Das Cover hat für mich irgendwie was orientalisches an sich. Der untere Rand ist mit einem farbenfrohen Mosaik verziert, der für mich sehr gut zu Marroko passt. Auf dem Bild ist der leere Djema el Fnaa zu sehen, der bekannteste Platz von Marrakesch. Nur eine Frau im grünen Kleid mit Hut ist dort zu sehen. Zusammen mit dem Titel „Eine Prise Marrakesch“ bekam ich direkt Lust zum Lesen.
Ich Reise gerne und viel ob nun in der Realität oder in Büchern. Aus aktuellem Anlass sehr viel in Büchern und so kam mir der Ausflug nach Marrakesch genau richtig. Meine Erwartungen an das Buch waren gute Unterhaltung, einen Einblick in die Gewürze des Landes zu bekommen und möglichst viel von dem Flair aus 1001 Nacht zu mir nach Hause zu holen. Ich selbst bin vor Jahren in Tanger gewesen und hatte meine Erlebnisse von dieser Reise im Kopf beim Lesen. Wobei man natürlich Tanger und Marrakesch von der Größe her nicht vergleichen kann.
In der Geschichte gibt es vier Charaktere, die für die Handlung wichtig sind. Dabei kommen Klara, Charlotte und Alain aus Deutschland bzw. der Schweiz und Karim direkt aus Marrakesch. Der Zufall führt die beiden Frauen zusammen in die Herberge von Karim, wo sie aus Platzmangel eine Suite teilen müssen. Beide haben ihre ganz eigenen Erwartungen an ihren Urlaub in Marrakesch. Klara möchte ihren Horizont erweitern und in die marokkanische Küche eintauchen. Charlotte hingegen versucht neuen Mut zufassen und erobert den Ort durch ihre Kameralinse. Karim spielt dabei eher eine untergeordnete Rolle und Alain taucht nur am Rande immer mal wieder auf. Alle vier haben ihr ganz eigenes Problem und versuchen damit klar zukommen.
Auch wenn im Prinzip die vier oben genannten Personen für die Geschichte tragend sind, sind mir ganz andere Charaktere viel interessanter erschienen. So erzählt der Halaiqi, zu deutsch Geschichtenerzähler auf dem Djema el Fnaa die Lebensgeschichte von Karims Ahnen. Ich fand es sehr faszinierend, wie er all abendlich die Zuschauer in seinen Bann zog. Mit dem Cover vor Augen hatte ich direkt ein Bild im Kopf und hatte das Gefühl ebenfalls in Marrakesch zu sein und der Stimme zu lauschen. In diesem Zusammenhang möchte ich dir ein Zitat des Halaiqi mit auf den Weg geben:
Diese drei – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – seien wie die drei Glieder einer starken Kette untrennbar miteinander verbunden.
Sehr wahre Worte wie ich finde. Die mich zum Nachdenken angeregt haben. Neben den vielen Bildern, die in meinem Kopf durch die detaillierten Beschreibungen erzeugt wurden kamen auch die Gerüche des Orients dazu. Wer schon mal die engen Gassen eines Souks oder Basars besucht hat, wird die verschiedenen Gerüche förmlich in der Nase haben. So habe ich mit Freude Klaras reise durch Marrakesch genossen und die Rezepte, die sie aufschnappte mir auf der Zunge zergehen lassen. Sehr schön finde ich, dass diese Rezepte direkt mit allen Zutaten und der Zubereitung im Buch genannt werden. So kann ich selbst meine kleine Geschmacksreise nach Marrakesch unternehmen ohne meine eigene Küche zu verlassen. Das ein oder andere Rezept habe ich mir markiert, um es in Ruhe mal nach zu kochen.
Für mich war es eine angenehme Urlaubsreise in das ferne Marokko. Mein Fernweh wurde für den Moment gestillt und im gleichen Zug meine Sehnsucht geschürt, irgendwann selbst mal den lebhaften Djema el Fnaa zu besuchen. Die Handlung der vier Personen war okay, doch hat mich eher das drum herum fasziniert. Das Ende finde ich sehr gut gewählt, da ich als Leser einfach die Möglichkeit habe weiter zu träumen. Ich hatte eine schöne Sightseeing Tour inklusive gutem Essen und kann das Buch für Reiselustige empfehlen, die sich in Gedanken auf reisen machen möchten.