Thilo Hagendorff

 5 Sterne bei 4 Bewertungen

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Cover des Buches Was sich am Fleisch entscheidet (ISBN: 9783963172373)

Was sich am Fleisch entscheidet

(4)
Erschienen am 24.02.2021

Neue Rezensionen zu Thilo Hagendorff

Cover des Buches Was sich am Fleisch entscheidet (ISBN: 9783963172373)
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Rezension zu "Was sich am Fleisch entscheidet" von Thilo Hagendorff

Dauerleserin
Du bist, was du isst

„Wen gibt es zum Essen?“ (S. 101)

Thilo Hagendorff beschäftigt sich in diesem Buch mit unserer Position in der Nahrungskette und den Schattenseiten der fleischproduzierenden Industrie. Was hat sich geändert, was ist geblieben? Und wie wirkt sich unser Verhalten auf die Tierwelt, aber auch auf uns selbst aus? Der Autor versucht, Antworten zu geben, aber diese sind keineswegs schonungsvoll.

Schon die Einleitung hat mich beeindruckt, u.a. weil da stand, dass sich Elefanten anders verhalten als früher. Auch habe ich mir nie darüber Gedanken gemacht, dass auch Tiere empathisch sein können. Im Kapitel "Vernichtung" fand ich die Schilderungen zur Mast schlimm. Was wäre, wenn es anders gelaufen wäre, und die Schweine uns einsperren, mästen und essen würden?? Oder wenn überhaupt jemand anders bestimmen könnte, wie lange ich zu leben hätte? Tierfabriken werden im Durchschnitt nur alle 17 Jahre überprüft (S. 59). Aber wichtig ist, dass in unserem Dorf jede Woche ein mobiler Blitzer steht - dafür ist natürlich Zeit. Das Kapitel "Ausbruch" zeigt, dass sich die Menschen ständig durch Selbstbetrug selbst verleugnen. Wer versucht, sich anders als die Masse zu verhalten, gerät ins Visier und muss sich auch noch verteidigen bzw. entschuldigen. Es gibt genug Alternativen, aber die Menschen nehmen sie nicht wahr (S. 85). Und das ist das eigentliche Problem: intellektuell würden wir es alle irgendwie schaffen. Fleisch bewusst und achtsam zu konsumieren, aber nur die wenigsten Menschen sind bereit dazu. Im Kapitel "Gesellschaft" haben mir die Ausführungen zur Biophilie gefallen, ein Perspektivenwechsel (-> wie sehen Tiere uns?, S. 122) könnte hier echt hilfreich sein... Das Kapitel "Charakter" halte ich für eines der wichtigsten Kapitel in diesem Buch. Ich denke auch, dass man viel mehr Menschen erreichen könnte, wenn ihnen klar wäre, wie sich ihre Einstellung zu Tieren auf ihre menschlichen Beziehungen auswirkt. Also, geht da vllt. doch etwas auf der rationalen Ebene?!

Der Titel dieses Buches ist „Was sich am Fleisch entscheidet“. Wird der Autor mit seinen Ausführungen diesem Titel gerecht? Ich finde, dass es Thilo Hagendorff sogar ganz hervorragend gelingt, den Inhalt in diese Richtung zu lenken. Tatsächlich entscheidet sich alles am Fleisch bzw. haben es die Fleischesser wohl am ehesten in der Hand, ein friedvolles Miteinander aller maßgeblich mitzugestalten. Du bist, was du isst, nach dem Lesen dieses Buches macht dieser Spruch für   ich noch mehr Sinn als vorher.

„Wen gibt es zum Essen?“ (S. 101)

Diese Frage habe ich mir beim Lesen des Buches ständig gestellt, ab dem Zeitpunkt, wo der Autor sie gestellt hat. Allein schon für diese provokative Frage hat sich das Lesen des Buches für mich absolut gelohnt, und ich hoffe, dass ich zukünftig daran denken werde, wenn ich Fleisch esse, was glücklicher Weise nur sehr selten vorkommt.

Ich vergebe begeisterte 5 Sterne und empfehle dieses wertvolle und gut recherchierte Buch ohne Einschränkung jedem, insbesondere aber allen, die bereit sind, sich mit ihrer Ernährung und deren Folgen auseinanderzusetzen.

Die Dauerleserin

 

 

 

 


 

Cover des Buches Was sich am Fleisch entscheidet (ISBN: 9783963172373)
Y

Rezension zu "Was sich am Fleisch entscheidet" von Thilo Hagendorff

Yoppel
Was sich am Fleisch entscheidet

In diesem Buch setzt sich der Autor Thilo Hagendorff mit den Auswirkungen unseres Verhaltens im Umgang mit Nutzentieren auf die Gesellschaft auseinander und belichtet dabei die Entstehung und Möglichkeiten zur Behebung eines solchen Verhaltens.

Ich habe mich bereits vor dem Lesen dieses Buches mit Veganismus auseinandergesetzt und hatte auch schon einen recht guten Eindruck bezüglich der Zustände, die in unserer Nutztierwirtschaft derzeitig bestehen. Dennoch hat es mich sehr schockiert und lässt mich erschrocken zurück, dass in einem Deutschland mit einer Fülle an Gesetzen, Verordnungen und Regelungen solche Zustände immer noch vorherrschen können. 

Es ist dem Autor wunderbar gelungen, unser Verhalten auf so vielschichtige Weise zu ergründen, hinterfragen und Ideen zur Verbesserung vorzuschlagen. Dabei wird kein Bereich ausgelassen - Klima, Philosophie, Biologie, Politik sowie Wirtschaft. Es ist eine umfassende Analyse, die durchweg fundiert, sachlich und vorwurfsfrei dargelegt wird. 

Der Autor hat sich hier einem umfassenden, komplexen und gesellschaftlich schwierigen Thema gewidmet und mich dabei auf ganzer Länge überzeugt. Egal wer es liest - jeder wird daraus einen Mehrwert für sich ziehen. Kein leichtes Thema und damit auch kein leichtes Buch. Es wird auf den Magen schlagen und zum Nachdenken anregen, aber vor allem wird aufklären und uns als Individuen aber als auch Gesellschaft nachhaltig beeinflussen. Eine klare Leseempfehlung!




Cover des Buches Was sich am Fleisch entscheidet (ISBN: 9783963172373)
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Rezension zu "Was sich am Fleisch entscheidet" von Thilo Hagendorff

Leeman_reads
Über die politische Bedeutung von Tieren

Was sich am Fleisch entscheidet – von Thilo Hagendorff


Dieses Buch wurde mir im Zuge einer Leserunde vom Verlag zur Verfügung gestellt. Ich möchte mich in diesem Zusammenhang bei Verlag und Autor für die Möglichkeit dieses Buch lesen und rezensieren zu dürfen bedanken.


Ein Sachbuch zu rezensieren, verlangt nach einer völlig eigenen Herangehensweise. Meiner Auffassung nach ist eine inhaltliche Wertung nur auf Basis der eigenen Expertise zum vorliegenden Thema zulässig. Zusätzliche Informationsbeschaffung und kritisches Hinterfragen liegen somit in der Eigenverantwortung der Leser*innen. Darüber hinaus sollte man sich als Verfasser*in der Rezension stets bewusst sein, dass einem Sachbuch – in den meisten Fällen – eine andere Absicht der Unterhaltung zu Grunde liegt, als dies zum Beispiel bei einem Abenteuerroman der Fall wäre. Diese Einschätzungen bilden die Grundlage für die nachfolgende Rezension.


„Tierprodukte zu konsumieren ist […] wie Bombenwerfen.“


Ich selbst habe mich vor zwei Jahren für einen veganen Lebensstil entschieden. Diesen bewusst gewählten Wandel verdanke ich vor allem der Sensibilisierung zu diesem Thema, die ich ohne Unterstützung durch meine Partnerin niemals in diesem Ausmaß erfahren hätte. Und genau hier sehe ich das große Potenzial dieses Buches. In den Fällen in denen vergleichbare Bezugspersonen fehlen, kann diese Publikation der entscheidende Impulsgeber zum Prozess der kritischen Auseinandersetzung mit den eigenen Lebensumständen werden. Durch eine fachlich fundierte und sachlich vorgetragene Weise werden Leser*innen an ein Thema herangeführt, dessen weitreichende Auswirkungen beim Lesen nach und nach aufgedeckt werden. Besonders zu Beginn des Buches wird die Problematik derzeitiger Lebensumstände für Mensch und Tier durch eine schonungslose Darstellung vorherrschender Widersprüche zwischen Moralvorstellung und Realität offengelegt. Was sich liest wie ein Auszug aus einem Roman von Stephen King, ist leider nichts anderes, als die allgegenwärtige Tatsache dessen, wie der Mensch durch kulturelle Überformung seiner Umwelt gegenüber zu handeln gelernt hat.


„Das Problem ist nicht das Fehlen von Ethik. Das Problem ist das Zuwiderhandeln gegen die Werte und Normen, von denen die allermeisten ‚normalen‘ Menschen […] eigentlich so überzeugt sind.“


Doch auch für Leser*innen die sich bereits für einen veganen Lebensstil entschieden haben, hat das vorliegende Werk noch über die weitverbreitete Argumentationskette hinaus einiges zu bieten. Ich denke hier vor allem an das zweite Drittel des Buches: Ein stark biologischer und philosophisch anmutender Teil der Publikation. Das ist keinesfalls negativ zu verstehen – allerdings musste ich den ein oder anderen Absatz wiederholt lesen, um dessen Bedeutung oder Kernaussage vollends nachvollziehen zu können. Das ist natürlich auch der Komplexität des Themas geschuldet und in diesem Zusammenhang durchaus legitim – wenn nicht sogar essentiell.


Beim Lesen selbst hatte ich das Gefühl, dem von mir praktizierten Veganismus wird noch eine Dimension hinzugefügt. Kulturell überformte Lebenswelten, die Reinheit tierischer Moral und die Ethik in ihrer Aufgabe als Medizin zur Linderung von Symptomen, anstatt zur Stärkung der Gesundheit, sind genau die Denkanstöße, die ich mir von diesem Buch erhofft bzw. erwartet habe. Die Vermittlung oben genannter Impulsgeber wird nicht zuletzt durch eine Reihe provokativer Aussagen unterstützt, welche ihre Wirkung nicht verfehlen dürften.


„Menschen, die andere Tiere essen, sehen in Vegetariern und insbesondere Veganern […] die Personalisierung eines moralischen Angriffs auf ihre Identität. Einen solchen Angriff gilt es abzuwehren […].“


Nach meinem Empfinden wird im letzten Abschnitt, und speziell im letzten Kapitel des Buches, das persönliche Anliegen des Autors spürbar: Ein Plädoyer für den veganen Lebensstil hinsichtlich seiner Bedeutung als Grundlage für ein friedliches Miteinander zwischen Menschen und nicht menschlicher Tiere. Trotz der persönlichen Überzeugung, die der Entstehung dieses Buches zweifellos zu Grunde liegt, bleibt jedoch die sachlich fundierte Herangehensweise stets die Basis um über die „politische Bedeutung von Tieren“ zu informieren.


Fazit:


„Essen bedeutet, Macht auszuüben.“
„Die Macht, Frieden zu schaffen, stammt von dem simplen Akt, Nein zu sagen und Opposition zu beziehen.“


Was sich am Fleisch entscheidet zeigt die Verantwortung, welche mit der erwähnten Macht einhergeht und warum es höchste Zeit ist besagte Opposition zu beziehen. In diesem Zusammenhang ist es dem Autor gelungen ein informatives und aufklärendes Werk zu schaffen, welches ich dank seiner themenbezogenen Tiefe ebenso Einsteigern, wie auch fachkundigen Leser*innen ans Herz legen möchte.

Gespräche aus der Community

Liebe Leser_innen,
Hagendorff zeigt die ideologischen wie psychologischen Mechanismen auf, die nicht nur zur Akzeptanz und Unterstützung von Gewalt gegenüber Tieren, sondern auch gegenüber Menschen führen: EIne von Frieden und gegenseitigem Respekt geprägte Gesellschaft ist ihne die Beendigung der globalen Tierindustrie nicht denkbar.
Der Autor nimmt an der Leserunde teil & steht für Fragen bereit.

62 BeiträgeVerlosung beendet
T
Letzter Beitrag von  Thilo_Hagendorffvor 4 Jahren

Liebe Dauerleserin! Auch dir vielen vielen Dank für deine lieben Beiträge hier und deine Rezension! Ich habe diese mit Freude gelesen. Du hast dir so viel Mühe gegeben und so ausführich geschrieben, daher die Frage: Magst du die Rezension evtl. auch bei Amazon einstellen?

Community-Statistik

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von 2 Leser*innen aktuell gelesen

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