Rezension zu "Silhouette, Gefährlicher Ehrgeiz" von Thalia Kalkipsakis
Wenn Menschen etwas sowieso schon besonders gut können, entwickeln sie oft einen für Außenstehende nicht sehr verständlichen Ehrgeiz, noch besser zu werden. Sie spielen in ihrer eigenen Liga, und die Außenwelt schwankt zwischen Neid, Anerkennung und Bewunderung.
Scarlett besucht eine Tanzakademie, an der sie auch die Schule abschließen wird. Sie ist mit Abstand die Beste Ihres Jahrgangs und möchte gerne Solistin im Nationalballett werden, an dem auch ihr Vater tanzte bevor er starb. Über seinen Tod schweigt Scarletts Mutter. Und sie schwankt zwischen Ablehnung und Gewähr, wenn Scarlett über ihre ehrgeizige Pläne berichtet.
Doch dann bewirbt sich Scarlett, um in einem Musikvideo eines bekannten Sängers mitzutanzen, und wird genommen. Damit gelangt sie in eine für sie bisher unbekannte Welt, die in diesem Buch recht klischeehaft beschrieben wird, und gerät in der Folge völlig außer Tritt.
Nun beschreibt der Klappentext uns Scarlett als ehrgeizig. Doch wenn das so wäre, hätte sie die Falle, die ihr das Leben mit dem Musikvideo gestellt hatte, gemieden. Denn ein Mitwirken in einem Musikvideo erhöht die Chancen für eine Solokarriere im klassischen Ballett nicht unbedingt zwangsläufig. In Wirklichkeit läuft Scarletts Verhalten wohl eher auf ein Streben nach Anerkennung und Geltung hinaus. Denn auch im Milieu des Popstars sucht sie naiv nach Bewunderung, Liebe und Respekt.
Natürlich kommt es wie es kommen muss. Falscher Ehrgeiz trägt daran allerdings kaum die Schuld. Fehlende Fokussierung kommt da schon eher in Betracht. Und sie entsteht oft aus einem gefühlten und verwirrenden Mangel an Liebe und Anerkennung.
Die Geschichte liest sich ganz gut, wenngleich natürlich alle vorhandenen Milieuklischees in sie eingebaut werden. Und schließlich findet die Autorin auch noch einen Weg, um ihre Heldin nicht gänzlich krachen gehen zu lassen. Wirklich fesselnd ist diese Geschichte nicht, aber unterhaltsam. Bis auf Scarlett wirken die Figuren blass, aber auch bei ihr stellt sich wirkliche Sympathie nicht ein. Selbst junge Leser werden wohl den Eindruck gewinnen, dass Scarlett nicht an zu viel Ehrgeiz leidet, denn der hätte sie vor ihren Dummheiten bewahrt.