Mode - so kurzlebig wie der Augenblick eines Wimpernschlags, so nebensächlich und doch ein Hauptbestandteil unseres Alltags und gleichzeitig Kunst, die Jahrhunderte prägt. Die Kreationen von Viktor & Rolf sind einzigartig, wirken manchmal wie Gemälde, bieten üppige Rüschen und Volants genauso wie ungewöhnliche Schnitte oder klassische Linien. Ihre Kreationen sind anders und das im positiven Sinn, setzen Statements, um gegen den Mainstream zu rebellieren und zeigen, wie viele Facetten das Spiel mit den Stoffen bietet, um den kreativen Köpfen eine Möglichkeiten zu geben, ihren Ideen freien Lauf zu lassen und sich regelrecht auszutoben.
Die Farben des Regenbogens ergießen sich dabei auf dutzenden Lagen von Tüll, wirken wie bunte Zuckerwatte zum Anziehen. Einmal Prinzessin sein - mit dem Kreationen von Viktor & Rolf wird dieser Traum möglich. Die ganze Welt steht Kopf, nicht nur angesichts der momentanen Ereignisse, sondern auch in der Upside-Down-Kollektion , die wagemutige und selbstbewusste Frauen tragen und auf sämtliche Konventionen pfeifen. Baden im Blütenmeer, Entschleunigung im Zen-Garten oder Klassiker neu interpretiert- manchmal verschwinden die Grenzen zwischen tragbaren Kreationen und bahnbrechenden Kunstobjekten, die polarisieren.
Genau so sind sind die Parfums zu verstehen, denn sie sind nicht nur ein Accessoire, sondern setzen ebenso ein Statement, bringen die Persönlichkeit zum Strahlen und sind eine perfekte Möglichkeit für alle, die die exklusiven Kompositionen von Viktor & Rolf nicht käuflich erwerben und tragen können, aber trotzdem selbstbewusst und sinnlich den letzten Schliff ihres Outfits unterstreichen.
Opulenter Bildband, der zum immer wieder Anschauen verführt.
Thierry-Maxime Loriot
Alle Bücher von Thierry-Maxime Loriot
Peter Lindbergh. A Different Vision on Fashion Photography
Viktor&Rolf: Fashion Statements
Neue Rezensionen zu Thierry-Maxime Loriot
Rezension zu "Peter Lindbergh. A Different Vision on Fashion Photography" von Thierry-Maxime Loriot
HEIDIZ·GEBUNDENES BUCH: 320 Seiten
· Verlag: TASCHEN (14. Februar 2020)
· Sprache: Englisch, Französisch, Deutsch
· ISBN-13: 978-3836579919
· Größe und/oder Gewicht: 27,7 x 2,5 x 36,8 cm
· PREIS: 60,00 Euro
Neulich habe ich ein für mich ganz besonderes Buch - einen Bild-Text-Band geschenkt bekommen, der mich rundherum fasziniert. Ich muss darüber berichten, er ist einfach einzigartig.
Thematisiert wird Leben und Werk Peter Lindberghs - Wim Wenders äußert sich - seine Gedanken zur Erinnerung an Peter Lindbergh sind in Englisch, Französisch und Deutsch abgedruckt.
Die Aufnahmen sind einfach genial - grandios - einzigartig, ich bin hin und weg, man kann sie immer wieder betrachten. Man könnte das Buch auch als Ausstellungskatalog bezeichnen, da es veröffentlicht wurde zur Ausstellung „Untold Stories“ - der ersten des weltbekannten Fotografen mit einer selbst betreuten Werkschau. 140 seiner Arbeiten aus den frühen 80ern werden gezeigt und erklären irgendwie auch einen Werdegang, sein Schaffen. Zahlreiche der Aufnahmen sind erstmals öffentlich zu sehen. Auch das macht dieses Buch so besonders finde ich. Im Herbst vergangenen Jahres verstarb Lindbergh und die Ausstellung ist momentan und noch bis zum 1. Juni 2020 im Düsseldorfer Kunstpalast und danach vom 20. Juni bis 1. November im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe, sowie vom 4. Dezember bis 7. März 2021 im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt und abschließend im Frühjahr nächsten Jahres im Madre zu Neapel zu bestaunen.
Das Buch zeigt u. a. Aufnahmen von Nicole Kidman, Robin Wright, oder Jeanne Moreau, Naomi Campbell und Charlotte Rampling sowie Claudia Schiffer Außerdem haben mich die dunklen Straßenszenen beeindruckt. Sehr lebendig finde ich außerdem - und zum Betrachten extrem inspirierend die Darstellungen ganz verschiedener Szenen und Details, in denen man so viel entdecken kann. Die Bilder sind ganzseitig gedruckt in schwarz-weiß - und haben einen sehr hohen Aussagegehalt sowie eine unnachahmliche fotografische Qualität und man spürt den Blick, den der Künstler auf seine Objekte hatte, das ist einfach nicht nochmal zu wiederholen. Zu lesen ist ein Interview des Direktors des Düsseldorfer Kunstpalastes, Felix Krämer, mit Lindbergh zu seine Arbeit Das Buch kann als Hommage an den Ausnahmekünstler in seinem Fach bezeichnet werden. Besonders auch durch die Worte von Wim Wenders, die den Menschen und Künstler Lindbergh lebendig werden lassen und einen Einblick bieten.
Die Abbildungen der dargestellten Models finde ich lebendig und ihre Persönlichkeit in Mimik und Gestik herausragend darstellend. Es ist eine Hommage an die Frau, an den Menschen - ausdrucksvoll und vielschichtig. Lindberghs Arbeitsstil kommt sehr gut zur Geltung und wird herausragend in Szene gesetzt.
Rezension zu "Peter Lindbergh. A Different Vision on Fashion Photography" von Thierry-Maxime Loriot
LibraphilWas ist Schönheit? Was ist Wahrheit? Was ist Menschlichkeit?
Das sind die zentralen Fragen, die Peter Lindbergh in seiner Sprache, der Fotografie, verarbeitete. Damit revolutionierte er nicht nur die Modefotografie, sondern setzte neue Maßstäbe bei den Schönheitsidealen...
Dieses schwergewichtige, 472 Seiten starke Werk 'A Different Vision on Photography' erschien zur gleichnamigen Ausstellung in der Kunsthal Rotterdam und zeigt die in den letzten 40 Jahren entstandenen, wichtigsten Arbeiten Peter Lindberghs, der in seinem Fach, der Porträt- und Modefotografie von vielen übereinstimmend als der Beste der Welt bezeichnet wird.
Präsentiert werden die Fotos wie in der Ausstellung selbst nach Modeschöpfern in alphabetischer Reihenfolge.
Das Buch beinhaltet neben den oft ganzseitigen Abbildungen ein in jeweils englischer, französischer und deutscher Sprache verfasstes Vorwort von Emily Ansenk, der Direktorin der Kunsthal Rotterdam sowie ein Kommentar von Thierry- Maxime Loriot, dem Kurator der Ausstellung. Man erfährt alles rund um das Zustandekommen der Ausstellung sowie Einblicke in die Biographie, vor allem aber in die alles verändernde Denk- und Arbeitsweise des Künstlers: er ging nicht von der Mode aus, sondern von der Persönlichkeit des Menschen, die er in ihrer Vielschichtigkeit herausarbeitete.
Aufgewachsen in einfachen Verhältnissen in Duisburg lernte er zunächst den Beruf des Schaufensterdekorateurs, den kreativsten Beruf, den er sich bis dahin vorstellen konnte. Nach einem Kunststudium und einigen Stationen u.a. in Deutschland, Frankreich und der Schweiz fand er dann schließlich zu seiner wirklichen Berufung- der Fotografie.
Die Künstlichkeit der 80er- Jahre- Modefotografie hat ihn nicht interessiert, er setzte ein anderes Frauenbild auf den Titelseiten der weltweit wichtigsten Modemagazine durch.
Der Durchbruch gelang ihm 1989 mit dem Titelcover der britischen VOGUE, auf dem er erstmalig und nur mit weißen Herrenhemden bekleidet die späteren Supermodels Linda Evangelista, Karen Alexander, Christy Turlington, Estelle Lefébure, Tatjana Patitz und Rachel Williams auf einem Foto am Strand von Santa Monica fast ungeschminkt zusammenbrachte. Revolutionär nach der maskenhaften Schminke und dem Pomp der 80er Jahre.
Eine neue Ära begann. Für die Frauen, für die Modefotografie und nicht zuletzt für ihn selbst.
„Was Lindbergh immer von anderen Fotografen unterschied war seine Art, Frauen zu idealisieren, denn für ihn stehen Seele und Persönlichkeit an erster Stelle“, schreibt Thierry- Maxime Loriot.
Mit seiner ihm eigenen Art kam er extrem nah an die Menschen heran, als ob es keine Kamera gäbe. Um Menschen so zu fotografieren, wie sie wirklich sind, war das Casting ein wichtiger Teil seiner Arbeit. So äußerte er sich einmal mir selbst gegenüber, dass er kaum oder ungeschminkte Gesichter und ein schlichtes Styling der Haare bevorzuge, um natürliche Schönheit und Authentizität zu unterstreichen. Die Gesichter seien dann „heruntergestripst auf die Schönheit“.
Denn er wollte seine Models immer „absolut ehrlich“ fotografieren, sie vom Schrecken des Jugendwahns und der Perfektion befreien.
Lindbergh war davon überzeugt, dass Spuren des Alters ein Gesicht interessanter machen, da sie gelebtes Leben widerspiegeln.
Umso verrückter befand er die Idee, diese in der Nachbearbeitung zu perfektionieren. Für den Starfotografen kam das einem Löschen aller Erfahrungsspuren eines Gesichts gleich, wie einer Verstümmelung.
Sein Markenzeichen waren grobkörnige Schwarzweiß- Aufnahmen, bestmögliche Schärfe verachtete er. Auch bei der Umstellung auf die Digitalfotografie vor vielen Jahren blieb er seinen Stilmitteln treu. Ohne Farben ließe sich 'Wahrheit' in seinen Augen besser transportieren. Grautöne können sehr zärtlich wirken, wogegen die harten Schwarzweiß- Kontraste an die elementare Wucht des Ozeans erinnern.
Nach seinem viel zu frühen Tod mit 74 Jahren hinterlässt uns Peter Lindbergh ein opulentes Werk als Zusammenfassung seines Schaffens in der Modefotografie. Hochgelobt als der beste Mode- und Porträtfotograf des 20. und 21. Jahrhunderts bin ich sehr froh, diesen freundlichen, zugewandten und überaus höflichen Ausnahmefotografen persönlich kennengelernt zu haben.
Auch wenn er selbst sehr bescheiden mit seinem Ruhm umging, konnte ich ihm entlocken, dass er den Ausstellungskatalog als gelungen betrachtete, und auch ich kann dieses Buch nur uneingeschränkt weiterempfehlen. Es macht neugierig, sich mit seinem Werk noch vertiefter auseinanderzusetzen, sei es in Museen, Ausstellungen, Büchern oder Filmen.
Haptisch, druckqualitativ wie inhaltlich ein außergewöhnliches Werk.
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