Lore Walb ist 14 als Hitler an die Macht kommt. Dass sie den Nazis glaubt, weil sie nichts anderes kennt, kann man ja noch verstehen.
Schlimm finde ich jedoch ihr Verhalten nach dem Krieg. Sie lügt, um weiterhin Vorteile zu erlangen. Damit versucht sie, auch die Geschichte zu fälschen.
Man sieht an dieser Biographie leider auch, dass in Deutschland über den Nationalsozialismus Karriere gemacht wurde. Ihre Ausbildung wird zuerst von den Nazis finanziert und dann kriegt sie Bildung und Amerikareisen zur Erweiterung ihres Nazihorizontes. Die Menschen, die keine flammenden Nazis waren, stehen ohne Karrieren da- wenn sie überhaupt überlebten. Und so beruht die ganze Aufarbeitung auch hauptsächlich auf heucheln und lügen. Walb machte Karriere als Journalistin beim Radio und erklärt nächsten Generationen die Welt. Erst 1998 als Seniorin gesteht sie Lügen ein. Das ist ein sehr wichtiger Punkt dieses Buches, weil zur deutschen Aufarbeitung der Mythos gehört, sie wäre 1968 abgeschlossen gewesen. Auch eine Lüge. Vertuschen und Unehrlichkeit beeinflusst noch lange die Gesellschaft.
Interessant finde ich, dass Walb Psychologen fand, die bereit waren, sich mit den realen Problemen des Nationalsozialismus zu befassen- die es bis heute in den Seelen der Menschen gibt. In der Regel sind Therapeuten für diese Problematik blind und verleugnen sie.