Rezension zu "Wu wei: Die Lebenskunst des Tao" von Theo Fischer
Wu Wei bedeutet ohne Anreiz oder Absicht zu handeln. Also ohne eine Belohnung zu erwarten und ohne einen bestimmten Zweck zu verfolgen. Klingt für viele seltsam sinnlos und es kommt sofort die Frage auf: Warum soll ich dann überhaupt etwas tun?
Das liegt daran, so der Autor des Buches, dass wir mit Lob und Tadel zur Tüchtigkeit erzogen und frühzeitig auf Erfolg getrimmt werden, damit es jeder von uns zu etwas bringt im Leben, denn das ist der Sinn des Lebens und um unseren Eltern und Erziehern zu gefallen, werden wir korrupt ohne es zu merken. Wir können es auch nicht merken, weil sich alle um uns herum so verhalten. Wir sind also in bester Gesellschaft. Und nur ein Bruchteil dieser bestechlichen Gesellschaft kommt auf den Gedanken, auch mal eine andere Sichtweise einzunehmen und selbst dann, bleibt dieses motivlose Handeln für viele ein Mysterium.
Genau wie die wörtliche Übersetzung von Wu Wei bereits schwer verständlich klingt: Nichthandeln. Was wir meistens mit Faulheit assoziieren. Gemeint ist aber ein Handeln im Nichthandeln, denn praktiziert man Wu Wei lässt man den Geschehnissen ihren Lauf ohne Widerstand zu leisten. Man ist ein stiller Betrachter der Situation, in der man ohne Absicht handelt. Still heißt ohne zu bewerten, zu vergleichen oder zu urteilen. Nur beobachten und wahrnehmen. Unauffällig und dennoch auffällig.
So schwimmt man friedlich im Universum des Tao und kann die Dinge laufen lassen. Wir müssen nicht ständig in die Geschehnisse eingreifen, nur weil unser Ego der Meinung ist, jetzt etwas regeln oder auftrumpfen zu müssen. Wer gleichmütig im Tao lebt, weiß ohne sein Zutun, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, seine Energie sinnvoll einzusetzen und verschwendet sie nicht bereits vorher an sein wichtigtuerisches ICH.
Theo Fischer erklärt diese taoistische Lebensweise kurz und knackig. Allerdings auch belehrend, denn hin und wieder schaut der zu wICHtige Zeigefinger durch die Zeilen. Auf einige Leser wirkt das erhellend, andere finden das anmaßend und für mich sind das vier Sterne.