Sachlich, klar und fundiert
„Das Zeitalter der größtmöglichen Bequemlichkeit“ ist es, dass Dolatre zunächst als „evolutionäre Beschreibung“ der Gegenwart nutzt. Eine an sich folgerichtige evolutionäre Entwicklung, zieht man die intelligenten Ziele nach effizienter Nutzung der eigenen Möglichkeiten und dem Ziel, mit relativ wenig Energieaufwand das Leben abzusichern und zu gestalten als grundlegende Antriebe für „Verbesserungen“ (Erfindungen, Technik, Haltungen) heran.
„Der Mensch anno 2021 ist ein bisschen faul geworden. Er sitzt in seinem volldigitalisierten Smartphone und kann….sein alltägliche Leben steuern und organisieren“.
Dass damit eine „Abgabe an Verantwortung“ einhergeht, die dem Menschen an sich schon nicht sonderlich guttut, ist das eine, was Dolatre eher am Rande noch mit vermittelt. Dass aber die Dienstleister dieser „Bequemlichkeit“ ureigensten wirtschaftlichen und egozentrischen Interessen folgen und nicht unbedingt das reine Wohlergehen des „Users“ im Sinne haben, das legt Dolatre Seite für Seite offen und zeigt auf, dass diese „moderne Bequemlichkeit“ einen (zu) hohen Preis bereits kostet und noch mehr kosten wird.
Das da zudem die „Regeln“ und Gesetze nur fadenscheinig eingehalten werden, dass durchaus Daten jeder Coleur „abgegriffen werden“, die nicht im Sinne der Regularien und des Nutzers liegen, auch das liest sich nicht nur interessant, sondern erschreckend.
Nimmt man den Hintergrund des Autors dazu, rüttelt das den Leser noch mehr auf, denn Dolatre ist ein wesentlicher Teil dieser Entwicklung und selber als Gründer des Webportals „.Gmx“ Teil dieser „Evolution“, der nun „die Seiten wechselt“. Einer ganzen „Tech-Industrie“, denen es vor allem um eins geht: Um die Daten der Nutzer. Je mehr, desto besser, je mehr, desto vermessener wird der Kunde und desto kapitalisierbarer wird das Wissen um den einzelnen Menschen. Eine Datensammlung, die Folgen hat, die das Leben in bestimmte Richtungen drängen will, welche den digitalen Kräften zu pass kommt und eine Sammlung, die für den „Lohn“ einer gewissen, meist nur vorgegaukelten Bequemlichkeit einen hohen Preis eintreiben. Die Manipulation des Menschen und seines Lebens.
So weitet sich das Thema von Beginn aus aus dem engeren Bereich der „Datenverarbeitung“ heraus zu einer Frage weltweiter Politik: „Wer hat die Macht“ und wo und wer „ringt und in Macht“ über ganze Gesellschaften. Und wie lassen’s ich persönliche und gesellschaftliche Unabhängigkeit und Datensicherheit angesichts dieser „Kraken“ gewährleisten?
Folgt man Dolatre, dann wird die Bedrohung offenkundig und ebenso, wie weit die „Kontrolle§ bereist unter einiger Mithilfe des „Homo digitalis“ bereits fortgeschritten ist.
„Wer behauptet, wir leben heute in einer perfekten Welt, weil sich alle so schön und bequem darin einrichten können, hat vermutlich noch nie die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der GAFAM Konzerne im Wortlaut gelesen“.
Was übrigens ein guter Tipp wäre, sich dem Thema mal persönlich zu nähern. Auch wenn es mühsam, schwer verständlich und meist kleingedruckt daherkommt (was Absicht ist). Um sich dann die Frage zu stellen, ob man so viel von sich selbst einem anderen „abgeben“ möchte.
Das kleine Beispiel einer scherzhaften „Bedingung“ durch F-Secure vor einigen Jahren spricht da erschreckende und eigentlich furchtbare Bände. Wenn man realisiert, dass die Bedingung deutliche Folgen für die Familienplanung gehabt hätte und tatsächlich „rechtsverbindlich“. Von fast allen Kunden blind „abgeklickt“.
Und wer liest, versteht und meint, das wer dann eben so, da könne man nichts machen, wenn man digital teilnehmen möchte, der irrt. Wie die Autoren überzeugend darlegen. Dass ein anderer Weg nicht einfach ist, das sprechen die Autoren natürlich nicht ab und am Ende wird die Politik der Regierungen gefordert sein, gegenzusteuern. Was, wie ein kleiner Blick alleine nur auf Irland zeigt, das eigentliche Problem darstellt. Denn Gier war schon immer, neben dem Hang zur Bequemlichkeit, ein problematischer Antrieb des Menschen.
Bis sich auf der großen Ebene allerdings etwas ändert, sind die „10 (An-) Gebote“, die „Dolatre-Doktrin“ überaus hilfreich am. Ende des Buches, um das eigene digitale Leben sicherer zu gestalten.
Eine überzeugende und wichtige Lektüre.