Rezension zu "Der Sohn aus Spanien" von Tessa Loo
Ein altersschwacher Mann, dessen Familie und neu auftauchende Konflikte - Das sind alle Essenzen, die Tessa de Loo braucht, um eine Geschichte zu stricken, die voller Leichtigkeit geschrieben ist, in ihrer Thematik aber doch so schwer ist.
Allein der Aufbau der Kapitel macht dieses Buch zu etwas Besonderem: Diese sind nämlich in die unterschiedlichen Sichtweisen der Protagonisten eingeteilt, jedes trägt bloß den Namen des entsprechenden Familienmitglieds. Nur Bardo, eigentlich DER Protagonist, wird außen vor gelassen - Eigentlich schade, hätte ich denn auch gerne gewusst, was während der ganzen Szenerie in ihm vorging. So bleibt die Interpretation dessen dem Leser völlig überlassen.
Einen Zugang zu diesem Buch zu finden, auch, wenn man nicht aus den Niederlanden kommt, auch, wenn man vielleicht keinen Großvater mehr hat, fällt nicht schwer: "Der Sohn aus Spanien" spricht das an, was wir alle kennen: Unausgesprochene Konflikte und Probleme, die sich nicht nur auf Einzelne, sondern auf eine ganze Gruppe von Personen auswirken - hier eben eine Familie. 30 Jahre dauert es, bis Familie de Windt endlich miteinander kommunziert, wegen dieser "einen Sache" ... Und dazu muss erst der verlorene Sohn auftauchen.
Doch Tessa de Loo macht es geschickt: Sie gewährt dem Leser zwar einen Einblick in die Gedanken der Akteure (wie gesagt, ausgenommen von Bardo) und ein Stückweit in die Geschehnisse nach der Geburtstagsfeier, was letzten Endes aber ist, bleibt ungewiss. Es gibt nur ein richtiges Ende: Aber lest selbst ...