführungen, die in die Breite gehen, ist es überhaupt schwer, in „Kultur“ eine Argumentationslinie zu finden.

Da sieht Eagleton kulturpessimistisch den Tod der Geisteswissenschaften am Horizont, unterstellt dem Kapitalismus „Hybridität“, also Vermischung und Pluralität zu forcieren, und kommt zu dem Schluss, dass die Kultur ihre Unschuld verloren habe. Doch was er selbst bei all dem, was er von anderen zitiert und reflektiert dagegensetzt, bleibt verschwommen. Er legt wert darauf, dass es auch eine Notwendigkeit der Einheitlichkeit bzw. Gemeinsamkeit zur Identitätsfindung bedarf, kritisiert die fehlende Diskussion über Solidarität und Gerechtigkeit. In seiner Argumentation gegenüber den romantischen Nationalisten ist Eagleton dann plötzlich die Vielfalt wieder wichtig. Dann hangelt er sich an Edmund Burke, Johann Gottfried Herder und Oscar Wilde entlang, um einen Kulturbegriff des „sozialen Unbewussten“ zu manifestieren, spricht auch von der harmonisierenden Wirkung der Kultur. In den letzten beiden Kapiteln will Eagleton schließlich ein modernes Kulturkonzept beleuchten – doch modern ist daran wenig. Überwiegend geht es um die Industrialisierung und die damit einhergehende Angst vor Kulturverlust.

Als Leser bin ich ratlos zurückgeblieben. Was mir Eagleton sagen will: ich weiß es nicht. So gar nicht.

Sicher, ich bin mehr denn je mir bewusst, dass Kultur ein äußerst vielschichtiger Begriff ist, der kaum fassbar ist. Und ja, dass die Populärkultur zu kritisieren ist, inklusive der Anbindung an kapitalistische Kulturindustrie, ist nichts Neues. Aber was soll nun werden? Mehr Hochkultur will Eagleton nicht. Ein Verzicht auf Massenkultur ebenso wenig. Mehr Werte, ja. Mehr Gerechtigkeit. Vielleicht auch unbewusst im Sinne des „sozial Unbewussten“.

Mag sein, dass Eagletons Buch für Kulturwissenschaftler spannend zu lesen ist mit seiner Auseinandersetzung mit dem Kulturbegriff. Mich hat es nicht angesprochen.

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