„Also meine Frau sagt immer: `Mensch sein bedeutet, wunderschön unvollkommen zu sein.` (…) Das Leben ist nicht immer schwarz oder weiß. Die Dinge sind manchmal ganz schön durcheinander. Also verabscheuen Sie das Verbrechen.“ Er hielt inne. „Aber nicht den Verbrecher.“ (S.210)
Hannah Dawson hatte das Glück in einer liebevollen Familie groß zu werden. Nun studiert sie in ihrer Heimatstadt in North Carolina und träumt davon, einmal eine großartige Schauspielerin zu werden. Trotz ihrer sie liebenden und umsorgenden Eltern, ihrer Freundschaft zu ihrem Jugendfreund Jason und dem Studium quälen Hannah schreckliche Träume und das gefühl begleitet sie, dass sie nicht auf diese Welt gehört.
Als sie eines Tages von ihren Eltern erfährt, dass sie adoptiert wurde und sie ihre eigene Abtreibung in der 24. Schwangerschaftswoche überlebt hat, bricht für die junge Frau eine Welt zusammen. Getrieben von dem Wunsch ihre leibliche Mutter zu finden, begibt sie sich mit ihrem Freund Jason auf den Weg nach Alabama und damit auch zurück zu ihren Wurzeln...
Das Buch „Octoberbaby“, welches auch verfilmt wurde, basiert auf der wahren Lebensgeschichte von Gianna Jensen, die selbst ihre eigene Abtreibung in der 30. Schwangerschaftwoche überlebte. Der christliche Hintergrund der Geschichte sollte einem klar sein, bevor man dieses Buch beginnt.
Auch wenn ich selbst eine Befürworterin des Rechts auf Abtreibung bin, so hat mich diese Geschichte doch sehr berührt. Und ich fragte mich, ob es in den USA wirklich legal ist, Abtreibungen bis in ein so hohes Stadium der Schwangerschaft vornehmen zu lassen, ohne dass es einen Beweis für eine schwere Behinderung des Ungeborenen gibt?
„Octoberbaby“ ist aus der Sicht verschiedener Personen geschrieben – aus der Sicht der Krankenschwester, die in der Abtreibungsklinik arbeitete, in der Hannahs leibliche Mutter die Abtreibung vornehmen lassen wollte; aus Sicht von Hannahs Vater, der Angst hat seine Tochter zu verlieren; aus Sicht von Hannah selbst und auch aus Sicht ihrer leiblichen Mutter. Diese Perspektivwechsel garantieren einen Einblick in alle Gefühlswelten der Protagonisten.
Ich war zudem darüber erstaunt, wie objektiv die Geschichte versucht wurde zu erzählen. Hannahs Mutter wird nicht als Monster perse dargestellt. Natürlich ist der Grundtenor des Buches, dass Abtreibungen einen Sünde am entstehenden Leben sind. Aber dem Leser wird die Chance gegeben, die Geschichte auch vor dem Hintergrund der Lebensgeschichte von Hannahs leiblicher Mutter zu betrachten.
„Octoberbaby“ ist eine Geschichte über Vergebung und ein wirklich spannendes, emotionales und zum Nachdenken anregendes Buch. Es hat mich wirklich erstaunt.