Cover des Buches Bewegungsmelder (ISBN: 9783852186436)
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Rezension zu Bewegungsmelder von Thomas Ballhausen

Rezension zu "Bewegungsmelder" von Thomas Ballhausen

von Buchwurmchaos vor 14 Jahren

Rezension

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Buchwurmchaosvor 14 Jahren
Ich war sehr gespannt auf ein Werk des Schriftstellers Thomas Ballhausen, dessen Werke ja u.a. ausgezeichnet wurden mit dem Reinhard-Priessnitz-Preis im Jahr 2006 und dem Holfeld-Tunzer-Preis im Jahr 2008. Da auch "Der Bewegungsmelder" für Preisvergaben vorgeschlagen wurde, wollte ich das Werk unbedingt lesen. Das Buch enthält im ersten Teil verschiedene Geschichten, die unter dem Oberbegriff "Fluchtversuche" zusammengefasst wurden. Ich las sehr flüssig geschriebene Erzählungen, die mal länger, mal kürzer von Mitmenschen erzählen, die sich im Leben treffen und sich wieder verlieren. Sei es, eine Beziehung geht ohne Worte, im gemeinsamen Einverständnis auseinander nach einem gemeinsamen Versuch Leidenschaft zu empfinden, sei es eine "flüchtige" Bekanntschaft auf einer längeren Zugreise, die nach Erreichen des Zieles (oder des Umsteigebahnhofs) ohne langen Abschied endet. Ich war sehr erstaunt. Situationen werden von dem Autoren geschildert, über die ich selbst mir nie grosse Gedanken gemacht habe. Nie hätte ich solch eine Gefühlstiefe bei einem Autoren männlichen Geschlechts erwartet, und ich war oft versucht, ihm zuzurufen, dass das Leben nun mal ein Kommen und "Weiter"gehen ist, als "Flucht" hätte ich diese "flüchtigen" Bekanntschaften niemals empfunden. Ich habe bisher das Kennenlernen von Menschen, im Sinne schicksalshafte Begegnung immer als Bereicherung empfunden, intensive Gespräche im Zug als Anregung, aber mein Aussteigen niemals als Flucht gesehen. Ich habe auch nie diesen Menschen lange hinterhergedacht. Zerplatze Bekanntschaften habe ich als Lebenserfahrung und Reifung ausgefasst, den Begriff "Fluchtversuch" wäre mir in diesem Zusammenhang nicht gekommen. Es war sehr überraschend, eine völlige andere Sicht der Lebensbegegnungen zu erfahren. Der zweite Abschnitt des Buches ist gefüllt mit "Interventionen". Wochenlang habe ich Germanisten genervt, Lexika gewälzt, weil diese Art sich mitzuteilen mir bisher nicht geläufig war. Inzwischen denke ich, der Autor möchte mit den Interventionen eine neue Form der Literatur präsentieren, so wie malende Künstler oft verschiedene Techniken kombinieren. Die Interventionen stellen Textteile dar, die durch Gedankenstriche unterbrochen/verbunden sind. Dabei wird Grammatik oder Satzzeichengebung völlig ausser Acht gelassen. Anfangs war ich bemüht, einen Rhythmus oder eine Symmetrie zu entdecken, es reimt sich nicht, die Silbenanzahl ist ebenfalls nicht ausschlaggebend, dann dachte ich, es seien spontane Gedankeneingebungen, die der Autor über Themen, Werke präsentiert, aber die Pausen sind unpassend. Leider empfand ich diese Form der Darstellung so störend, dass der eigentliche Inhalt oft an mir vorüberging. Schade eigentlich. Leider gibt es keinerlei Erklärung dieser seltsamen Art, es bleibt der Fantasie des Lesers überlassen, diese Texte zu interpretieren. Ich habe es in keinster Weise bereut, dieses Buch zu lesen, auch wenn es mich etwas ratlos und erstaunt zurücklässt. Ist der Autor gar geflüchtet?
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