Pole Poppenspäler – so wird der nette Herr Paulsen genannt, der einem Jungen dazu verhilft, das Handwerk des Kunstschnitzers zu erlernen. Als der Junge von diesem Namen hört, besucht er das Ehepaar Paulsen und erfragt bei Paul Paulsen, weshalb er im Dorf so genannt werden würde.
So beginnt die Geschichte, in der Paulsen von seiner Kindheit und Jugend berichtet:
Eines Tages erscheinen Puppenspieler in dem Dorf, in dem er auch heute noch lebt. Eine alte Frau, ein älterer Mann und ein kleines Mädchen, welches Liesel genannt wird. Von Beginn an ist Paul Paulsen ganz begeistert von dem Puppenzauber, der das fahrende Volk umgibt und kann sich besonders vom Kasperle nicht loseisen und vergisst dabei bald seine Schularbeiten.
Reizvoll ist die Kontrastierung in dieser kunstmärchenhaft anmutenden Novelle Storms. Der Friese aus dem Norden, dessen Bildung den Eltern das wichtigste ist und der ein bildungsbürgerliches Leben als Handwerker führen soll. Auf der anderen Seite Liesel, die durch ihr Vagabundieren keinem Stand zu zuordnen ist, mit ihrem Dialekt deutlich in süddeutsche Regionen einzuordnen ist und dessen Professur die Kunst des Puppenspiels ist. Der Autor zeichnet hier eine Art Gesellschafts- bzw. Ständekritik und findet dabei eine – für jene Zeit – untypische Lösung, die ich aber nicht verraten möchte.
Der Erzähler schwieg, und in seinem schönen männlichen Antlitz sah ich einen Ausdruck stillen Glückes, als sei das alles, was er mir erzählte, zwar vergangen, aber keineswegs verloren. - S. 142
Die Geschichte geschieht auf verschiedenen Erzähl- und Zeitebenen, weshalb der Leser aufmerksam sein muss, um einen Sprung nicht zu verpassen. Da ich die Novelle in Sütterlin gelesen habe, kam mir die Erzählung etwas träge vor, das kann aber auch mit dem ungewohnten Lesen zu tun haben.
Überrascht hat mich der deutliche Bezug zur Romantik. Es ist nicht zu verhehlen, dass die Novelle stark an ein Kunstmärchen erinnert und gerade auch der Bildungsbürger der sich zur Kunst hingezogen fühlt, denkt man z.B. an den Goldenen Topf von E.T.A. Hoffmann, ist ein romantisches Motiv.
Es handelt sich um eine warme Erzählung, die viel Zuneigung und Mut zum Umdenken aufzeigt, der in damaliger Zeit nicht Voraussetzung war. Tatsächlich kannte ich bisher nur den Schimmelreiter und war aufgrund der konträren Stimmung positiv überrascht von dieser Novelle.