Rezension zu Das war der gute Teil des Tages von Theresa Bäuerlein
Rezension zu "Das war der gute Teil des Tages" von Theresa Bäuerlein
von nic
Rezension
nicvor 15 Jahren
Lena flieht aus Deutschland, weil sie das Leben nicht mehr erträgt. Ihre Beziehung ist ihr zu eng und vom Alltag wird sie erdrückt. So macht sie sich auf nach Israel und arbeitet dort in einem Heim für Autisten. Im Heim lernt sie Tom kennen, verliebt sich in ihn und lässt sich auf eine seltsame Vereinbarung ein. Die Kurzbeschreibung liest sich vielversprechend. Ein Auszug aus dem Buch lautet so: “Heute Morgen bin ich zum 62. Mal, seit ich aus Deutschland weggefahren bin, in einer halbwegs aufgeräumten Wohnung im Zentrum von Tel Aviv aufgestanden, habe eine Tasse Pulverkaffee getrunken, einen Hausschuh nach einer Kakerlake geworfen, sie knapp verfehlt und dann den Bus zur Arbeit genommen. Der Bus ist nicht explodiert. Das war der gute Teil des Tages.” M.E. war das dann schon der gute Teil des Buches. Vielleicht etwas übertrieben. Aber so sehr ich mich auf die Lektüre gefreut habe, so sehr wurde ich enttäuscht. Ich habe irgendwann seitenweise vorgeblättert, um schneller zum Ende zu kommen. Land und Leute waren mir zu flach. Lediglich die Angst Toms vor der Gewalt und dem Terror fliehen zu wollen konnte ich nachvollziehen. Ich bin mit den falschen Erwartungen an das Buch gegangen. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, eine tiefgründigere Sichtweise unserer Generation auf den Holocaust und die Folgen bis heute lesen zu können. Zudem wollte ich mehr über das Leben in Israel wissen. In “Das war der gute Teil des Tages” geht es aber lediglich darum, dass Lena nicht mit ihrem Leben zurecht kommt, sei es in Deutschland oder in Israel. Hier flüchtet sie vor einer Beziehung, dort würde sie sich blind einem wildfremden Mann an den Hals werfen und sich aufgeben. Ein paar Witze, die Juden über Deutsche erzählen, ein paar Feindseligkeiten gegen Deutsche, die nachvollziehbar sind, machen noch keinen guten Roman über das Verhältnis Deutschland - Israel aus. Das Buch hat mir schlicht nicht gefallen und somit empfehle ich es nicht weiter, wenn man sich auch fast 65 Jahre nach dem Krieg noch dafür interessiert. Wenn man eine wilde Studentenerzählung über das ach so blöde Leben aber gerne lesen möchte, ist man hier gut bedient.