Rezension
Eltragalibrosvor 13 Jahren
Denken und Gehen; wie der Titel von Bernhards 1971 erschienener Erzählung schon lautet, ist das die Hauptthematik des Buches. Der Erzähler unternimmt einen Spaziergang mit Oehler, da Karrer – ein gemeinsamer Freund – verrückt geworden ist und in der Anstalt, in Steinhof, steckt. Oehler versucht in langen repetitiven Monologen Karrers Denken nachzugehen. Ein Denken, das sich mit der Existenz des Menschen, der Welt, dem Denken an sich und dem Gehen befasst. Der Verrücktheit, dem Verfall des Körpers, dem Irrtum, welchem die Menschheit unterliegt, dem Verstand und der Unerträglichkeit des Lebens. Die Verwendung der Sprache als Ausdruck unseres Seins oder dem Selbstmord als unumgängliche Folge für die Unterdrückung des Individuums durch den Staat. Dabei entsteht ein kausales Gedankengeflecht, das manchmal bei abschweifender Konzentration für die größte Verwirrung sorgen kann, zumal Bernhards Erzählstil viele Wiederholungen beinhaltet, die das Lesen zeitweise erschweren. Der Stil seines Schreibens steht in Gehen darüber hinaus im Vordergrund und diese Gedankenverästelungen, die er vollzieht, werden hin und wieder auch ad absurdum geführt. Dennoch versucht man als Leser den Sinn vom Unsinn zu trennen und ich für meinen Teil konnte nicht entscheiden, ob mir das immer gelungen ist. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass Oehler nicht für Karrer spricht, sondern dass die Grenze zwischen ihm und Karrer hauchdünn ist und jeden Moment überschritten werden kann. Gewundert hätte es mich daher nicht, wenn Oehler am Ende seines Denkens, oder dem Denken Karrers, diesem gefolgt wäre.