Cover des Buches Die Abendgesellschaft der Quartiersleute (ISBN: 9783862823451)
Rezension zu Die Abendgesellschaft der Quartiersleute von Thomas Christen

In der Kürze liegt leider doch nicht immer die Würze

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Interessanter Bogen zwischen Vergangenheit und Gegenwart lesenswert verpackt, leider jedoch viel zu kurz.

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 9 Jahren

Mein Leseeindruck:

Die pure Neugierde ließ mich zu diesem Buch greifen, ich gebe es gerne zu. Wie wollte es der Autor schaffen, auf nur 350 Seiten die Geschichte von fünf Generationen unterzubringen?!

Thomas Christen kann hervorragend erzählen, wie ich finde. Seine Art des Schreibens hat mich wundervoll an die Hand genommen und durch den Roman geführt. Auch über die irgendwie merkwürdigen und mysteriösen „drei Herren“ bin ich nicht gestolpert, sondern habe sie mit einem breiten Schmunzeln zur Kenntnis genommen. Lustige Idee, dies so in die Story einzubauen :-)

Der Roman beginnt mit den Geschehnissen des Jahres 1896 in Wales und endet in Moorburg 2014. Dazwischen springt man, von Kapitel zu Kapitel, immer mal hin und her zwischen den einzelnen Jahrzehnten und Generationen. Dies jedoch nie so, als das man den Überblick verlieren würde.

Mir hat gut gefallen, dass der Autor dem Leser viele Geschehnisse sehr ausführlich schildert und ihn so quasi am Leben der jeweiligen Protagonisten regelrecht teilhaben lässt. Die Geschehnisse die zur Firmengründung führten zum Beispiel. Oder die dramatischen Erlebnisse während der beiden Weltkriege und später bei der katastrophalen Sturmflut, die die Hamburger Dämme brechen ließ. Man leidet regelrecht mit beim Lesen und kann sich das damalige Elend und die Qual der Menschen fast bildhaft vorstellen.

Absolut nicht gefallen hat mir jedoch die Tatsache, dass es auch ziemlich große Zeitsprünge gab und man den Leser auf diese Art elementar wichtige Entscheidungen und Entwicklungen vorenthalten hat. Der Aufbau nach dem 2. Weltkrieg im zerbomten Hamburg sei hier genannt, oder die direkte Zeit nach dem Hochwasser. Man verlässt die Überlebenden quasi auf dem rettenden Dach des Hauses sitzend und wird dann mittels Zeitsprung etliche Jahre weiter katapultiert. Und auch das eigentliche Ende wirkt mehr als überhastet und überstürzt auf mich.

Ich denke, an solchen Stellen macht sich die Kürze des Buchs ganz besonders deutlich bemerkbar. Was ich als sehr schade empfinde, aber womit meine Eingangsfrage auch geklärt wäre: Es ist, in meinen Augen, dem Autoren nur bedingt gelungen, so viele Generationen auf so relativ wenigen Seiten unterzubringen.

Gut rüber gekommen sind die unterschiedlichen Spannungen und Diskrepanzen unterhalb der verschiedenen Familienmitglieder, die sich zum Ende hin bei der alljährlichen Familienfeier bemerkbar machen.

Mein Fazit: Ein interessanter Ausflug in die Hamburger Vergangenheit, mit Bogen ins Heute, der durchaus lesenswert daher kommt, sich aber bedingt durch die Seitenzahl nicht in vollem Glanz präsentieren kann.


Leider kann man hier nur volle Sterne vergeben, ich hätte dem Roman eigentlich gerne 3 1/2 Sterne zugestanden.
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